Nach den Grünen und der FDP haben jetzt auch CSU und SPD bestimmt, wer in einem knappen Jahr in Augsburg als Direktkandidat bei der Bundestagswahl antritt. Für die CSU wird wieder Volker Ullrich kandidieren, bei der SPD Ulrike Bahr. Das hatte sich bereits im Vorfeld abgezeichnet. Allerdings dürfte die Wahl im September 2025 - anders als vor vier Jahren - womöglich zur Zitterpartie für manche Kandidaten werden.
Ullrich wurde am Montagabend mit 96,9 Prozent der Delegiertenstimmen gewählt. In seiner Bewerbungsrede griff Ullrich die Ampelkoalition an. Die Zufriedenheit der Bürger mit der Politik, das Zutrauen in Demokratie und Rechtsstaat sowie die Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung - all das sei nach unten gegangen in den vergangenen drei Jahren. „Einiges ist ins Rutschen gekommen und Entwicklungen finden statt, die wir so nicht akzeptieren können und wollen“, so Ullrich. Nötig sei, Energie bezahlbar zu halten, wenn Augsburg ein Produktionsstandort bleiben solle. Davon hänge der Wohlstand in der Stadt ab. Zum Thema Migration sagte Ullrich, dass das Zusammenleben in Augsburg gut funktioniere. Man müsse aber auch über Herausforderungen beim Thema Migration sprechen. Zurückweisung an den deutschen Grenzen seien, weil das System auf europäischer Ebene nicht laufe, notwendig. Man habe das als Union 2015 und 2018 anders entschieden, müsse aus heutiger Sicht aber sagen, dass das falsch war, so Ullrich.
Ullrich, der seit 2013 dreimal das Direktmandat holte, kritisierte die von der Ampelkoalition beschlossene Wahlrechtsreform, die manchem bisher direkt gewählten Abgeordneten den Weg ins Parlament erschweren dürfte. Vor allem CSU-Abgeordnete sind betroffen. „Dieses Wahlrecht ist ein gezielter Affront gegen die Union“, so Ullrich. Man werde im Wahlkampf neben der Erststimme auch gezielt um die Zweitstimmen werben. Hintergrund: Nur wenn die CSU ein starkes Zweitstimmenergebnis erzielt, sichert sie möglichst viele ihrer Direktkandidaten ab.
Bundestagswahl in Augsburg: Eine gute Listenplatzierung wird wichtig
Die Union lag zuletzt in Umfragen besser als 2021, was Ullrichs Chancen erhöht, auch über die CSU-Liste abgesichert zu sein (2021 holte die CSU in Augsburg 25,4 Prozent Zweitstimmen). Das Direktmandat ginge in diesem Fall wieder an die CSU, sollte sie sich als stärkste Kraft behaupten, was bisher fast immer bei Bundestagswahlen in Augsburg gelang. Die anderen Augsburger Abgeordneten - Claudia Roth (Grüne), Ulrike Bahr (SPD) und Maximilian Funke-Kaiser (FDP) - zogen alle über die Liste ein. Die FDP dürfte nach derzeitigem Stand schlechter abschneiden, aber auch SPD und Grüne würden Federn lassen. Für alle Kandidaten käme es darauf an, wie gut sie über die Zweitstimmen-Listen ihrer Parteien abgesichert wären. Noch haben die Parteien nicht darüber entschieden.
Ulrike Bahr (SPD) war im Vorfeld der Wahl 2021 von der Bayern-SPD überraschend auf einen wenig aussichtsreichen Platz gesetzt worden. Das starke bundesweite Abschneiden der SPD mit dem „Scholz-Effekt“ sorgte damals dafür, dass es doch klappte. Angesichts der inzwischen deutlich schlechteren Umfragewerte für die SPD wird es stärker als 2021 darauf ankommen, dass Bahr auf der SPD-Liste weit oben platziert wird. Die Augsburger SPD nominierte Bahr am Samstag aber schon einmal als Direktkandidatin. Bahr erhielt 90 Prozent der Delegiertenstimmen. Seit 2013 sitzt Bahr im Bundestag, in der aktuellen Legislatur ist sie Vorsitzende im Familienausschuss des Parlaments. Dirk Wurm, Vorsitzender der schwäbischen SPD, sagte bei der Nominierungsversammlung, dass es keine Frage sei, dass Augsburg das Bundestagsmandat mit ihr halten müsse.
SPD-Abgeordnete Ulrike Bahr: „Die Ampel ist besser als ihr Ruf“
Bahr erinnerte in ihrer Bewerbungsrede daran, was in den vergangenen drei Jahren trotz Krisen wie dem Krieg in der Ukraine geleistet wurde, etwa die Erhöhung des Mindestlohns, die Erhöhung des Kindergelds oder das Deutschlandticket. „Die Ampel liefert und ist besser als ihr Ruf“, so Bahr. Auch Augsburg profitiere von Projekten der Bundesregierung. Ein Beispiel sei das so genannte Startchancenpaket, bei dem zehn Augsburger Schulen in Lechhausen und Oberhausen jeweils 500.000 Euro pro Jahr erhalten. Bahr erinnerte auch daran, dass die Perlachsanierung gefördert werde (drei Millionen Euro), ebenso wie die Renovierung des Bahnpark-Lokschuppens (eine Million Euro) und das Projekt „Smartes Stadtgrün“ (acht Millionen Euro), das für mehr Bäume in der Innenstadt und im Innovationspark sorgen wird.
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