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Sensation: Spezialisten holen Riesen-Tumor aus Bauch einer Rentnerin

Sensation

Spezialisten holen Riesen-Tumor aus Bauch einer Rentnerin

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    Einen 28 Kilogramm schweren Tumor hat ein Dresdner Ärzteteam Anfang Oktober aus dem Bauch einer Rentnerin entfernt.
    Einen 28 Kilogramm schweren Tumor hat ein Dresdner Ärzteteam Anfang Oktober aus dem Bauch einer Rentnerin entfernt. Foto: Matthias Hiekel/dpa

    Ärzte entfernen Riesentumor: Ein Dresdner Spezialistenteam hat Anfang Oktober einen 28 Kilogramm schweren Tumor aus dem Bauch einer Frau entfernt. Das ungewöhnlich große Krebsgeschwür war wegen des Übergewichts der Diabetikerin erst nach Monaten entdeckt worden. "Die Geschwulst maß 60 mal 50 Zentimeter und füllte den ganzen Bauch vom kleinen Becken bis zum Rippenbogen aus", sagte die Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums, Pauline Wimberger, am Freitag.

    28-Kilo-Tumor: Hausarzt verordnete Diät

    Der sogenannte Borderline-Tumor hatte sich an einem Eierstock entwickelt. Er sei nicht gutartig, aber auch nicht hochaggressiv bösartig gewesen, erklärte die Gynäkologin.

    Ihre Patientin, die Rentnerin Irmtraud Eichler, ist seit Jahren Diabetikerin und übergewichtig. "Vor acht Monaten nahm ich plötzlich in kurzer Zeit mächtig zu", sagte die 60-Jährige. Ihr Arzt habe das auf die Zuckerkrankheit und den damit verbundenen Bewegungsmangel zurückgeführt und ihr eine Kur wegen Fettleibigkeit (Adipositas) verordnet. "Ich war nie schlank, aber ich wusste, dass der immer dickere Leib nicht vom Essen kommen kann." Sie habe damals weniger zu sich genommen als ein Kind.

    Tumor im Bauch: OP dauerte sieben Stunden

    Was Sie über Krebs wissen sollten

    Statistisch gesehen entwickelt jeder dritte Europäer im Laufe seines Lebens Krebs. In Deutschland erkranken etwa 395.000 Menschen jährlich neu, etwa 210.000 Menschen sterben an der Krankheit.

    Der Ausdruck Tumor wird als Überbegriff für gut- und bösartige Geschwülste verwendet.

    Von Tumoren werden sogenannte Systemerkrankungen unterschieden, wie Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphdrüsenkrebs.

    Tumore gehen auf krankhafte Veränderungen zurück, die eine gesunde Zelle in eine unkontrolliert wachsende Zelle umwandeln.

    Gemäß den aktuellen Zahlen der Deutschen Krebsgesellschaft ist bei Männern die häufigste Krebsart mit jährlich rund 63.000 Erkrankungen Prostatakrebs. Bei Frauen ist dies Brustkrebs mit jährlich rund 70.000 Erkrankungen. Danach folgen Darmkrebs, Lungenkrebs, Harnblasenkrebs und Magenkrebs.

    Eine Form der Krebstherapie ist die Operation. Voraussetzung ist die frühzeitige Erkennung des Tumors. Neue Techniken wie Laserchirurgie und Endoskopie ermöglichen schonendere Operationen als noch vor Jahren.

    Die Chemotherapie ist die medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen. Dabei werden Stoffe verwendet, die ihre schädigende Wirkung möglichst gezielt auf bestimmte krankheitsverursachende Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausüben und diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen.

    Die molekularbiologische oder auch zielgerichtete Krebstherapie ist ein junger Ansatz bei der Behandlung von Krebs. Während die Chemotherapie eher unspezifisch wirkt und auch gesunde Zellen schädigt, können durch neue Wirkstoffe Krebszellen zielgenau angegriffen werden.

    Bei bösartigen Tumoren kommt häufig auch die Strahlentherapie zum Einsatz. Vorwiegend wird Gammastrahlung, Röntgenstrahlung oder Elektronenstrahlung verwendet.

    Etwa zwei Drittel aller Krebserkrankungen werden durch Nikotinsucht, falsche Ernährung und Risikofaktoren in der Umwelt hervorgerufen. Neben gesunder Ernährung und Sport gilt ganz allgemein „bewusstes Leben“ als eine gute Methode der Krebsprävention.

    Als sie kaum noch laufen und stehen konnte, drängte ihre Tochter auf eine Untersuchung im Krankenhaus. Mit Computertomographie und Ultraschall entdeckten Fachärzte dann den ungewöhnlichen Riesentumor und überwiesen Eichler in das Dresdner Uniklinikum. "Sie konnte nur noch seitlich liegen", erinnerte sich Stationsschwester Cornelia Meißner an den Notfall. Zu viert mussten sie die 1,63 Meter kleine und 138 Kilo schwere Frau betten.

    Zur Diabetes kam eine vergrößerte Schilddrüse, die die Luftröhre auf sieben Millimeter und damit um mehr als die Hälfte verengt hatte und Atemnot verursachte. In einer siebenstündigen Operation entfernte das vierköpfige Ärzteteam Tumor, Gebärmutter, Eierstöcke und -leiter und die Schilddrüse. Die mit Flüssigkeit gefüllte Geschwulst musste im Ganzen aus dem Körper, um eine Verteilung der Krebszellen zu vermeiden. Der ungewöhnlich große Tumor füllte eine Schubkarre.

    Tumor entfernt - Patientin kann wieder laufen

    "So eine Größe zu entwickeln, dauert es Jahre", sagte Wimberger. Dass der Riesentumor nicht früher bemerkt wurde, hänge auch mit der eingeschränkten Bildgebung bei übergewichtigen Menschen zusammen. Irmtraud Eichler ist gut drei Wochen nach dem Eingriff fast 40 Kilo leichter und kann wieder laufen - mit Gehhilfe.

    "Man darf sich nicht aufgeben", sagte Eichler, die nach den auch psychisch belastenden Zeiten "super glücklich" ist. Ohne die Hartnäckigkeit ihrer Tochter hätte der Tumor sie über kurz oder lang getötet. "Ich kann den Ärzten nicht genug danken", sagte sie mit Tränen in den Augen. "Ich bin ein neuer Mensch." (dpa)

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