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Für Erol Duman war der Orient-Express in der Bahnhofstraße, Aichach mehr als nur ein Restaurant - es war sein Lebenswerk.

"Orient-Express" in Aichach wird abgerissen: "Es tut mir im Herzen weh"

Foto: Marina Wagenpfeil

Seine früheren Gäste bezeichnet Erol Duman, der jahrelang Restaurant und Biergarten in der Bahnhofstraße betrieben hat, als Familie. Es war sein Lebenswerk - nun muss er loslassen.

Nur noch die schwarzen Kohlen und Asche im Holzofen und das Schild über der Eingangstür zeugen von den alten Zeiten im "Orient-Express" in Aichach. Die Theke ist ausgebaut, die Tische und Stühle ausgeräumt. Auch die Küche und der Kühlraum sind leer gefegt. Statt der Duft nach frischem Brot und Dönerfleisch zieht nur noch kalte Luft durch die entfernten Fenster. In dem leeren Zimmer steht Erol Duman, der jahrelang gemeinsam mit seiner Familie das Restaurant und den dazugehörigen Biergarten betrieben hat, und steckt seine Hände tief in die Jackentaschen. Nicht nur für seine Gäste, auch für ihn ist der Abriss des "Orient-Expresses" ein schwerer Abschied, denn für ihn war es nicht nur ein Job, sondern lange auch sein Zuhause.

Seit 2013 laufen die Planungen von Erol Duman für das Neubauprojekt auf dem Grundstück der Familie. Seit Ende 2021 laufen die Bauarbeiten.
Foto: Marina Wagenpfeil

Das Haus, in dem Duman steht, hat die Familie 1991 gekauft. Gemeinsam mit seinen Eltern, seiner Frau, seinem Sohn und den Geschwistern wohnte der heute 55-Jährige im ersten Stock. Damals war im Erdgeschoss noch ein Naturkostladen. Ende 1993 kaufte Familie Duman einen Imbisswagen, den die Familie zu einem mobilen Dönerladen umfunktionierte - der Startschuss für die Gastro-Karriere von Erol Duman. "Das Fleisch haben wir in unserer Wohnung in der Küche aufgespießt", erinnert er sich. Als dort der Platz zu knapp wurde, baute die Familie an und errichtete einen Kühlraum.

"Ich hatte
mit der Gastro das gefunden,
was mir Spaß macht"

Damals arbeitete Duman noch als Lagermeister in einem Möbelhaus in München. Ein Jahr lang kümmerte er sich nebenbei um die Imbisswagen. Danach kündigte er seinen Job und stürzte sich voll auf die Gastro. Immer mehr Imbisswagen und Mitarbeiter kamen hinzu. In Schrobenhausen, Ingolstadt, Karlsfeld, sogar in Türkheim wurden seine Dönerspieße und Brote verkauft. Als der Naturkostladen in der Aichacher Bahnhofstraße schloss, lag es nahe, dort ein Restaurant zu eröffnen. Erst mit einem Koch aus der Türkei, als dieser jedoch kurz darauf gegangen ist, machte Duman eben selbst in der Küche weiter. Was auch sonst?

Erol Duman war mit Leib und Seele gerne Gastgeber - manchmal stellte er sich auch mit Lederhosen an den Dönerspieß, wie 2011 als dieses Bild entstanden ist.
Foto: Nadine Bradl (Archivbild)

Während Erol Duman über die Anfänge des "Orient-Expresses" spricht, greift er in die Jackentasche, zieht ein kleines Kästchen mit selbst gedrehten Zigaretten hervor und steckt sich eine an. Im Hintergrund knirscht das Holz des großen Baumes, der jahrelang dem Biergarten Schatten gespendet hat, als sich die Baggerschaufel in die Äste gräbt. "Ich hatte mit der Gastro das gefunden, was mir Spaß macht", sagt er im Rückblick auf die Zeit.

Die Imbisswagen und das Restaurant gleichzeitig zu stemmen, war aber irgendwann zu viel. Trotz Unterstützung der ganzen Familie reduzierte Erol Duman den Imbissbetrieb und schloss das Restaurant wieder. Doch damit war der Ausflug in die Gastro-Branche längst nicht beendet. 1997 kaufte die Familie das angrenzende Grundstück, auf dem ein altes Haus stand. "Wir wollten die Wohnungen darin erst vermieten", erzählt der Aichacher. Dafür war das Gebäude aber fast schon zu alt. Am Ende wurde es abgerissen - zum Glück. Denn dort, wo zuvor das Haus gestanden hatte, ist der Biergarten entstanden, in dem viele Aichacher jahrelang ein- und ausgegangen sind, die Welt- und Europameisterschaften im Fußball auf Leinwand geschaut und an Pfingsten zu Livemusik getanzt haben. Statt in der Gastro zurückzufahren, fing Erol Duman nun erst richtig an.

1999 wurde der Biergarten eröffnet. Seitdem bewirtete Duman jeden Sommer im Biergarten seine Gäste und im Winter eben im Restaurant. Er baute eine Küche in den Garten, einen Pavillon, einen Wasserfall. Zur Weltmeisterschaft 2006 hat er zuerst eine Leinwand gekauft, dann eine weitere und nachdem das immer noch nicht reichte, kam noch eine dritte hinzu. "Eigentlich hatte ich die Leinwand nur für mich aufgestellt, weil ich halt die Spiele sehen wollte, aber ja schlecht den Laden zumachen konnte", erzählt der 55-Jährige und lächelt dabei. Am Ende musste er immer mehr Bänke und Stühle heranschaffen, weil immer mehr Menschen die Spiele bei ihm im Biergarten schauen wollten. Seitdem war Public Viewing im "Orient-Express" eine Institution. Auch an das Open Air Musikfestival "Open Erol", das Duman seit 2010 jedes Jahr an Pfingsten in seinem Biergarten veranstaltet hat, werden die Menschen mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückdenken.

"Die Gäste waren
wie eine Familie,
nicht nur Kunden"

Mit ausladenden Gesten zeigt Erol Duman über den Schutthaufen, der früher mal der Biergarten war. Die Zigarette, die er sich angesteckt hatte, ist längst vor lauter Reden wieder erloschen. "Ich verstehe es gut, wenn Leute den Orient-Express und Biergarten vermissen werden. Die Gäste waren wie eine Familie, nicht nur Kunden. Es war ihr Lebensraum, der Ort für soziale Kontakte. Das gilt auch für mich."

Es bleiben am Ende ein Schutthaufen - und viele Erinnerungen an die Zeit im "Orient-Express".
Foto: Marina Wagenpfeil

Für ihn war der Orient-Express nicht nur ein Job, sondern ein Lebenswerk. "Ohne die Familie hätte ich das nie so lange geschafft", sagt Erol Duman. "Es tut mir richtig weh, wenn ich sehe, wie jetzt alles abgerissen wird, weil wir viel Energie und Arbeit reingesteckt haben." In Eigenregie hat die Familie den Dachstuhl saniert, neue Dachplatten gedeckt, die Fassade isoliert, den Innenausbau gestemmt. "Wenn man alles selbst macht, entwickelt man auch zu Gebäuden eine andere Bindung." Doch am meisten werde er die Menschen und Gespräche vermissen.

Jedes Ende ist aber auch eine Chance für einen Neuanfang. "Das Leben ist Veränderung", sagt Duman. "Man muss auch loslassen können." Seit 2013 treibt er das Neubauprojekt für ein Wohn- und Geschäftshaus bereits voran. Seine Pläne sorgten in den politischen Gremien in Aichach für lange Diskussionen. "Wir hatten bereits mit dem Kauf des Grundstücks nebenan eine solche Idee im Hinterkopf", erzählt der Aichacher. Wenn das Grundstück schuldenfrei sei, dann sollten darauf Wohnungen gebaut werden - "als Alterssicherung". Trotz Schwierigkeiten mit der Baugenehmigung hat er immer an die Pläne geglaubt. "Ich bin kein Typ, der aufgibt - egal, wie lange es dauert."

Auch das Gebäude, in dem die Familie Duman nicht nur gearbeitet, sondern auch lange gelebt hat, fällt für das Neubauprojekt.
Foto: Marina Wagenpfeil

Der Abriss des alten "Orient-Expresses" soll noch im Januar vollständig beendet werden. Wenn es das Wetter zulässt, folgt im März der Aushub. Bis Ende 2023 soll der Gebäudekomplex fertiggestellt werden. Auf dem Gelände sollen insgesamt 18 Wohnungen entstehen. Mindestens drei von ihnen sind für die Familie Duman gedacht. In eine der Wohnungen wird Erol Duman selbst mit seiner Frau einziehen. Es ist eine Rückkehr an die Stelle, an der die Familie früher schon zusammen gelebt hat.

So soll das Wohn- und Geschäftshaus aussehen: Zur Bahnhofstraße hin ist ein viergeschossiges Gebäude vorgesehen, nach Süden ein dreigeschossiges.
Foto: Architekt Wolfgang Fent (Visualisierung)

Die restlichen Wohnungen sollen vermietet werden. Die Wohnungsgrößen reichen von 50 bis mehr als 100 Quadratmeter. Auch zwei Gewerbeeinheiten sind geplant. Rund sechs Millionen Euro soll das Projekt insgesamt kosten. In den ursprünglichen Plänen von 2013 wollte Duman hier selbst einen kleinen Dönerladen mit Biergarten betreiben. "Das ist inzwischen vom Tisch", sagt der Herzblut-Gastronom. Die jahrelange Aufopferung für den Laden mit all seinen Festen hat bei dem 55-Jährigen Spuren hinterlassen. Er brauche mehr Zeit für sich, sagt Duman. Der Kiosk im Freibad, den Duman seit sieben Jahren betreibt, soll es als einzigen weiter geben. "Dort wird man mich auch weiter treffen können."

So ganz loslassen kann Erol Duman dann aber doch nicht. Noch während er in Erinnerungen an alte Zeiten schwelgt, macht er bereits wieder Pläne für die Zukunft: Vielleicht könnte man in naher oder ferner Zukunft ja auch im Freibad an Pfingsten Open-Air-Konzerte machen. "Ich könnte mich um die Organisation kümmern...", überlegt er, rudert dann aber zurück. Eines nach dem anderen. Erst mal soll das Bauprojekt, auf das er lange warten musste, beendet werden und die Corona-Pandemie vorübergehen. Aber dann? "Man soll niemals nie sagen", sagt Duman, steckt sich seine Zigarette erneut an und zieht daran. Man glaubt ihm aufs Wort, dass dieser Satz für ihn nicht nur eine Floskel, sondern absolut ernst gemeint ist.