Drei Tage durften Mittelalter-Fans am Pfingstwochenende auf dem Gelände des historischen Schlosses Scherneck in Rehling auf Zeitreise verbringen. Schlosshof und Schlossplatz wurden für die Historischen Tage zur mittelalterlichen Zeltstadt umfunktioniert. Ein aktives Lagerleben der verschiedenen Gruppen, viele Händler, aber vor allem viele Akteure mit umfassendem Programm regten die Besucher an, sich mal wieder auf teilweise bewusst sehr heitere, aber auch auf informative Art mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Wobei sich der geschichtliche Bogen vom 13. Jahrhundert bis fast in die Neuzeit erstreckte.
Mit Hilfe einer Wetter-App wurden die meisten Veranstaltungen im Schlosshof und auf dem Turnierplatz soweit möglich in die Regenpausen verlegt. Laurino Gaukler der Diabolos, die Tänzer zu des Fürstenfelde, die jakobinischen Highlander und die Rotröcke der Krone, die Dudelsackspieler der Formation Cartagema und Szenen aus einem Ritterturnier, selbstverständlich hoch zu Ross, wechselten sich ab.
Schwertkampf auf Schloss Scherneck
Begeistert verfolgten die Zuschauer den Schwertkampf zwischen den schottischen Highlandern und den britischen Rotröcken. Zuerst kämpften sie per Schwert um die Machtverhältnisse. Kommandant „Captain Monroe“ entschärfte das kriegerische Verhalten mit fast schon kabarettistischen Einlagen. Er wies auch daraufhin, dass nicht alles historisch sei, sondern er bewusst den Bogen zur Neuzeit schlage. Ein gutes Ende nahm das Geplänkel allemal. Einigten sich beide Parteien nach kurzem Gefecht doch lieber darauf, das gute Schernecker Bier gemeinsam zu genießen.
Welche Prüfungen ein Knappe ablegen muss, um zum Ritter geschlagen zu werden, konnte man am Turnierplatz miterleben. Hoch zu Ross zeigte ein Knappe, dass er in der Lage ist, mit seinem Spieß während des Reitens Dukatensäcke und Weinfässer zu ergattern, Wildschweine zu erlegen oder auch einen Schwertkampf zu führen. All dies war erforderlich um den Ritterschlag zu erhalten.

Friedlicher ging es zu bei den Dudelsackbläsern. Hier lernten die Anwesenden die Begriffe „Jubel“ und „Handgeklapper“ kennen, und vor allem, wie sie die Musikanten richtig begrüßen sollten. Die Tänzerinnen und Tänzer zeigten zuerst historische Tänze, luden dann aber das gesamte Volk ein, mitzumachen. Beim gemeinsamen Tanz auf dem Schlossplatz zeigten sich die Kinder oft geschickter als ihre Eltern. Wer sich traute, das Tanzbein zu schwingen, verließ fröhlich lächelnd, aber auch etwas ausgepowert die Bühne.
Besucher können selbst aktiv werden
Auf dem gesamten Gelände gab es viel zu sehen und zu erleben. Überall Musik, Handwerk, Theater, szenische Darstellungen und natürlich historische Speisen und Getränke. Man konnte nicht nur staunen, sondern auch selbst aktiv werden. Armbrustschießen, historisches Schreibgerät aus Ästen basteln, Runen zeichnen, mehr über Heilkräuter erfahren, die auch heute wieder aktuell sind, oder den einzelnen Gruppen im Lager über die Schulter schauen.

Die Gruppe „Honor et Fides“ demonstrierten das christliche Leben im 13. Jahrhundert. Es war ein sehr minimalistisches Dasein, der Speiseplan meist begrenzt auf Wurzelgemüse und Mehlspeisen, wenig Habseligkeiten und schwere Arbeit. Interessierte Besucher erhielten umfassende Informationen zu dieser Zeit des Hochmittelalters. Selbstverständlich fehlten auch Schamanen und Wahrsager nicht.
Alltagstaugliche Brillen aus dem 14. Jahrhundert
Zu einem Markt gehören selbstverständlich viele verschiedene Händler. Zur persönlichen „Zeitreise“ gehören ja auch einige Utensilien. Sind bei den Kindern nach wie vor Ritterausrüstung, Helm, Schwert und Schild sehr begehrt, greifen die Großen gerne mal zu Ledertaschen oder Tüchern, Edelsteinen oder Seife, oder zu einem ganzen Gewand. Selbst Musiker finden das eine oder andere historische Instrument.

Wer sein historisches Outfir perfektionieren will, findet sich bei Optiker Florian Frieborg ein. Seine Brillenwerkstatt hat hier Premiere. Aus verschiedenen Hölzern stellt er vor den Augen aller in Handarbeit historische Nietbrillen her. Diese Modelle tauchen auf Gemälden im 14. Jahrhundert auf. Seine Modelle können auch mit eigenen Gläsern bestückt werden, sind angenehm zu tragen, der Preis trotz Handarbeit erschwinglich. Der eine oder andere Käufer erwägt sogar, das Modell im Alltag zu tragen.

Wer nach soviel Eindrücken und Aktionen den Überblick verloren hat, freut sich auf den täglichen Umzug der anwesenden Gruppierungen. Noch einmal werden Stadtwache, Musiker, Ritter und Tänzer sowie alle Im Lager lebenden Akteure kurz vorgestellt.
Trotz ziemlich ungünstiger Witterung am Samstag und Sonntag bereiteten sie allen Interessierten ein unterhaltsames und sehr informatives „Mittelalterfeeling“. Nur den Schlangen war es zu kalt. Die blieben im Körbchen.
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