Werner Leitner: Der Runterhändler
In seinem Verfahren wegen Steuerhinterziehung wird Bayern-Boss Uli Hoeneß von Werner Leitner vertreten. Der gilt als diskret und akribisch, hat aber doch eine bewegte Biographie.
Wenn heute ein bekannter Wirtschaftsboss vor Gericht steht, schätzt er nicht den großen Auftritt. Möglichst diskret soll es zugehen, vielleicht mit einem Deal hinter den Kulissen.
In solchen Konstellationen nehmen Prominente gerne die Dienste von Werner Leitner, 53, in Anspruch. Der Niederbayer, der seit 20 Jahren eine erfolgreiche Kanzlei in München betreibt, gilt als herausragender Jurist und akribischer Arbeiter. Und er ist begeisterter Anhänger des FC Bayern München.
Hoeneß-Anwalt hat auch schon Breno verteidigt
Auf einem Stehpult in Leitners Büro liegt die Chronik des erfolgreichsten deutschen Fußballvereins ganz oben. Seit 2004 zählt der FC Bayern zu Leitners Klienten. Er verteidigte zum Beispiel den brasilianischen Spieler Breno, der seine Villa abgefackelt hatte.
Doch das ist nichts im Vergleich zu dem Mandat, das Leitner jetzt übernommen hat: Er vertritt den Bayern-Präsidenten Hoeneß in dessen Steuerstrafsache. Sein schwierigster Fall.
Der promovierte Wirtschaftsstrafrechtler hat erreicht, dass der Haftbefehl gegen Hoeneß durch eine Kaution von fünf Millionen Euro außer Vollzug gesetzt wurde. Sonst würde Hoeneß noch in U-Haft sitzen. Doch vor zwei Wochen hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Es kommt wohl zum Prozess. Werner Leitner hätte das wahrscheinlich gerne verhindert. Lieber als eine öffentliche Verhandlung ist ihm ein stiller Strafbefehl. Und ein ausgehandeltes Urteil zieht er der Konfliktverteidigung vor.
Uli Hoeneß: Anwalt war früher im diplomatischen Dienst
Außer dem Vorteil, FC-Bayern-Anhänger zu sein, befähigt ihn vor allem seine Ausbildung für den Hoeneß-Job. Nach dem Studium in München und Chicago war Leitner zunächst Attaché im Auswärtigen Amt. Den diplomatischen Dienst beendete er, als er 1989 die Chance hatte, in die Kanzlei des damals bekanntesten deutschen Strafverteidigers Rolf Bossi einzutreten.
Die Diskretion, die er als Diplomat lernte, hat er in den Anwaltsberuf mitgenommen. Das schätzen seine Mandanten. Dennoch mag Leitner spektakuläre Herausforderungen. Er verteidigte zum Beispiel Klaus Kuron, der als Abteilungsleiter im Bundesamt für Verfassungsschutz für Spionageabwehr zuständig war und gleichzeitig für die DDR spionierte.
Werner Leitner unterrichtet auch an der Universität Augsburg
Seit Jahren hat er sich auf Wirtschaftsprozesse spezialisiert und vertritt Vorstände großer Unternehmen. Leitner ist bestens vernetzt in der Justiz. Er engagiert sich rechtspolitisch in der Arbeitsgemeinschaft Strafrecht des Deutschen Anwaltvereins. Seit 2005 unterrichtet er an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg. Zuletzt hielt er die Vorlesung „Wirtschaftsstrafrecht in anwaltlicher Praxis“. Der heikle Fall Hoeneß wird da eher nicht vorkommen.
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