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Wandern in Aichach-Friedberg: Geschichtslehrpfad bei Todtenweis

Aichach-Friedberg

Wo der ungarische Heerführer Bulcsu 955 sein Pferd verlor 

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    Ins Jahr 955 führt die Wanderung auf dem Geschichtspfad bei Todtenweis zurück. Hier die Station mit Reiterstele.
    Ins Jahr 955 führt die Wanderung auf dem Geschichtspfad bei Todtenweis zurück. Hier die Station mit Reiterstele. Foto: Hubert Raab

    Die Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 war ein epochales Ereignis. Trotz mehrerer zeitgenössischer Darstellungen bleibt vieles rätselhaft. Relativ gesichert scheint nur zu sein, dass es keine einzelne Schlacht gegeben hat, sondern dass neben einer Hauptschlacht mehrere Teilkämpfe verschiedener Größenordnung stattfanden. Gesichert könnte sein, dass die Ungarn ihr Hauptlager auf der rechten Lechseite beim sogenannten Gunzenle wohl zwischen Kissing und dem Schwabhof nahe Augsburg-Hochzoll aufgeschlagen hatten. Gesichert ist wohl auch ein erster Angriff der Ungarn auf Augsburg beim Osttor. Die Hauptfrage bleibt aber, wo fand am 10. August die Hauptschlacht statt, die als Schlacht auf dem Lechfeld bezeichnet wird. Ein HInweis führt nach Todtenweis, wo man auf einem Geschichtslehrpfad zu dem Thema wandern kann.

    Wo fand die Schlacht auf dem Lechfeld 955 statt?

    Wie jüngste Funde aus der Römerzeit nahelegen, wird diese Frage nie oder nur durch einen Zufall gelöst werden. Denn über tausend Jahre haben der Lech und die Wertach einen möglichen Ort durch meterhohe Geröllablagerungen durch jährlicher Überschwemmungen und Laufwechsel zugedeckt. Ein solcher Zufallsfund hat 2011 einen ersten Hinweis auf das Geschehen gebracht.

    So könnte das ungarische Pferd ausgesehen haben.
    So könnte das ungarische Pferd ausgesehen haben. Foto: Archiv Raab

    Der Heimatforscher Robert Gans fand auf dem Lechfeld bei Bach, Gemeinde Todtenweis, „Teile eines außergewöhnlich prachtvollen ungarischen Pferdegeschirrs.[…] Der Fundkomplex setzt sich aus 17 ornamentierten Zierbesätzen, acht blütenförmigen Nieten, zwei Schnallen, drei großformatigen, blattförmigen Anhängern und einer Stirnzierplatte zusammen. Alle Objekte bestehen aus Silber und tragen partielle Feuervergoldungen. […] Die Geschirrteile gehören zu den aufwendigsten, die bisher aus dem gesamten ungarischen Machtbereich des 10. Jhs. bekannt geworden sind. .[…] Da im arpadenzeitlichen Ungarn (10. Jh.) die Ausführungsqualität und Edelmetallmenge der Kriegerausrüstung als Rangabzeichen dienten, lässt das Geschirr von Bach Aussagen über den sozialen Stand des einstigen Eigentümers zu. Dieser gehörte demnach zur Führungselite und muss in einem engen Verhältnis zum Großfürsten gestanden haben.“ (Bernd Steidl, Archäologische Staatssammlung München).

    Danach kann vermutet werden, dass in der Nähe ein Kampfgeschehen stattfand oder das verwundete Pferd bei den Fluchtversuchen der Ungarn zurückblieb. Es könnte dem Heerführer Bulcsu gehört haben. Dies passt auch zu einer Beschreibung der zwischen 1526 und 1533 geschriebenen „Bayrische Chronik“ im Buch V, Kap. 4 von Aventin.

    Über den QR-Code erhält man auf dem Geschichtslehrpfad weitere Informationen. Auch für Kinder gibt es ein Angebot.
    Über den QR-Code erhält man auf dem Geschichtslehrpfad weitere Informationen. Auch für Kinder gibt es ein Angebot. Foto: Hubert Raab

    Er schreibt: „Wie die ungläubing Unngern durch Bayrn zogen, bey Augspurg und Thierhaupten geschlagen, zu Regenspurg an die gälgen gehengkt wurden.“ Ein Gefecht habe demnach bei Thierhaupten stattgefunden, gemeint sein könnte natürlich die ganze Gegend vom Lechübergang bei Langweid/Rehling über Todtenweis bis Thierhaupten.

    Als vorsorgliche Abwehrmaßnahmen gegen die immer wieder einfallenden Ungarn waren nach der Burgenordnung König Heinrichs I. von 926 kleinere Befestigungswerke (munitiones) und größere Fliehburgen (firmitates) entstanden. Der Ungarnwall in Todtenweis dokumentiert eine derartige Schutzwallanlage. Ihr Zweck lag wohl einerseits darin, bei Annäherung der feindlichen Horden die Bevölkerung in der Fliehburg aufzunehmen, als auch darin, eine Besatzung in ihr zu stationieren, die Überfälle erschweren oder sogar verhindern, andererseits die abziehenden Horden bekämpfen, ihnen ihre Beute wieder abnehmen und die Gefangenen befreien sollte.

    Auch eine regionale Sage berichtet über den Zusammenhang der Schlacht mit dem Ulrichsmarterl in Sand. „Im Jahre 955 lagerten sich die Ungarn oberhalb Augsburg. Kaiser Otto mit seinem tapfern Heere bot ihnen die Schlacht an, der hl. Ulrich bete­te um den Sieg und zog selbst mit in den heißen Kampf. Endlich muß­ten die wilden Horden erliegen, die Mehrzahl wurde niedergehauen, ein großer Teil ertrank im Leche, und der letzte Rest wurde von den wüthenden bayerischen Bauern, die Alles durch sie verloren hatten, 3 Stunden unterhalb Augsburg erschlagen. Der Ort, wo dieß geschah, heißt die Todtenwiese, woselbst nun das Pfarrdorf Todtenwies. Zur Erinnerung an die Schlacht sei an der Stelle, wo der hl. Ulrich den Segen erteilt habe, eine Martersäule aufgerichtet worden.“

    Von diesem Plateau der sogenannten Ugnarnfliehung reicht der Blick ins Lechtal hinab.
    Von diesem Plateau der sogenannten Ugnarnfliehung reicht der Blick ins Lechtal hinab. Foto: Hubert Raab

    Die Regio Augsburg Tourismus hat zum Thema „955 - Schlacht auf dem Lechfeld“ Todtenweis zur Station eines Geschichtspfades gemacht. Dieser Geschichtspfad ist der heutige Wanderweg. Er wurde von der Regio und der Gemeinde Todtenweis mit ihrem Bürgermeister Konrad Carl unter Federführung von Herrn Kreisarchivpfleger Franz Riß in Szene gesetzt.

    Wandern auf dem Geschichtspfad bei Todtenweis: Das ist die Route

    Beginn des Geschichtspfads ist am Ulrichsmarterl in Sand. Hier findet man eine ausführliche Einführung in den Geschichtspfad. Zweite Station ist das Reiterstandbild westlich der Straße nach Thierhaupten. Das Pferd des hier abgebildeten ungarischen Heerführers Bulcsu zeigt die in der Nähe gefundenen Geschirrteile. Gegenüber der Reiterstele beginnt am Waldeingang der Aufstieg zur dritten Station, der Ungarn- oder Pfarrschanze. Auch hier findet sich nochmals ein kleiner Parkplatz.

    Eine kurze Strecke entlang des Waldrandes, wo im zeitigen Frühjahr zahlreiche Buschwindröschen blühen, geht es dann nach links einen recht steilen und gelegentlich etwas ausgefahrenen Wirtschaftsweg hoch. Den gut ausgeschilderten Weg begleiten Informationstafeln und kleinere Hinweistafeln mit einem QR-Code. Die hier einzusehenden Informationen und Fragen sind nicht nur für Erwachsene gedacht.

    Das ist die erste Station des Lehrpfads beim Ulrichsmarterl.
    Das ist die erste Station des Lehrpfads beim Ulrichsmarterl. Foto: Hubert Raab

    Nach dem Anstieg nach links gelangt man bei einem ersten Wallriegel zur gedachten Eingangssituation. Hier wieder links erreichen die Wanderer bald das Plateau. Hier zeigt sich die imposante, hoch gelegene und strategisch ungemein günstig gelegene Fliehburg in ihrer gesamten Größe. Nach rechts kommt man am noch sechs Meter hohen Hauptwall vorbei, quert weitere drei Vorwälle, die großenteils bereits vorgeschichtlich gebaut worden sind, und kommt nach rechts im Abstieg zum bereits beim Aufstieg benutzten Waldweg. Hier nach links geht es zurück zum Ausgangspunkt am Waldrand. Für den Weg sollte man etwas gehtüchtig und mit guten Wanderschuhen ausgerüstet sein.

    Das Buch

    Diese Wanderung ist dem Buch „Sonntagswandern im Wittelsbacher Land“ von Gabriele und Dr. Hubert Raab entnommen. Preis 24,80 Euro, 190 Seiten, erschienen im Wißner-Verlag, Verkauf über die Buchhandlungen in Aichach (Rupprecht), Friedberg (lesenswert) und Mering (Platzbecker) sowie über das Landratsamt Aichach-Friedberg.

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