Die Kommunalwahlen 2026 rücken näher, die großen Parteien haben in Augsburg schon ihre Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt gekürt. Am Samstag nun stellten die Grünen in einem mehrstündigen Abstimmungsmarathon ihre Liste auf. Dabei zog sich ein prominentes Gesicht der Partei überraschend zurück.
Wie bereits im Vorfeld durchgesickert war, verzichtete Stadtrat Matthias Lorentzen auf eine Kandidatur auf den vorderen Plätzen und wird damit im kommenden Jahr aus dem Stadtrat ausscheiden. 2018 war er nach der Landtagswahl und dem Ausscheiden von Stephanie Schuhknecht und Cemal Bozoglu nachgerückt, kandidierte vor sechs Jahren auf Listenplatz 6 und war unter anderem Sprecher für Wirtschaft und Öffentlichen Nahverkehr. In der kommenden Wahlperiode wird der Vorstand des Bündnisses für Menschenwürde, das in jüngster Zeit mehrere Großdemonstrationen gegen Rechts in Augsburg organisiert hatte, nicht mehr im Rat sitzen.
Ausschlaggebend für diese Entscheidung sei die Familie gewesen. „Arbeit, Ehrenamt und Familie miteinander zu vereinbaren, ist eine Herausforderung“, so der Vater von zwei Kindern, der hauptberuflich als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Claudia Roth tätig ist und weiter sein wird. Oft sei er an vier bis fünf Abenden die Woche unterwegs. „Das Gestalten im Stadtrat macht mir große Freude und es tut mir schon ein bisschen weh“, gestand Lorentzen, der im April eigentlich schon seine Bewerbung für die Liste fertiggeschrieben hatte. Dennoch nehme er sich nun eine Auszeit von der Stadtratsarbeit, wenn auch nicht von der Politik. „Und was in sechs Jahren ist, das sehen wir“, erklärte er vor Beginn der Abstimmung.
Martina Wild: „Alltag in Augsburg muss funktionieren“
Die hatte Grünen-Vorstand Markus Schnitzler mit der Frage „Habt ihr Bock auf sieben Stunden Abstimmung?“ in der bereits am frühen Vormittag stickigwarmen Turnhalle des TSV Haunstetten eingeleitet. Insgesamt 104 stimmberechtigte Grüne waren dort, dem Freibadwetter zum Trotz, zusammengekommen. Wenig Überraschungen gab es auf den Spitzenplätzen. Auf Platz 1 steht, wie vor sechs Jahren, die bereits gekürte OB-Kandidatin Martina Wild, die mit 84 Ja-Stimmen und 10 Nein-Stimmen bei neun Enthaltungen mit 81 Prozent gewählt wurde. Gemeinsam habe man Augsburg in den vergangenen Jahren nach vorne gebracht, sagte Wild in ihrer Kurzvorstellung. „Und zugleich ist auch klar: Wir haben noch so viel vor, ich habe noch so viel vor.“ Dabei stellte sie vor allem eines in den Fokus. Der Alltag in Augsburg, vom ÖPNV über die Müllabfuhr bis zu den Schultoiletten, müsse funktionieren. Darauf wolle man einen Schwerpunkt legen.
104 stimmberechtigte Mitglieder und viele Kampfabstimmungen
So sah es auch der Fraktionsvorsitzende Peter Rauscher, der mit 86,41 Prozent auf Listenplatz zwei gewählt wurde. Platz drei der Liste bekleidet, wie vor sechs Jahren, Verena von Mutius-Bartholy. Mit 60 Ja und 24 Nein-Stimmen erzielte sie bei 19 Enthaltungen mit 58,25 Prozent allerdings ein ernüchterndes Ergebnis. Listenplatz 4 ging an Kulturreferent Jürgen Enninger, im Rennen um Platz 5 setzte sich in der ersten Kampfabstimmung des Tages die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marie Rechthaler gegen Melanie Melitta Hippke durch. Zweitere unternahm im Anschluss mehrere Anläufe und reihte sich schließlich auf Platz 13 der Liste ein. Eine Kampfabstimmung gab es auch um Platz 6, den der 20-jährige Magnus Trinkwalder für die Grüne Jugend erringen wollte. Letztlich setzte sich hier jedoch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Deniz Anan deutlich durch.
Mit Maren Dörr konnte sich eine Vertreterin der jungen Generation dagegen Listenplatz 7 sichern. Die 24-jährige Sprecherin der Grünen Jugend Augsburg ging im Duell von fünf Bewerberinnen als Siegerin hervor. Auf Platz 11 wird mit Didem Karabulut die Vorsitzende des Integrationsbeirats auf der Liste kandidieren. Dass man in vielen Fällen mehrere Bewerbungen auf die Listenplätze gehabt habe, selbst für die hinteren Plätze auf der Warteliste, wertete OB-Kandidatin Martina Wild als ermutigendes Zeichen für die anstehenden Kommunalwahlen. Für einige Grüne Urgesteine läutete die Listenaufstellung aber auch einen Abschied ein. Etwa für Umweltreferent Reiner Erben, der 2019 Platz 2 bekleidete und nun als Stimmenfänger auf Platz 40 antritt. „Ich habe vor 30 Jahren das erste Mal kandidiert, bin 1997 in den Stadtrat nachgerückt. Es ist Zeit für den Generationenwechsel“, sagte Erben. Bis zur Wahl habe er als Referent aber noch einiges vor.
Die Listenkandiaten der Augsburger Grünen
1. Martina Wild, 2. Peter Rauscher, 3. Verena von Mutius-Bartholy, 4. Jürgen Enninger, 5. Marie Rechthaler, 6. Deniz Anan, 7. Maren Dörr, 8. Serdar Akin, 9. Corinna Obert, 10. Josef Kirchmeier, 11. Didem Karabulut, 12. Dominik Molnar, 13. Melanie Melitta Hippke, 14. Peter Monz, 15. Mouren Heichele, 16. David Wagner, 17. Emma Heinle, 18. Martin Stettnisch, 19. Christine Kamm, 20. Magnus Trinkwalder, 21. Veronika Mentzel, 22. Stefan Wagner, 23. Sylvia Schaab, 24. Meinolf Krüger, 25. Nadine Hallass, 26. Jakob Bizer, 27. Hannah Judith, 28. Achim Thor, 29. Roswitha Schroll, 30. Frederic Zucco, 31. Anja Klaffenbach, 32. Dagobert Ross, 33. Barbara Löffler, 34. Thomas John, 35. Hélène Ginsz-Kieffer, 36. Joachim Sommer, 37. Susanne Gronde, 38. Daniel Tröster, 39. Susanne Thoma, 40. Reiner Erben, 41. Kerstin Kipp, 42. Alexander Beppler, 43. Sabine Pfister, 44. Theo Döllmann, 45. Annette Thieme, 46. Andreas Hellmann, 47. Angela Bachmair, 48. Fahrad Sidiki, 49. Eva Leipprand, 50. John Tan, 51. Gül Arslan, 52. Matthias Lorentzen, 53. Pia Haertinger, 54. Udo Legner, 55. Claudia Roth, 56. Cemal Bozoglu, 57. Stephanie Schuhknecht, 58. Jochen Mack, 59. Sabrina Koch, 60. Ralf Ostermaier.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden