Das Raiffeisen-Agrar-Zentrum Lech-Paar mit den Standorten Rehling, Motzenhofen (Hollenbach) und Wollomoos (Altomünster, Kreis Dachau) hat sich mittlerweile zu einem der größten Agrarbetriebe in der Region entwickelt – mit einer riesigen Anzahl von Kunden. Erstmals in dieser Form luden nun die Verantwortlichen alle Landwirtsfamilien und Agrarkunden ins Gemeinschaftshaus Stotzard zu einem „Abend der Landwirtschaft“. Dabei ging es nicht zuletzt um den spannenden Agrarmarkt.
Knapp 130 Besucherinnen und Besucher waren mit dabei. Der Geschäftsführer des Agrarzentrums, Peter Bürle und Michael Balleis aus dem Aindlinger Ortsteil Hausen, Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV), freuten sich über das große Interesse. Hauptreferent des Abends war Markus Held aus Andersbach (Aichach) samt Familie, der in einem gut zweistündigen, kurzweiligen Fachvortrag über seine Agrar-Studienreise nach Brasilien berichtete.
Michael Balleis blickte auf die Demonstrationen der Landwirte im vergangenen Jahr zurück, „wo wir eine noch nie dagewesene Protestwelle der vielen Landwirte und einiger verbündeter Mittelständler erlebt haben“. Balleis betonte, dass er es nicht für möglich gehalten hatte, dass es dadurch tatsächlich zu größeren Veränderungen und auch zu Verbesserungen in der Brüsseler Agrarpolitik kommen würde. „Dadurch zeigte es sich einmal mehr, wie wichtig es ist, organisiert zu sein und dies wird auch künftig so bleiben, denn wir brauchen weiterhin starke Organisationen wie BBV und Maschinenring“, so Balleis.
Umsatz über 42 Millionen Euro des Raiffeisen-Agrarzentrums Lech-Paar
Peter Bürle gab einige Einblicke in die Zahlen des Raiffeisen-Agrarzentrums. Demnach wurden 2024 in den drei Standorten Rehling, Motzenhofen und Wollomoos rund 85.000 Tonnen Getreide, über alle Kulturen hinweg, gehandelt. Rund 10.000 Tonnen Lagerkapazität hat jede Niederlassung, also 30.000 Tonnen. Diese Menge wurde 2,8-mal umgeschlagen, ein einmaliger Wert im Genossenschaftsverband Bayern (Durchschnitt 1,3-mal). Mit diesen drei Lagerhäusern wurde demnach mit 18 Mitarbeitern ein Umsatz von über 42 Millionen Euro erwirtschaftet.

Der Getreidehandel umfasst eine Summe von rund 20 Millionen Euro und entspricht immerhin 3400 Ladungen, also umgerechnet je 14 Ladungen an 240 Arbeitstagen. Dazu kommen 12.000 Tonnen Futtermittel wie Soja, Rapsschrot oder Mischfutter, pro Tag 50 Tonnen. Bürle erinnerte auch an das Jahr 2022 mit dem plötzlichen Kriegsausbruch in der Ukraine und mit der Sorge um den weltweiten Getreidehandel. Versorgungsängste trieben damals die Preise in unvorhersehbare Höhen. Unverständnis herrschte schon bald nach Kriegsausbruch, dass die von der Politik gegen Russland verhängten Sanktionen für Getreidelieferungen groß umgangen werden konnten. Dadurch brachen rund 60 Prozent des Mahlgetreides, das aus Süddeutschland bis dahin Richtung Norditalien exportiert wurde, völlig weg. Dieser Markt kam trotz der Sanktionen für die Schwarzmeerregion zum Erliegen und belastet die Vermarktung in unserer Region stark, erklärte Bürle.
Negative Nachricht für die Landwirte vom Düngermarkt in Deutschland
Auch das Jahr 2023 war schwierig in Bezug auf die Ernte. Hier gab es noch Übermengen aus der Hochpreisphase 2022, trotz der geringsten Ernteerträge seit 19 Jahren in ganz Europa. Aktuell schaut man auf die letzte Ernte 2024 und einen ausgeglichenen Markt, auf dem keine großen Preissprünge zu verzeichnen sind. Bürle wird nicht müde, die Landwirte stets aufzufordern, ihr Getreide immer schrittweise in Form von Kontrakten zu vermarkten. Die Lagerhäuser böten hierzu Entscheidungshilfen. Eine negative Nachricht hatte Bürle vom Düngermarkt, wo einer der letzten verbliebenen Düngemittelhersteller Deutschlands, die SKW Piesterwitz aus Sachsen-Anhalt, die Düngermittelproduktion eingestellt hat. Grund sind laut Unternehmen die hohen Energiekosten. Von weither importierte Dünger aus Afrika, Russland oder der Türkei erhöhten so die Kosten und die Unsicherheiten für die Landwirte in Deutschland, so Bürle.

Nach einem reichhaltigen Buffet berichtete Markus Held per Lichtbildervortrag von seiner Agrar- und Studienreise nach Mato Grosso in Brasilien. In seinem interessanten Vortrag zeigte er auf, dass es in dem südamerikanischen Land in nahezu allen Bereichen beeindruckende Maßstäbe und Größenverhältnisse gibt. Die Flurgrößen der Grundstücke liegen dort bei durchschnittlich 300 Hektar und Betriebe mit 1500 Hektar Ackerflächen sind keine Seltenheit. Erntemaschinen in gigantischen Dimensionen bearbeiten die Felder, dazu werden immer mehr eigene Flugzeuge oder Drohnen zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Zu den wichtigsten Agrarprodukten zählen Baumwolle, Orangen, Zuckerrohr sowie Soja, Mais und Getreide.
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