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Kaum Zuschauer: Circus Barelli kämpft in Augsburg ums Überleben

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Kaum Zuschauer: Circus Barelli kämpft in Augsburg ums Überleben

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    Die Premiere des Circus Gebrüder Barelli am Samstagabend war fast ausverkauft. Doch nach dem gelungenen Auftakt kamen kaum noch Zuschauer. Das Team ist verzweifelt.
    Die Premiere des Circus Gebrüder Barelli am Samstagabend war fast ausverkauft. Doch nach dem gelungenen Auftakt kamen kaum noch Zuschauer. Das Team ist verzweifelt. Foto: Annette Zoepf

    Am Samstagabend feierte der Circus Gebrüder Barelli auf dem Gögginger Festplatz eine umjubelte Premiere. Doch schon wenige Tage danach macht sich auf dem Gelände rund um das Grand Chapiteau Ernüchterung breit. Bis 13. Juli bleibt der Circus in der Stadt. Jeden Tag sind zwei Vorstellungen angesetzt, lediglich am Montag ist Ruhetag. Doch nachdem schon die Premiere am Samstag aufgrund eines Stromausfalls vom Nachmittag auf den Abend verschoben werden musste, scheint das Gastspiel in Augsburg unter keinem guten Stern zu stehen.

    Am Dienstag kam kein einziger Gast zur Vorstellung

    So musste etwa die 17 Uhr-Vorstellung am Dienstag ersatzlos gestrichen werden. „Kein einziger Gast ist gekommen“ sagt Caynna Barelli verzweifelt. Und das, obwohl an diesem Spartag alle Plätze nur fünf Euro gekostet hätten. „Wir wissen nicht mehr weiter, die Situation wird für uns immer dramatischer. Wir sind hier mit über 60 Menschen, darunter viele Kinder, Familien – und mit über 40 Tieren, die jeden Tag Futter, Pflege und Schutz brauchen.“ Es gehe hier nicht nur um ein paar Vorstellungen, sondern um das Überleben eines ganzen Zirkuslebens. Um eine Gemeinschaft, die zusammenhalte – aber gerade an ihre Grenzen komme.

    Circus Gebrüder Barelli, Gastspiel Augsburg-Göggingen, Festplatz Göggingen

Premiere Circus Gebr. Barelli
 *** Local Caption *** Circus Gebrüder Barelli, Gastspiel Augsburg-Göggingen, Festplatz Göggingen

Premiere Circus Gebr. Barelli
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    43 Bilder
    Staunen und Träumen im Circus Barelli

    Denn die Pechsträhne des Circus Gebrüder Barelli, der sich zuletzt Rassismusvorwürfen gegenüber sah, begann nicht erst in Augsburg. An der vorherigen Spielstätte in Mannheim wurde nach Angaben der Familie während der Vorstellung in einen der Wagen eingebrochen. Dabei seien die kompletten Gastronomieeinnahmen und Vorräte gestohlen worden und ein Schaden von mehr als 20.000 Euro entstanden. „Mit letzter Kraft haben wir uns 300 Kilometer weit hierher nach Augsburg gekämpft. Mit defekten Fahrzeugen. Mit erschöpften Tieren. Mit leerem Konto. Aber mit Hoffnung“, sagt die Artistin, die als Ashley mit ihren Hula-Hoop-Reifen selbst in der Manage auftritt. Doch langsam beginne diese Hoffnung zu verblassen.

    Die Tiere werden stündlich mit Wasser gegen die Hitze bespritzt

    Denn nach der fast ausverkauften Premierenvorstellung am Samstag seien zu den beiden Vorstellungen am Sonntag zusammengenommen nicht einmal 150 Gäste gekommen. So lüftete sich der Vorhang in Göggingen bis Dienstag insgesamt nur drei Mal. „Es ist zum Verzweifeln, wir geben uns so viel Mühe, alles steht bereit, aber keiner kommt.“ Woran es liegt, dass die Augsburger nicht in den Circus kommen, das wüssten sie nicht, sagt die Artistin, die in das Zirkusleben hineingeboren wurde. Ein großer Punkt sei aber sicherlich die Hitze, bei der die Menschen lieber ins Freibad gehen oder Zuhause bleiben. Dabei sei es im Zelt selbst dank einer speziellen Durchlüftung vergleichsweise angenehm.

    Damit sie die Hitze besser aushalten, würden die Kamele und Pferde stündlich mit Wasser abgespritzt und verbrächten den Tag im schattigen, gut durchlüfteten Stall. Auch in den Zirkuswagen sei es natürlich heiß. Doch die Barellis wollen nicht klagen. „Wir sind das gewohnt.“ Was ihnen wirklich zu schaffen mache, sei der mangelnde Zuspruch der Gäste, die Sorgen darum, wie es mit dem Zirkus weitergehen soll. Täglich liefen Fix-Kosten von rund 8000 Euro auf. Mittlerweile sei die Situation so prekär, dass sie bald nicht mehr wüssten, womit sie den Treibstoff für ihre Stromaggregate bezahlen sollen. Der Tross hofft deshalb nun darauf, dass die Augsburger sich ein Herz fassen. Und auf angenehmere Temperaturen. „Wir sind kein Bettelzirkus, der von Haus zu Haus geht und sammelt. Und wir würden nicht um Hilfe bitten, wenn es anders gehen würde“, sagt Cyanna Barelli traurig.

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    4 Kommentare
    Franz Xanter

    Das Problem dürfte die in den letzten Tagen herrschende Hitze gewesen sein. Mal ehrlich, wer setzt sich denn bei solchen Temperaturen, auch abends, gerne in ein, wenn auch möglicherweise gekühltes Zirkuszelt?

    Gerald Drews

    Mir fällt ein Satz ein, den ich aber keinesfalls zynisch meine: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit." Und Tiere im Zirkus sind ungefähr so out wie sexistische Sprüche. Um die Menschen und Tiere des Zirkus tut es mir leid. Aber ich werde trotzdem nicht hingehen. War noch nie mein Ding.

    Philipp Utta

    Herr Barelli und Co. sind sicher sehr nette Menschen. Aber wer Tiere zur Unterhaltung einkerkert, der hat kein Mitleid verdient. Tiere sind kein Business, und jeder, der das anders sieht, hat es verdient, dass sein Business zu Grunde geht. Denn Cirque du Soleil und Circus Roncalli haben das erkannt und ziehen tausende Menschen mit ihren Shows an. Ganz ohne andere Lebewesen einzusperren und in kleinen Gefängnissen dahinsiechen zu lassen.

    Christiane Briem

    „Mit defekten Fahrzeugen. Mit erschöpften Tieren“ Tiere gehören nicht in den Zirkus!

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