Über den Charme der Kongresshallen-Unterführung
Wer beklagt, dass die Unterführung an der Kongresshalle ein Schandfleck ist, übersieht den Charme des Ortes: Er ist einfach aus der Zeit gefallen.
Die Rolltreppen stehen still. Ihre grünen Seitenwände sind teils eingetreten. Seit mehr als fünf Jahren hat sich hier nichts mehr bewegt. Doch die Nothalteknöpfe, die man sich im rasenden Leben oft wünschen würde, sind noch da. Und auch die Schilder, die vor dem Missbrauch warnen. Doch was kann man in der Unterführung vor dem Kongress am Park in Augsburg noch stoppen? Höchstens den Verfall.
Das Tünnelchen unter der Gögginger Straße ist ein Ort, das mancher einen Schandfleck nennen wird. Kaum einer nimmt noch den Weg unter der großen Straße hindurch zu den Straßenbahnhaltestellen oder auf die andere Seite. Kaum einer unterquert in dem Abzweig die Imhofstraße. Zur Kunsthalle, die angeschrieben ist, geht keiner mehr, denn sie ist längst umgezogen. Doch wer allen Mut zusammen nimmt – ehrlich gesagt, es braucht nicht viel – taucht dort unten in die 70er-Jahre ein.
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Was ich in solchen Unterführungen sehe, sieht ein wenig anders aus. Es ist das Zeugnis einer Schnapsidee: Der autogerechten Stadt. Heute würde man lieber wieder eine Ampel hin stellen, was irgendwie auch sinnvoller erscheint. Und doch sind beide Möglichkeiten eigentlich ein Zeichen dafür, dass sich der MIV bis heute praktisch allen brauchbaren öffentlichen Raum einverleibt und alle anderen können sehen, wie sie von A nach B kommen. Diese Unterführungen erscheinen auf der einen Seite vielleicht praktischer, als lang und breit an einer Ampel zu stehen. Und doch ist es irgendwie komisch, wenn man zu Fuß sich erst mal lang und breit unter die Erde begeben soll, um dann auf der anderen Seite wieder rauf zu »klettern«, weil man bloß nicht den Verkehrsfluss stören soll.
Das schlägt in eine ähnliche Kerbe wie die diversen Bettelampeln im Stadtgebiet. Ohne »Bitte bitte« zu machen, dass man gnädigerweise doch endlich auch mal drüber gelassen wird, geht oft nichts. Dabei handelt es sich nur um das berechtigte Anliegen, die Straßenseite zu wechseln, das man auch erfüllt sehen will, wenn man sich nicht mit einem Auto durch die Stadt bewegt und auch ohne erst mal (im übertragenen Sinne) einen Kniefall zu machen. Die angedachte Ampel ist insofern schon ein Fortschritt, weil man sich zum Seitenwechsel wenigstens weiterhin oberirdisch bewegen darf. Aber irgendwie ist das grundsätzliche Problem darunter immer noch dasselbe: Fußgänger, schau wo du bleibst.