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Gefahr für Brücken und Grundwasser? Der Lech gräbt sich in Augsburg immer tiefer in sein Flussbett

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Der Lech gräbt sich immer tiefer in sein Flussbett

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    Der Lech gräbt sich immer tiefer in sein Flussbett. Unterhalb des Hochablasses werden die Gründungspfähle des 1910 weggespülten Holzwehres immer weiter freigelegt.
    Der Lech gräbt sich immer tiefer in sein Flussbett. Unterhalb des Hochablasses werden die Gründungspfähle des 1910 weggespülten Holzwehres immer weiter freigelegt. Foto: Marcus Merk

    Am Hochablass wird nach jedem Hochwasser deutlich, wie dramatisch die Lage ist: Die Gründungspfähle des alten Hochablasswehres, das 1910 bei einem Hochwasser weggeschwemmt wurde, ragen inzwischen fast einen halben Meter aus dem Flussbett, und nach jedem Hochwasser scheinen sie ein wenig zu wachsen. Doch in Wahrheit tragen die Wassermassen das Kiesbett, in dem die Pfähle früher vollständig begraben waren, Stück für Stück ab. Das Problem hat der Lech schon seit Jahrzehnten zwischen Mandichosee und Wertachmündung, weil wegen der Staustufen kein Schotter mehr aus den Alpen nachkommen kann. Doch inzwischen spitzt sich die Lage zu. Auf Höhe der Ulrichsbrücke in Lechhausen hat sich der Lech seit 2019 um 70 Zentimeter tiefer gelegt und liegt 1,20 Meter unter dem ursprünglichen Niveau.

    Wasserwirtschaftsamt sieht „dringenden Handlungsbedarf“

    Das ergaben Messungen des Wasserwirtschaftsamtes von Ende 2024. Man sehe dort „dringenden Handlungsbedarf“, so die Behörde, die nun eine Rampe unterhalb der Ulrichsbrücke bauen möchte. Das soll im Lechbett für eine Stabilisierung sorgen. Man werde die Planung in diesem Jahr beginnen. Mit ähnlichen Rampen aus Natursteinen wurde bereits die Wertach im Zuge des Projekts „Wertach vital“ auf Höhe Inningen und an der Goggelesbrücke stabilisiert. Das Wasserwirtschaftsamt schüttete in den vergangenen Jahren mehrmals Kies in den Lech, um den Verlust auszugleichen. Ein dauerhafter Erfolg war davon aber nicht zu erwarten.

    Grundsätzlich hat das Wasserwirtschaftsamt weitreichendere Pläne für den Lech. Wie berichtet ist im Zuge des Projekts „Licca liber“ vorgesehen, zwischen Mandichosee und Hochablass das Flussbett deutlich aufzuweiten, sodass der Fluss mehr Platz hat. Damit wird die Fließstrecke verlängert und die Strömungsgeschwindigkeit verringert. Auch für den innerstädtischen Abschnitt zwischen Hochablass und Wertachmündung gibt es Überlegungen für eine naturnahere Gestaltung, allerdings sind die Handlungsmöglichkeiten angesichts der Platzverhältnisse begrenzt.

    Lechallianz warnt vor einer Zerstörung des Flussbetts

    In der Folge der Eintiefung wird das Risiko für einen so genannten Sohldurchschlag des Lechs größer, warnt die Lechallianz. Dabei handelt es sich um ein Bündnis von Naturschutzverbänden. Unter der schützenden Kiesschicht, die auch Lebensraum für Fische und andere Organismen bietet, liegt eine weichere Tonschicht, der so genannte Flinz. An manchen Stellen im Lech liegt diese Schicht - erkennbar als helle Flecken - schon offen, etwa auf Höhe des Osramstegs. Für Fische bietet sich, weil die Strömung mit voller Geschwindigkeit über diese Abschnitte fegt, keine Ruhemöglichkeit. Und sollte bei einem Hochwasser auch noch der Flinz abgetragen werden, wäre eine direkte Verbindung zwischen Lech und Grundwasser die Folge. Das hätte für Wassermenge und Grundwasserspiegel Folgen. Auch in Stadtwaldhöhe gibt es die Flinzproblematik bereits an einzelnen Stellen. Hier wäre ein Durchbruch besonders kritisch, weil die Stadtwerke im Stadtwald das Augsburger Trinkwasser gewinnen, warnt die Lechallianz.

    Licca liber müsse nun zügig angegangen werden, so der Appell der Naturschützer in Richtung der Stadt Augsburg. Sie ist für die Genehmigung des Projekts des Freistaats zuständig. Es hatte sich schon vor einem Jahr, als der Freistaat die Genehmigungsunterlagen einreichte, abgezeichnet, dass das Verfahren wegen seiner Komplexität, aber auch aus Personalmangel, etwas länger dauern wird. Die Eingriffe müssen im Hinblick auf Hochwasserschutz und Grundwasser-Auswirkungen geprüft werden. Zuletzt erklärte die Stadt, dass man derzeit noch die Unterlagen auf Vollständigkeit und Brauchbarkeit überprüfe. Von der Lechallianz heißt, es, dass das zu langsam gehe. Es sei „völlig unverständlich und unverantwortlich“, dass es nicht gelinge, die nötigen Stellen zu besetzen. Licca liber müsse Priorität haben.

    Drohen auch Auswirkungen auf Brücken?

    Auch politisch wird inzwischen Handlungsbedarf gesehen. Die schwarz-grüne Koalition ist angesichts der Entwicklungen beunruhigt. Man wolle einen Bericht der Verwaltung, für wie dringlich man Licca liber halte und ob eine Renaturierung auf Höhe Stadtwald auch zwischen Hochablass und Wertachmündung für mehr Stabilität sorgen wird. Zudem sei die Frage, ob man aus Sicht der Umweltverwaltung mit Ad-Hoc-Maßnahmen die Eintiefung im bewohnten Stadtgebiet stoppen könnte, weil Licca liber in jedem Fall noch längere Anlaufzeit benötigt. In dem Berichtsantrag werden auch Informationen darüber gefordert, welche Folgen eine weitere Eintiefung auf die Lechbrücken im Augsburger Stadtgebiet haben könnte.

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