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Stadtbergen baut Obdachlosenheim: Anwohnerprotest bleibt ohne Erfolg

Stadtbergen

Obdachlosenheim in Stadtbergen: In einigen Wochen ist Baubeginn

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    Zwischen Falkenstraße, Hagenmähderstraße und Polkstraße soll eine Obdachlosenunterkunft entstehen.
    Zwischen Falkenstraße, Hagenmähderstraße und Polkstraße soll eine Obdachlosenunterkunft entstehen. Foto: Andreas Lode

    Es bleibt dabei: Das Obdachlosenheim am Kreisverkehr an der Hagenmähderstraße in Stadtbergen wird gebaut. Anwohner hatten sich mit einem Bürgerantrag gegen die Pläne gewehrt und 166 Unterschriften gesammelt. Damit hatten die Gegner des Projekts zwar genug Unterstützer zusammengetrommelt, der Stadtrat hat den Bürgerantrag jetzt aber trotzdem abgelehnt.

    Der Leiter des Ordnungsamtes, Markus Voh, erklärte, dass der Stadtrat verpflichtet sei, den Bürgerantrag abzulehnen, weil er einen formellen Fehler enthält. Bis zu drei Vertreter müssen für einen Bürgerantrag benannt werden. Ihre Namen müssen auf jedem einzelnen Unterschriftenblatt zu lesen sein. Das sei bei dem Bürgerantrag gegen den Bau des Obdachlosenheims an der Stadtgrenze zu Augsburg aber nicht der Fall, so Markus Voh. Damit sei der Antrag ungültig, obwohl genug Unterschriften zusammengekommen sind.

    So soll die Obdachlosenunterkunft aussehen

    Ein Ziel haben die Antragsteller dennoch erreicht: Der Stadtrat hat sich erneut mit der schon beschlossenen Obdachlosenunterkunft befasst. Nach fünf Jahren planen, Standort suchen und diskutieren herrschte Einigkeit. Bürgermeister Paulus Metz (CSU) erklärte: „Die Stadt Stadtbergen wird in den kommenden Wochen mit dem Bau einer Obdachlosenunterkunft auf einem städtischen Grundstück zwischen Polk- und Falkenstraße beginnen“.

    Geplant ist ein zweigeschossiges, fast 25 Meter langes, neun Meter breites Gebäude. Es wird in Modulform gebaut, wobei insgesamt vier Module in einer Reihe stehen. Drei davon sind zweigeschossig. Sechs Wohneinheiten sollen entstehen. Bevor Wohnungslose aus Stadtbergen hier einziehen, nutzen die Kinder des Kindergartens in der Elias-Holl-Straße das Gebäude. Sie bleiben, bis ihr Kindergarten saniert ist. Maximal zwei Jahre sollen es sein. Danach wird das Haus zum Obdachlosenheim.

    Wer sind die Obdachlosen?

    Etwa 22 Stadtberger sind in der Regel von Obdachlosigkeit betroffen. Sie stünden mitunter von heute auf morgen auf der Straße, wie der Bürgermeister erklärte. Sei es, weil der Mietvertrag der Wohnung wegen Eigenbedarfs gekündigt wurde, weil es einen Wasserrohrbruch gab oder weil der Arbeitsplatz plötzlich verloren ging. „Das Klischee des alkoholabhängigen Obdachlosen, wie es in der Öffentlichkeit gern verbreitet wird, ist in der Regel nicht haltbar“, so Paulus Metz. Die Stadt ist verpflichtet, Obdachlosen eine Bleibe zu beschaffen. Im Moment bringt Stadtbergen sie in Wohnungen unter, die über das Stadtgebiet verteilt sind. Nicht unbedingt eine kostengünstige Lösung, zumal Wohnraum auch in Stadtbergen knapp ist.

    Der SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Mair sagte, seine Fraktion stehe hinter der zentralen Lösung, weil sie effiziente Betreuung, kurze Wege zu sozialen Hilfsangeboten und eine bessere Integration ermögliche. Er hofft auf Akzeptanz und Verständnis aus der Stadtgesellschaft. Als Akt der Nächstenliebe und des Zusammenhalts bezeichnete CSU-Fraktionsvorsitzender Tobias Schmid die Unterkunft für Obdachlose. „Diese Menschen sind alle schon in der Stadt“, erklärte er. Wie seine Stadtratskollegen ging Tobias Schmid davon aus, dass die Anwohner kaum mit zusätzlichem Verkehr oder Lärm rechnen müssten. Er sagte, er könne verstehen, dass manche um den Wert ihrer Immobilie fürchten, Studien würden aber zeigen, dass professionell betriebene Einrichtungen in einem Viertel dafür sorgen würden, dass dort sozialer Ausgleich gelebt werde.

    Diskussion über die richtige Informationspolitik

    In den Bereichen in Stadtbergen, in denen heute Obdachlose leben, seien die Immobilienpreise auch nicht gesunken, erklärte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Dr. Fabian Münch. Obdachlose würden laut Statistik die Kriminalitätsrate nicht erhöhen. Sie seien eher Opfer als Täter. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Gerhard Heisele, nannte den Bau der Obdachlosenunterkunft an diesem Standort eine „vernünftige Entscheidung“. Wie alle anderen Stadträte betonte auch Günther Oppel, Fraktionsvorsitzender von Pro Stadtbergen, dass der Stadtrat die Sorgen der Anwohner ernst nehme. Und wie die Vertreter der SPD und Grünen wünschte er sich bei solchen Projekten eine andere Informationspolitik, um Anwohner, die sich nicht selbstständig informieren, früh mit ins Boot zu holen. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Martina Bauer schlug vor, Info-Veranstaltungen für Anwohner abzuhalten.

    Der Bürgermeister wehrte sich gegen den Vorwurf, die Stadt habe nicht ausreichend über das Projekt informiert. Er verwies auf mehrere Veranstaltungen, Zeitungsberichte und städtische Veröffentlichungen zum Thema Obdachlosenunterkunft aus den vergangenen vier Jahren.

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