Der Pulli ist um 30 Prozent reduziert? Da muss man doch zuschlagen. Dieses Angebot gibt es nur noch bis zum Wochenende? Dann lieber gleich her damit, bevor man den fehlenden Kaufimpuls im Nachhinein doch bereut. Deutschland ist eine Konsumgesellschaft – in den Wochen vor Weihnachten wird das besonders deutlich. Erst kürzlich gab es den „Black Friday“: Ein gänzlich dem Konsum gewidmeter Tag. Schaufenster an Schaufenster scheinen sich Läden mit vermeintlichen Schnäppchen übertrumpfen zu wollen. Kein Wunder, dass viele da dem Kaufrausch verfallen. Doch es gibt auch eine Gegenbewegung: Menschen, die bewusst wenig konsumieren. Zwei Frauen aus der Region haben uns erzählt, wo und wie sie bewusst konsumieren.
Landkreis Augsburg
ich kann das Konsumverhalten der beiden Damen gut nachvollziehen, denn ich praktiziere dies seit sehr langer Zeit. Auch zu Zeiten, als das Geld knapp war, habe ich versucht, mich biologisch zu ernähren – saisonale Produkte machen es möglich. Außerdem kaufe ich gerne im Weltladen oder bei gebana, einer Organisation, die Lebensmittel biologisch und fair direkt ab Hof verschickt. Das können Orangen aus Griechenland sein, aber auch Avocdos aus Kenia, die keine Bewässerung brauchen. Sachen, ie es bei uns eben nicht gibt. Die Mengen sind dann etwas größer, aber man kann ja was abgeben an Bekannte oder die Tafel. Und wenn man bei Kleidung gute Qualität kauft, braucht man nicht jedes Jahr was Neues, man kann z. B. T-Shirts sehr lange tragen, denn sie kommen nicht aus der Mode. Und es gibt auch da fairgehandelte tolle Sachen. Und der Weihnachtsrummel? Geht an mir vorbei … ich lasse mir doch Konsum nicht verordnen oder aufzwingen.
Ihr Kommentar lässt mich die Frage stellen, was Sie genau unter weniger Konsum verstehen. Vielleicht haben Sie sich auch verschrieben oder ich habe es falsch gelesen und/oder verstanden. Aber wenn auf der einen Seite "Weniger Konsum" zu lesen ist und Sie mit "Das können Orangen aus Griechenland sein, aber auch Avocdos aus Kenia, die keine Bewässerung brauchen. Sachen, ie es bei uns eben nicht gibt", zweifle ich ihren Konsumverzicht doch an.
Nur weil ich grün leben will, heißt das doch nicht, dass ich keine Orangen esse, oder? Die wachsen aber bei uns nicht, also kaufe ich sie in größerer Menge, gebe ab, was ich nicht brauche, und die Bauern vor Ort bekommen einen guten und fairen Preis. Dafür brauche ich viele andere Sachen nicht, stopfe mir die Wohnung nicht mit unnötigen Dekos voll, kaufe nicht jeden billigen Fummel, sondern das, was ich eben brauche. Und da schaue ich mir genau an, was drin ist, wo es herkommt, wie es verpackt ist, ob es umweltgerecht produziert wurde, wie fair gehandelt das Produkt ist. Ich kaufe also keine 10 Tafeln Schokolade für 50 Cent das Stück, sondern eine Tafel mit guten, ökologischen Zutaten, die dann vielleicht ein wenig teurer ist. Jeder Mensch konsumiert, aber auf die Qualität des Konsums kommt es an, nicht auf diie Quantität.
Auf unnötigen Konsum zu verzichten ist ganz leicht, wenn man sich einfach nicht vom ersten Impuls leiten lässt, sondern einen Moment innehält und das "Vorhaben" hinterfragt. Bange wird mir allerdings, wenn ich sehe, wie die nachfolgende Generation durch soziale Medien geradezu subtil mit immer neuen "must have" Konsumvorschlägen bombardiert wird. Schön wenn wir uns einschränken. Es gibt keine Generation, die mehr fast fashion, Getränke aus Einmalbechern und unnötigen Beautyschrott konsumiert als die GenZ. Wenn wir wirklich in einer nachhaltigen Gesellschaft leben wollen, müssen wir auch an dieser Schraube drehen.
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