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Fischach: Geheimnisse der Hauptstadt der Stauden und Mozarts Erbe

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Fischach: Mehr als nur die heimliche Hauptstadt der Stauden

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    Wolfgang Amadeus Mozart vor dem Mozart‘schen Stammhaus (Installation: Regio Tourismus Augsburg)
    Wolfgang Amadeus Mozart vor dem Mozart‘schen Stammhaus (Installation: Regio Tourismus Augsburg) Foto: Heinz Münzenrieder

    Fischach trägt den Titel „Marktgemeinde“. Aber es gibt noch einen Ehrentitel abseits staatlicher Regularien: Das Prädikat „Hauptstadt der Stauden“ erhielt Fischach ganz ohne den Segen der Obrigkeit von den Bewohnern des Augsburger Landes. Der Titel steht Fischach auch zu: Schließlich ist es die bedeutendste Kommune der sie umgebenden Stauden, dem grünen Herz Mittelschwabens. Warum es beinahe zum Allgäu gehören könnte? Der südlichste Teil der Landschaft wird tatsächlich zum Unterallgäu gezählt. Und dann kommt da noch der Fischacher Ortsteil Aretsried ins Spiel: Dort ist eine der größten Molkereien des Landes entstanden.

    Vor allem das Allgäu liefert dorthin das „Weiße Gold“, also die Milch seiner Kühe. Deshalb lassen die strengen Wettbewerbshüter es auch zu, dass die dort kreierten Fischacher Milchprodukte als „Made im Allgäu“ werbewirksam die Supermarkt-Theken füllen. Der Kreis schließt sich: Fischach ist damit über drei Ecken gesehen eine Allgäuer Gemeinde. Fischach hat zudem eine nicht unwichtige Seite im Buch der europäischen Musikgeschichte geschrieben: Ohne den Gemeindeteil Heimberg könnten sich Augsburg, Salzburg oder Wien nie und nimmer als Mozartstädte schmücken. Die älteste urkundliche Erwähnung eines direkten Vorfahrens des Wolfgang Amadeus Mozart stammt aus dem Jahre 1504.               

    Ein Mozart aus Heimberg

    Der beurkundende Pfarrer nahm es damals beim Zuzug eines Hans Mozart im kleinen heute zu Stadtbergen gehörenden Kirchdorf Leitershofen recht genau und notierte auf der amtlichen Anmeldung „ein Heimberger“. Das hochgiebelige Mozart‘sche Stammhaus steht heute noch.

    Der jüdische Friedhof dokumentiert ein dunkles Kapitel der örtlichen Geschichte.
    Der jüdische Friedhof dokumentiert ein dunkles Kapitel der örtlichen Geschichte. Foto: Heinz Münzenrieder

    In Fischach gibt es wie anderswo auch dunkle Seiten im kommunalen Geschichtsbuch. Der Jüdische Friedhof ist gleichsam ein Dokument dafür. Er erinnert an die einst blühende jüdische Gemeinde. Schon in den 1570er Jahren siedelten sich Menschen jüdischen Bekenntnisses an. Noch im 19. Jahrhundert lebten im Ort etwa gleich viele Christen und Juden. Diese jüdischen Fischacher bestatteten zunächst die gestorbenen Gemeindemitglieder in Burgau oder Kriegshaber. 1774 ist dann der jetzige Friedhof errichtet worden, auf dem 1942 die letzte Beisetzung vorgenommen wurde.

    Der jüdische Friedhof in der Gemeinde

    Insgesamt fanden dort 420 Frauen, Männer und Kinder eine Ruhestätte. In der Reichspogromnacht 1938 zerstörten aus Augsburg gekommene SS-Leute die Synagoge. Mehrmals wurde diese auch geschändet. Zu Beginn der Nazi-Diktatur gab es noch 127 Fischacher jüdischen Glaubens im Ort. Ein Teil davon konnte sich durch Auswanderung retten. Der Großteil aber wurde nach Piaski in Polen deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Und die wenigen Verbliebenen mussten den Weg ins KZ-Theresienstadt gehen. Keiner der aus Fischach Deportierten hat das Kriegsende erlebt.

    Heute obliegt dem Markt Fischach die Pflege des Friedhofs. Erhalten sind dort neben den Grabmalen ein hölzernes mit Ziegeln gedecktes Taharahaus – ein Gebäude zur rituellen Waschung Verstorbener. Mehrere aus der zerstörten Synagoge gerettete Gedenktafeln sind in die Friedhofsmauer eingelassen. Der Friedhof ist allgemein nicht zugänglich. Besichtigungen vermittelt die Gemeindeverwaltung.

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