
Schulen in Augsburg: Das Anna-Gymnasium erhält einen neuen Zweig

Plus Das Gymnasium möchte mehr junge Menschen ansprechen. Das entlastet die Stadt, die in wenigen Jahren viel mehr Schülerinnen und Schüler unterbringen muss.

Die gute Nachricht für das Gymnasium bei St. Anna kam Anfang Januar. Der Bayerische Kultusminister Michael Piazolo gab für den Wunsch der Schulfamilie, einen neuen Zweig in das Schulprofil mit aufnehmen zu dürfen, grünes Licht. Ab September wird das Gymnasium seinen Schülerinnen und Schülern somit auch einen naturwissenschaftlich-technologischen Zweig anbieten können. Das wird an den weiterführenden Schulen in Augsburg zu einer Entlastung führen.
Den Wunsch, das Angebot auszubauen, habe es schon länger an der Schule gegeben, berichten Schulleiter Alois Mayr und seine Stellvertreterin Sandra Schwarz. An der Schule wurden schon vor Jahren entsprechende Arbeitskreise gegründet. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Abschlusskonferenz allerdings von 2020 auf 2022 verschoben. Im vergangenen Jahr wurde dann eine pädagogische Konferenz einberufen und Lehrerinnen und Lehrer des Kollegiums hielten Vorträge. Dabei wurde die damalige Situation beschrieben, ein Vergleich mit anderen sprachlichen Gymnasien erstellt und ein Stimmungsbild gezeichnet. Anschließend wurden die Eltern informiert und schließlich – nach einem großen Zuspruch von allen Seiten – der Prozess weiter angestoßen.
Anna-Gymnasium stellte einen Antrag bei der MB-Dienststelle
"Dieses zusätzliche Angebot ist einfach zeitgemäß. Durch die Wahlfreiheit können die Schülerinnen und Schüler bei ihren Fähigkeiten abgeholt werden", betont Sandra Schwarz. Die Stadt Augsburg als Sachaufwandsträger wurde informiert und ein Antrag beim Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Schwaben gestellt. "Der Ministerialbeauftragte Christoph Henzler hat dann die Meinung aller anderen Augsburger Gymnasien abgefragt und ein Gutachten erstellt, das an das Kultusministerium weitergeleitet wurde", erklärt Schulleiter Mayr das weitere Vorgehen.
Dass das Vorhaben nun umgesetzt werden kann, freut auch die Augsburger Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne). Sie hat die Schule in ihrem Wunsch bestärkt – wohl wissend, dass dadurch das Schulprofil des Anna-Gymnasiums nicht nur weiterentwickelt würde, sondern womöglich auch wieder mehr Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden könnten. "Derzeit haben wir drei Eingangsklassen. Wir hätten aber räumliche Kapazitäten für vier, wenn nicht fünf Eingangsklassen", bestätigt Schulleiter Alois Mayr. In den vergangenen Jahren verzeichnet das Gymnasium rückläufige Schülerzahlen: Waren es im Schuljahr 2018/2019 noch 706 Schülerinnen und Schüler so sind es im Jahr 2022/2023 noch 643. Kein hausgemachtes Problem, sondern eine Entwicklung mit der viele Gymnasien mit sprachlichen und humanistischen Zweigen zu kämpfen hätten.
Durch hohe Schülerzahlen wird sich der Druck auf Augsburger Schulen erhöhen
Das Augsburger Schulgutachten, das im vergangenen Frühjahr vorgestellt wurde, belegt, dass durch die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums, steigende Geburtenzahlen und ein erhöhtes Pendleraufkommen von Schülerinnen und Schülern aus dem Umland sich der Druck auf Augsburger Schulen erhöhen wird. In einem Dokument der Stadt wird auf Basis des Schulgutachtens gefolgert: Komme es im Rahmen der prognostizierten Entwicklung zu keinen Veränderungen bei den Parametern der Schulein- und Auspendlerinnen und die kirchlichen Träger weiteten ihr Angebot nicht aus, so werden bis in die frühen 30er-Jahre in den Gymnasien der öffentlichen Träger rund 1700 Schülerinnen und Schüler mehr zu beschulen sein. Dieses entspräche einem rund sieben bis acht zügigen Gymnasium.
Wild versucht auf mehreren Ebenen dieser Herausforderung entgegenzutreten. Nachdem auch in der unmittelbaren Region mit steigenden Schülerzahlen gerechnet werde, habe die Stadt Augsburg diesbezüglich mit den benachbarten Landkreisen – Kreis Augsburg und Aichach-Friedberg – eine "gute Gesprächsebene" gefunden. Es gebe einen guten, zielführenden Dialog. Daneben hat die Bildungsbürgermeisterin das Gespräch zum Schulwerk der Diözese Augsburg und zum Stetten-Institut gesucht, um zu klären, ob dort die Schulen räumlich erweitert oder das Angebot ausgebaut werden könne.
Mehr Raumkapazitäten durch bauliche Veränderungen an Augsburger Schulen
Durch bauliche Veränderungen werde ebenfalls zusätzlicher Raum geschaffen. Wild: "Am Maria-Theresia-Gymnasium wurde das Dillmann-Haus saniert. Im Schulgebäude wurde zudem eine Wand eingerissen. So entstanden zwei Klassenräume." Innerhalb der Generalsanierung am Rudolf-Diesel-Gymnasium wird auch erweitert, was zusätzliche Raumkapazität schaffe. "An der FOS/BOS/RWS bleibt durch die Generalsanierung die Fläche erhalten. Bei einem Neubau wäre der Schulkomplex kleiner ausgefallen", so Wild.
Eine Weiterentwicklung wie am Gymnasium bei St. Anna könne sich die Bildungsbürgermeisterin auch für das Gymnasium bei St. Stephan vorstellen. An dem Gymnasium mit humanistischem und musischen Zweig gebe es ebenfalls rückläufige Schülerzahlen: Im Schuljahr 2018/2019 wurden 651 Schüler gezählt, im Schuljahr 2022/2023 sind es 585.
Am "Anna" wird derweil nun die Einführung des neuen Zweiges ganz konkret: Im Februar werden die Siebtklässler samt ihrer Eltern über die Wahlmöglichkeit ab der 8. Klasse informiert. Im März wird der neue Zweig, der eine vertiefte Einführung in den Fächern Physik, Chemie und Informatik mit sich bringt, den Eltern der ans Gymnasium übertretenden Kinder vorgestellt. Wichtig ist dem Traditionsgymnasium, dass Latein weiter als erste Fremdsprache bestehen bleibt. Dafür hätten sich Schüler wie Lehrer gleichermaßen ausgesprochen.
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