Statt Mais, Raps und Weizen gediehen im Mittelalter im Wittelsbacher Land auch Weinstöcke. Flurbezeichnungen wie „Weinberg“, Weinleite u. ä. deuten noch darauf hin, dass Wein angebaut wurde. Meistens handelt es sich um Südhänge, etwa bei Pöttmes, Sielenbach, Laimering oder Rehling. Das ist lange vorbei. Heute feiert ein Winzer bei Haunswies die Renaissance dieser Zeit. Doch nicht dahin führt diese Sonntagswanderung rund um einen Weinberg, sondern in die Ecke bei der schönen Wallfahrtskirche Maria Birnbaum.

Wein, nicht Bier, war das übliche Getränk in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Bayern. Eingeführt wurde er vor allem aus den Gegenden, die wir heute noch als Weinanbaugebiete kennen. Vor allem der Münchener Hof wurde damit beliefert. Die Ost-West-Straße vom Elsass über Ulm, Augsburg, Friedberg und München wird auch Weinstraße genannt. Besser bekannt ist sie als Salzstraße. In Augsburg befand sich zwischen St. Moritz und St. Ulrich der Weinmarkt direkt vor den Fuggerhäusern. In der Mitte der Straße stand nach dem Herkulesbrunnen das von Elias Holl erbaute Siegelhaus, in dem 100 Weine amtlich überprüft wurden. Es schlossen sich nach St. Ulrich zu die Wein- und Salzstadel an. Auch in Friedberg soll es auf dem Markt zehn Weine gegeben haben.
Im Mittelalter wird im Altmühltal Wein angbaut
Im Mittelalter wurde Wein nicht nur in Franken, sondern auch in Südbayern und bei uns angebaut. Bekannt ist z. B., dass am Schellenberg bei Donauwörth und im Wörnitz- und Altmühltal Wein angebaut wurde. Als Anbaugebiete werden auch die Gegend um Donaustauf, Kehlheim, Landshut und vor allem Regensburg genannt. Besonders gut soll der Wein aus der Gegend von Dingolfing gewesen sein.



Wir finden Flurnamen, die an den Weinbau erinnern, im Wittelsbacher Land bei Maria Birnbaum und östlich von Sielenbach vor Wollomoos, in Todtenweis-Nord, bei Pichl, Unterbaar, Obermauerbach, Laimering, Igenhausen und von Rehling-Au. Im Pöttmeser Bereich sind Namen recht häufig, so Weinbergle in Reicherstein, Weinbergoedung und Weinbergbreite in Pöttmes, Weinbergstelzen, Weinbergacker und Weinbergholz in Immendorf, in Schnellmannskreuth ein Weinbergacker und ein Weinbergholz sowie in Immendorf ein Weinbergacker und ein Weinbergholz, in Schorn schließlich noch eine Weinbergbreite.
Dass am Schloss Gumppenberg bei Pöttmes um 1560 Wein angebaut wurde, zeigt eine Ansicht des Schlosses aus der Werkstätte von Philipp Apian und Jost Amman. Vielleicht steht auch der früher zum Deutschen Orden grundbare Hof Weinsbach westlich von Adelzhausen in Verbindung zum Weinanbau.

Höchstwahrscheinlich waren es die Römer, die den Weinbau in unsere Gegend brachten. Nachweise sind aber spärlich. Kaiser Probus (276 bis 282 n. Chr.) soll den Weinanbau gefördert haben. Erst später gibt es schriftliche Zeugnisse. Bischof Aribo von Freising nennt Regensburg im Jahr 649 in der Vita des Heiligen Emmeram „regio Baiovariorum viniferax“ (reich an Wein ist die Gegend der Baiuwaren). Im Hochmittelalter hatten in erster Linie die Klöster umfangreichen Weinbergbesitz an der Donau, zu nennen sind die Klöster St. Emmeram, Prüfening, Weltenburg und Niederaltaich.

Doch die Kleine Eiszeit machte den Weinanbau immer schwieriger und so schrieb der Jurist und kurfürstlich bayerische Staatskanzler Wiguläus von Kreittmayr, dessen Vorfahren aus Friedberg stammten, Bayern ist „ein glückliches Land, wo der Essig, welcher anderswo mit großer Mühe bereitet werden muß, ganz von selbst wächst“. Schließlich hörte der Weinanbau in Südbayern allmählich auf. Herzog Maximilian I., ab 1623 Kurfürst, erlaubte kurz nach 1600 das Brauen von Weißbier, sanierte damit den maroden Staatshaushalt und machte das Bier zum bayerischen Kultgetränk.
Wanderung rund um den Weinberg bei Maria Birnbaum: Das ist die Route
Die kurze Wanderung um den Weinberg beginnt am Parkplatz von Maria Birnbaum. Dann wandert man in Richtung Ortsmitte. Nach der Kurve nehmen Spaziergänger nach rechts die Weinbergstraße. Vor ihnen liegt der Weinberg, dessen Ausläufer sich zur Wallfahrtskirche hinunterziehen. Bei einem Feldkreuz erreichen die Wanderer auf dem Scheitelpunkt eine Kreuzung, bei der sie einen 360-Grad-Rundumblick haben. Weiter geht es nun bergab auf dem gepflasterten Feldweg entlang des Weinbergs.
Wer die Augen aufmacht, kann vielleicht auf dem Feld bzw. am Feldrand Ziegelreste sehen. Sie stammen von einer römischen Siedlung, die sich hier im Umfeld befand. Die Wanderfreunde erreichen nun die Staatsstraße 2338 von Tödtenried nach Sielenbach. Entlang dieser Straße kommen sie auf einem Geh- und Radweg nach rechts zurück zur Wallfahrtskirche, nochmals vorbei an den steilen Abhängen des Weinbergs.
Wegstrecke: 2,2 Kilometer.

Das Buch
Diese Wanderung ist dem Buch „Sonntagswandern im Wittelsbacher Land“ von Gabriele und Dr. Hubert Raab entnommen. Preis 24,80 Euro, 190 Seiten, erschienen im Wißner-Verlag, Verkauf über die Buchhandlungen in Aichach (Rupprecht), Friedberg (lesenswert) und Mering (Platzbecker) sowie über das Landratsamt Aichach-Friedberg.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden