Die gute Nachricht vorneweg: Die 18 Pferde, die vergangene Woche bei Zusmarshausen umgeladen werden mussten, kamen rechtzeitig und nach Aussage eines Tierarztes und des Organisators gesund in Kitzbühel an. Dort nahmen sie am vergangenen Wochenende am „Snow Polo World Cup“ teil. Das ist das größte Polo-Turnier auf Schnee in Österreich. Seit rund 20 Jahren findet es traditionell vor dem Skirennen am Hahnenkamm statt. Schon die erste Nachricht von der Polizei sorgte auf unserer Facebook-Seite für eine hitzige Diskussion. Während viele vor allem der Polizei für ihren Einsatz auf der A8 dankten, wurde klar: Sport mit Tieren polarisiert. Die Bandbreite der Meinungen reichte von „eine extreme Quälerei“, „Der ganze Sport mit Tieren müsste endlich verboten werden“, bis zu „Hundesport gibt es auch und die Hunde lieben es“.
Die Tierschutzorganisation Peta hat eigener Mitteilung zufolge wegen Tierquälerei auf dem Transport der 18 Pferde Strafanzeige erstattet. Der Verein fordert die Absage des „Snow Polo World Cups“ in Kitzbühel. Jana Hoger, Tierpsychologin und Fachreferentin von Peta findet, Polosport sei „durchzogen von Tierquälerei, nicht nur bei den Veranstaltungen und beim Training, sondern auch ganz offensichtlich beim Transport der empfindsamen Tiere“. Bei der Augsburger Staatsanwaltschaft sei Strafanzeige gegen den Transporteur erstattet worden. Der Sport stelle durch abruptes Stoppen, Losrennen und Kurvenlaufen eine große Gefahr für die Tiere dar.
Tito Gaudenzi, Organistor und Teilnehmer des „Snow Polo World Cup“, betont dagegen: Einziger Fehler während des Transports sei gewesen, dass der Fahrer nicht die nötige Ruhezeit eingehalten und nicht die notwendige Lizenz für den Transport hatte. Doch die Tiere selbst seien einwandfrei versorgt worden. Die Pferde seien sowohl im Augsburger Land als auch in Kitzbühel von Tierärzten gecheckt worden „und es ging ihnen gut. Ohne Topform lassen wir kein Tier zu einem Polo-Turnier zu, denn die Pferdegesundheit steht ganz oben“. Polo, sagt Gaudenzi, sei sein Leben, aber die Pferde am wichtigsten.
Tierquälerei? Das sagt der Tierarzt aus Österreich dazu
Dr. Hans Peter Zarfl gibt ihm recht. Seit 20 Jahren ist er der betreuende Tierarzt der Veranstaltung. Die 18 Pferde seien in gutem Zustand, frei von Krankheit oder Verletzungen, angekommen. Der Veterinär untersuchte sie am Donnerstag nach ihrer Ankunft und am Freitag vor dem Turnier. „In den vergangenen 20 Jahren habe ich das Reglement so verändert, dass ich sagen kann: Bis auf einen Kratzer ist nichts passiert.“ Bei 1000 Kameras, die in Kitzbühel auf das Spielfeld gerichtet sind und angesichts von Sponsoren wie Bentley oder Veuve Cliquot könne man sich keine Nachlässigkeiten leisten. Deswegen sei er „wie die Heimsuchung selbst“ dahinter, dass die Regeln eingehalten werden.
Jetzt, am Montag, blicke er stolz und glücklich auf die Veranstaltung mit insgesamt 120 Pferden aus verschiedenen Ländern zurück. Über Polo im Sommer will der Tierarzt nicht urteilen, doch im Winter sei der Spielcharakter maßgeblich. „Deswegen auch der rote Gummiball.“ Jedes Tier würde vor, während und nach dem Spiels gecheckt. „Und nach sieben Minuten ist sein Einsatz ja eh schon beendet. Da sind Leistungssportarten wie Dressur oder Springen viel anstrengender.“ Dass jetzt über ein Tierschutzvergehen gesprochen werde, sei unangebracht.
Die Polo-Pferde stammen vorrangig aus Argentinien
Einer, der seit 50 Jahren Polosport betreibt, ist Wolfgang W. Jage, vom Munich Polo Center. 30 Poloclubs mit rund 300 Spielern gibt es in Deutschland. „Das heißt, jeder Club hat rund zehn Spieler und 30 bis 50 Pferde.“ Schon vor 2000 Jahren sei in Ländern, wo Menschen mit Pferden leben, so ein Sport betrieben worden, etwa in der Mongolei; viel später wurde es zum Spiel der Könige und in Budapest und Wien gespielt. Jede Nation nutzte ihre eigene Rasse, bis man bei den Olympischen Spielen 1936 feststellte, dass das keinen Sinn ergab. Die Unterschiede waren zu groß.
In Argentinien fand sich eine Rasse namens Criollo, zäh, wendig und stressresistent. „Alle unsere Pferde stammen von einer Criollo-Stute und einem Vollblut-Hengst ab“, erklärt Jage. Ab seinem dritten Lebensjahr wird ein Polopferd weitere drei Jahre ausgebildet. Sechsjährig kostet es rund 10.000 Dollar. „Die Kunst der Argentinier ist die Selektion. Von 100 Pferden finden sie die heraus, die Spaß an dem Sport haben.“
Die Teams würden sich lose aus Bekannten zusammensetzen. Wer diese Menschen sind, will Jage nicht verraten, aber Polo sei ein teurer Sport und der ein oder andere Promi darunter. Bekannte Polospieler sind etwa der Schauspieler Heino Ferch oder Prinz Harry. „Das Beste ist die Internationalität. Wer mit Polo anfängt, hat ruckzuck neue Urlaubsziele und spielt dort. Ich war so schon in 21 Ländern.“
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