Lisi ist 77 Jahre alt, Sophia sieben Jahre jung. Siebzig Jahre trennen Oma und Enkeltochter. An diesem Nachmittag in Adelzhausen spielt das keine Rolle! „Wir finden das ganz toll hier! Es macht riesigen Spaß“, sagt Monika, 40 Jahre. Sie ist gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Tochter an diesem Sonntagnachmittag in den Gasthof Dillitz gekommen. Bereits zum dritten Mal hat Lydia Konrad, Seniorenbeauftragte der Gemeinde Adelzhausen, den Generationenfasching organisiert.
Eine Herzensangelegenheit ist Konrad die Veranstaltung: „Oft gibt es ja den Kinderfasching oder den Seniorenfasching. Beides ist toll. Doch mir ist es wichtig, dass alle gemeinsam Spaß haben.“ Eindringlich appelliert sie: „Bitte separiert die Senioren nicht. Lasst sie mit der Gesellschaft mitfeiern!“ Der Erfolg gibt ihr Recht.
Auch Jugendliche feiern in Adelzhausen mit
Voll besetzt ist der Gastraum des Gasthauses Dillitz an diesem Sonntagnachmittag. Die Jüngsten sind gerade einmal ein Jahr alt, die Ältesten weit über achtzig. Es wird gelacht, gescherzt und gesungen. Was sofort auffällt, ist die familiäre Atmosphäre. Niemand stört sich daran, dass die Kinder durch die Stuhlreihen flitzen. Sie sitzen mal bei der Oma, mal beim Papa auf dem Schoß. Oder stehen staunend und mitklatschend direkt vor der Bühne. Das Gemeinschaftsgefühl ist überall spürbar. Nicht nur die ganz Jungen oder ganz Alten treffen sich hier heute zum Feiern: Auch viele Jugendliche feiern begeistert mit. Nicht selbstverständlich in der heutigen Zeit.
Und so ist auch das Programm einzigartig. Ob die Beachboys und Beachgirls der Katholischen Landjugendbewegung oder die Matrosen der Frauengruppe. Pure Lebensfreude wird hier sichtbar – über die Generationen hinweg.

Ein Programm der Extraklasse hat Lydia Konrad mit vielen helfenden Händen auf die Beine gestellt. „Bereits im Winter haben mich die Frauen vom BC Adelzhausen angeschrieben, ob wir wieder etwas machen“, so Konrad. „Sie wären wieder mit dabei!“ Als die fünf Frauen die Bühne entern, wird lauthals mitgesungen und mitgeklatscht. Einfach toll sei es, dass sich so viele Gruppen ehrenamtlich engagieren, sagt die Seniorenbeauftragte. Nicht nur der Sportverein oder die Landjugend (KJLB) sind jedes Jahr mit dabei. Auch der Theaterverein, die Jugendfeuerwehr und die Sitztanzgruppe zeigen ihr Können.
Auch das Programm ist generationenübergreifend
Generationenübergreifend ist das Programm. Beim Auftritt der Bienen dürfen die jüngsten Adelzhausener zeigen, was sie können. Die jungen Mütter haben die Bienenkostüme selbst genäht. Begeistert klatschen die Großeltern mit.

Umgekehrt ist es beim Auftritt der Sitztanzgruppe. Nun versuchen die Kinder, die vor der Bühne sitzen, die anspruchsvolle Choreografie der Älteren nachzuahmen. Zwischen 73 und 85 Jahren sind die Seniorinnen, die sich unter der Leitung von Christa Dollinger einmal pro Monat im Pfarrheim treffen. „Man muss sich geistig anstrengen, um im Alter fit zu bleiben“, so die Tänzerinnen. Der Auftritt ist ein voller Erfolg. „Plagt uns einmal ein Zipperlein, beim Tanzen wird’s verschwunden sein“, lautet das Motto der Sitztanzgruppe. Bunte Tücher schwenken die Seniorinnen zu russischer Folkloremusik – ein kleiner Beitrag zur Völkerverständigung.
Putzfrauen mit Witz und viel Humor auf der Bühne
Ein weiterer Höhepunkt sind die beiden Schwestern Madlen und Christina vom Theaterverein Adelzhausen. Als Putzfrauen verkleidet, karikieren sie mit Witz und viel Humor das Durcheinander im Fachärztedschungel. Da wird bei Beschwerden im Genick auch mal zum Genickologen geschickt. Viele Lacher erntete die Jugendfeuerwehr mit ihrer etwas anderen Gerichtsverhandlung. Der Sandmann wird des Einbruchs beschuldigt und soll zum Unverständnis der vielen zuschauenden Kinder verurteilt werden – zumal er auch noch Sand in die Augen streue.

Selbstverständlich müssen sich auch die kommunalen Obrigkeiten dieses Jahr einiges gefallen lassen. Bürgermeister und Pfarrer, der eine mit Frau, der andere heute einmal ohne, wie Lydia Konrad zur Begrüßung belustigend reimt, feiern ausgelassen mit. Nicht leicht hat es an diesem Nachmittag Bürgermeister Lorenz Braun – wird er doch von Konrad zünftig derbleckt: Zu finden sei er leider weder auf dem Bauhof noch beim Seniorenmittagstisch. Wenn man ihn denn gerade bräuchte, solle man einfach mal in Südtirol oder auf dem Kanapee nachschauen.

Nach einer ausgelassenen Schunkelrunde, eingeleitet von den Dorfplatzmusikanten, treten abschließend griechische Götter auf. Auferweckt vom Ouzo sorgen die Männer des Dorfes für den gelungenen Abschluss der außergewöhnlichen Faschingsveranstaltung über die Generationen hinweg. Zur Nachahmung absolut empfohlen.
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