Als Craftbier-Brauer ist Christopher Detke mit seinem eigenen Produkt selbstkritisch. „Ein bisschen zu viel Bananengeschmack, findet ihr nicht?“, fragt er und blickt skeptisch auf das volle Weizenglas auf dem Tisch im ersten Stock von Habo‘s Bierschänke in Oberhausen. Eine leichte Bananennote ist bei Weizenbier normal - aber noch hat der Chef der Brauerei „Rotes Pony“ die Brauanlage in dem Lokal am Oberhauser Bahnhof nicht ganz perfekt im Griff. Die Augsburger Brauerei „Rotes Pony“ hat ihr angestammtes Domizil in Bergheim verlassen und ist jetzt Hausbrauer in der neu eröffneten Wirtschaft von Stefan „Bob“ Meitinger und Bernd Happacher. Ein Glücksfall für die Brauer - können sie doch jetzt in Oberhauser mit ihren Bieren richtig durchstarten.

Das Rote Pony hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Erfolgsprojekt entwickelt, freut sich Detke, der die Brauerei gemeinsam mit seinem Kompagnon Jerome Geyer-Klingeberg 2020 eröffnet hat. Während die meisten Brauereien damit zu kämpfen haben, dass die Deutschen immer weniger Bier trinken, geht es beim Pony stetig bergauf. Losgelegt hatte man auf dem Bauernhof von Manuel und Katharina-Luise Förg in Bergheim, die ihr landwirtschaftliches Anwesen neu beleben wollten und über die kleine Craftbier-Brauerei als Untermieter erfreut waren. Die Brauausrüstung bestand teilweise aus umgebauten Milchkannen, was der Beliebtheit des Bieres aber keinen Abbruch tat, was eine schnell wachsende Schar von „Rote-Pony-Fans“ beweist. „Wir haben uns eine coole Community erarbeitet, darauf sind wir auch echt stolz“, betont Detke.
Wie viele Craftbier-Brauer kommt er eigentlich aus einem ganz anderen Bereich. Ursprünglich war er Kulturwissenschaftler und arbeitete in der Öffentlichkeitsarbeit des Augsburger Diözesanverbandes. Das Bierbrauen brachte er sich aus Begeisterung selbst bei. Erfolgreich, wie das Ergebnis zeigt. Seit zweieinhalb Jahren hat er seinen alten Job aufgegeben und führt hauptberuflich das Tagesgeschäft des Roten Ponys.
Ein Bier bei jedem Sud wieder in gleicher Qualität hinzubekommen, ist ein Kunst - auf einer neuen Brauanlage ist es fast eine Unmöglichkeit. „Die Anlage hier ist fast 30 Jahre alt, aber in gutem Zustand“, berichtet der Brauer. Aktuell ist er dabei, die in Bergheim entstandenen Rezepte anzupassen. „Hier ist zum Beispiel das Brauwasser viel härter, was sich auf den Geschmack auswirkt“, so Detke. „Ein paar kleinere Probleme müssen wir noch abstellen, damit das Bier wieder ganz genauso schmeckt, wie es unsere Fans gewohnt sind“, sagt er. Lecker ist es jedenfalls schon jetzt.
Das Rote Pony brauchte mehr Platz und musste neue Räume suchen
Zuletzt hatte die Rotes-Pony-Brauerei im Jahr rund 30.000 Liter ihres Bieres gebraut und in Augsburg und im Landkreis verkauft. Der Erfolg führte letztendlich auch zur Trennung von den Freunden in Bergheim. „Wir hätten einfach mehr Platz gebraucht und gleichzeitig hat sich ja auch die Landwirtschaft vergrößert und brauchte unsere Räume, sodass uns leider nichts anderes übrig blieb, als uns nach einer neuen Bleibe umzusehen.“ Dass zu diesem Zeitpunkt das Habo‘s über einen eigenen Hausbrauer nachdachte, sei ein großer Glücksfall gewesen. „Für uns ist es schon eine große Ehre, ein Teil von Augsburgs Biergeschichte zu sein - wir werden auch immer wieder darauf angesprochen“, sagt er mit Blick auf das Lokal, das ja als „Charly-Bräu“ eine lange Historie als Hausbrauerei aufzuweisen hat.
Detke hofft natürlich, dass die Erfolgsgeschichte des Roten Ponys auch in Habo‘s Bierschänke weitergeht. Für die Gaststätte braut er die Sorten „Habo‘s Hell und Habo‘s Weizen, die aus großen Tanks über der Theke im Erdgeschoss ausgeschenkt werden. „Frischer geht es nicht - das Bier wird aus den Lagertanks im Keller in die Tanks an der Theke gepumpt und von dort gezapft“, freut sich der Brauer. Daneben entstehen hier aber auch wieder alle gewohnten Pony-Sorten wie das Pale Ale, das Dunkelbier, das Weizen und das Kellerbier. „Wir werden auch wieder saisonale Spezialitäten brauen, die dann auch im Habo‘s aus dem Hahn kommen“, verspricht der Brauer. Biere, wie das Rock & Roll Pale Ale, die in allen Lokalen von Bob‘s ausgeschenkt werden, entstehen nicht in der Hausbrauerei. „Diese Mengen könnten wir aktuell hier auch nicht stemmen“, sagt Detke.
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