Es erklingt entspannte Musik mit fröhlichem Vogelgezwitscher. Ein junger Mann steht mit einer Bierflasche in der linken Hand in einer großen Halle. Seine Rechte steckt in der Hosentasche. Vor und hinter ihm werkeln junge Leute eifrig an Faschingswagen. Mit diesem witzigen Kurzvideo demonstriert die Faschingsgesellschaft Zell ohne See schon am 6. Februar in sozialen Medien ihre Vorfreude auf den Faschingsumzug am 2. März. Dann kommt am 13. Februar der Anschlag auf einen Demonstrationszug in München. Was bedeutet das für den Fasching in Zell und in Aichach?

Nach dem Münchner Anschlag haben mehrere Faschingsgesellschaften in Bayern aus Sicherheitsbedenken Umzüge abgesagt. In Griesbeckerzell haben die Verantwortlichen keine Bedenken, auch die Paartalia in Aichach will an ihrer Veranstaltung am Faschingssamstag festhalten. Aber an erster Stelle steht die Sicherheit.
Polizei sieht keine konkrete Gefahr für die Region
Die ist zunächst einmal Sache der Polizei. Wie schätzt das Präsidium Schwaben-Nord die Lage ein? Laut Pressesprecher Markus Trieb „liegen derzeit keine konkreten Gefährdungserkenntnisse“ für die Region vor. Doch die Sicherheitsbehörden blieben „höchst wachsam“. Die Polizei will Trieb zufolge vor Ort für ein „Höchstmaß an Sicherheit sorgen“. Die Aichacher Polizei werde für Griesbeckerzell und Aichach von Teilen der Einsatzhundertschaft des Präsidiums unterstützt. Für die Veranstaltungen gebe es „maßgeschneiderte Sicherheitskonzepte“.

Für das Faschingstreiben auf dem Aichacher Stadtplatz fand dazu am Montag eine Zusammenkunft von städtischem Ordnungsamt, Polizei, Paartalia und Bayerischem Roten Kreuz (BRK) statt. Ein Treffen zum Umzug in Zell ist laut Aichachs Polizeichef Michael Jakob an diesem Mittwoch geplant. Zells Pressesprecher Patrick Stief sah seine Faschingsgesellschaft im Vorfeld bereits gut gerüstet. Denn: „Nach dem ersten Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin (im Dezember 2016; Anm. d. Red.) haben wir unser Sicherheitskonzept schon angepasst.“
Zufahrten beim Faschingsumzug in Zell werden noch konsequenter abgeriegelt
Seit 2017 riegeln die Zeller die Zufahrten zu ihrem Umzug ab. Zunächst wollten sie damals laut Stief Betonpoller installieren. Im Notfall aber wären dann die Rettungswege blockiert gewesen. Deshalb sperren die Zeller mit Fahrzeugen von Feuerwehr, THW und Rettungsdienst die Zufahrten ab.
Heuer wird das Sicherheitskonzept noch einmal nachgebessert. Auch kleinere Zufahrten zur Umzugsstrecke sollen mit Fahrzeugen abgeriegelt werden, wie Ordnungsamtsleiter Stefan Beer und Mitarbeiter Dennis Schäffler erläutern. Die Sperren seien noch engmaschiger, die Zahl an Sicherheitskräften und Polizeibeamten vergleichbar mit den Vorjahren, sagt Polizeichef Michael Jakob.
Paartalia Aichach sieht in neuem Sicherheitskonzept eine gute Lösung
Norbert Bachmann, Präsident von Zell ohne See, spricht von einem guten Miteinander. Das alles sei als Veranstalter nicht ganz einfach. „Aber wir haben in den letzten Jahren immer schon hohe Sicherheitsansprüche an uns gehabt.“ Jetzt werde noch einmal nachjustiert. Wichtig sei, dass Rettungs- und Fluchtwege trotz Fahrzeugsperren frei blieben.
Im Gegensatz zu den Zellern muss die Paartalia keinen ganzen Straßenzug absichern, sondern lediglich den oberen Stadtplatz, auf dem das Faschingstreiben mit mehreren Garden stattfindet. Laut Beer und Jakob werden wie bei der jüngsten Kundgebung für Demokratie alle Zufahrten mit Fahrzeugen abgeriegelt. Aichachs Polizeichef Jakob betont: „Wir haben überhaupt keine Hinweise, dass sich bei uns eine Gefährdungslage ergeben hat. Aber wir gehen etwas mehr auf Nummer sicher.“
Präsidentin Claudia Müller ist zufrieden: „Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Roten Kreuz, der Polizei und dem Bauhof eine gute Lösung gefunden.“ Sie hofft „auf einen unbeschwerten Tag für alle, die Spaß haben und gut unterhalten werden wollen“.
Etwas mehr Anmeldungen als im Vorjahr für Faschingsumzug in Griesbeckerzell
Auch in Griesbeckerzell steigt die Vorfreude. Obwohl die Anmeldung noch bis zu diesem Mittwoch möglich ist, verzeichnete der Verein schon in der vergangenen Woche laut Pressesprecher Stief „eine oder zwei Anmeldungen mehr als im vergangenen Jahr“. Rund 25 sind es Präsident Norbert Bachmann zufolge insgesamt. Es gebe nur eine kleine Verschiebung hin zu mehr Fußgruppen und weniger Wagen. Das aber ist der Faschingsgesellschaft zum 66. Geburtstag gerade Recht. Denn zu diesem Schnapszahljubiläum will sie an ihre Wurzeln erinnern: Und das sind nun mal Närrische, die zu Fuß durch den Ort ziehen. Bachmann hat einige Wagen schon gesehen und schwärmt: „Die sind sehr schön gemacht.“
Dass sich offenbar der ein oder andere Wagen, der auch im Stadtgebiet zusammengebastelt worden ist, lieber nicht in Griesbeckerzell, sondern nur andernorts blicken lässt, hat nach Einschätzung von Stief weniger mit den Sicherheitsauflagen zu tun. Sondern vielmehr mit den Vorschriften zu Musik und Lautstärke. Doch in Zell wollten sie gern familienfreundlich sein, sagt er.
Paartalia-Präsidentin: „Anderen Menschen Freude zu bereiten – dafür gibt es uns“
Das ist auch der Paartalia wichtig. Sie will besonders aus Gründen der Brauchtumspflege am Faschingstreiben festhalten. Dieses sei seit über 50 Jahren „immer schon ein friedliches Fest“ gewesen, sagt die Präsidentin. „Und das wird es auch heuer sein.“ Der Paartalia gehe es vor allem darum, anderen Menschen eine schöne Zeit zu bescheren. Das sei Herzenssache. Müller: „Anderen Freude zu bereiten – dafür gibt es uns.“
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