
Augsburger Jesiden bauen ersten Gebetsort in Deutschland

Auf dem Nordfriedhof hat die Religionsgemeinschaft nicht nur ein eigenes Gräberfeld. Sie hat sich auch einen Gebetsort errichtet – den ersten in ganz Deutschland
Auf dem Nordfriedhof gibt es nun ein eigenes Gräberfeld für die etwa 2000 in Augsburg lebenden Jesiden. Erstmals in Deutschland wurde dabei nach den Worten von Vorbeter Schech Cherto Racho ein Gebetsraum („Gob“) errichtet, der dem Grab von Scheich Adi Ibn Musafir im nordirakischen Lalisch-Tal nachempfunden ist, dem Hauptheiligtum der Mischreligion.
Gebetsraum für Jesiden in Augsburg
Der Gob hat Turmform und ein spitzes Dach. Viele Details des Bauwerks haben religiöse Bedeutung, erklärten die Verantwortlichen. Der Vorbeter sagte, wichtig sei den Jesiden vor allem der Frieden unter allen Religionen. Dafür werde auch hier gebetet. Neben dem Gebetsraum werden die Gräber angelegt, die sich mit Grabstein und Bepflanzung kaum von einheimischen Gräbern unterscheiden.
Umweltreferent Reiner Erben, der sowohl für das Friedhofswesen als auch für Migration zuständig ist, sagte bei der Einweihung des Gräberfelds, die Jesiden hätten um einen Platz auf dem Friedhof gebeten und den Gob selbst und auf eigene Kosten errichtet. Die Stadt wolle, dass sie sich hier wohlfühlen und in Zukunft auch mit dem Tod gemäß ihren eigenen Riten umgehen können.
Was glauben Jesiden?
Die Jesiden glauben an einen Gott („Ezi“). Große Bedeutung für sie hat aber auch die lebensspendende Sonne. Nach ihrer Vorstellung bleibt die Seele nach dem Tod und einem göttlichen Gericht bestehen und kehrt in einem neuen Körper auf die Erde zurück. Die Religionsgemeinschaft war ursprünglich im Grenzland zwischen dem Irak und der Türkei beheimatet und wurde immer wieder blutig verfolgt und vertrieben – zuletzt vom Islamischen Staat.
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Toll, dass die Stadt dem Wunsch der Jesiden nachgekommen ist. Das ist gelebte Vielfalt in der Friedensstadt Augsburg.