Der französische Star-Gitarrist Angelo Debarre ist ein gutes Beispiel für den exzellenten Ruf, den das Django Reinhardt Festival Augsburg in der weltweiten Manouche-Szene genießt, gehört er doch laut Sandro Roy zu den „fünf weltbesten Gitarristen der Szene“. Und Roy, der die Musik in der Tradition Reinhardts schon von Kindesbeinen an kennt, ist in diesem Falle eine vertrauenswürdige Quelle. Ein anderes Beispiel wäre der Wiener Geiger Benjamin Schmid, der in den 90er Jahren Preisträger des internationalen Leopold-Mozart-Violinwettbewerbs war und nun nach unzähligen Konzerten auf der ganzen Welt mit einem ganz neu arrangierten Programm in exklusiver Konstellation nach Augsburg zurückkehrt.
„Große Namen in dieser Kombination gibt es nur hier. Wir hatten sogar schon einen Gast auf dem Festival, der extra aus Brasilien anreiste, um eine Band zu hören, die in dieser Konstellation nur bei uns zu sehen war“. Die Künstler kommen gerne, wegen der familiären Atmosphäre, der Bedeutung des Festivals in der Szene und nicht zuletzt wegen des einzigartigen Flairs des Kurhauses. Nach dem konzertanten Programm tauschen die Musiker des Abends die Bühne mit der Kulisse des Gründerzeitschmuckstücks, um sich bis tief in die Nacht in uferlosen Jams zu verlieren, ganz im Geiste der Manouche-Protagonisten um Django Reinhardt.
Die Manouche-Szene ist stilistisch inzwischen weit offen
Kurator Stefan Weippert betont aber, dass „wir keine Folklore machen wollen. Unsere Intention ist, neue Wege zu beschreiten und nicht nur den des musealen Jazz. Der Manouche-Jazz ist heute sehr weit geöffnet“. Er öffnet sich verzerrten Gitarren, gefühlvollem Jazzgesang und der Operette. Letztere beeinflusst den Vortrag der Sängerin Vannina, sie erzählt zur Gitarre von Dimitri Lavrentiev fiktive Geschichten aus der Sinti und Roma-Community. Vannina gehört zu den wenigen Frauen in der Szene, daher sei es schwer für Weippert, das Festival mit mehr Künstlerinnen zu besetzen.
Nicht nur aus diesem Grund messen Weippert und Roy der Nachwuchsförderung im Rahmen des Festivals eine entscheidende Rolle bei. Sandro Roy leitet die Musikschule Neusäß und weiß, dass die größte Motivation für junge Musikerinnen und Musiker ist, einen Auftritt vor Augen zu haben. Wenn dann auch noch nicht nur stolze Eltern, sondern musikalische Vorbilder zugegen sind, umso besser. In dem Jahr unter seiner Leitung hat sich das Niveau, auf dem Roy sich nun mit seinen Schützlingen bewegt, deutlich gehoben. „Ich musste erst einmal Streicherklassen aus der Taufe heben. Aber dieses Jahr sind wir schon viel weiter, wir spielen viel anspruchsvollerer Arrangements. Mit dem Festival haben wir eine Plattform, mit der ich die Jugendlichen überzeugen kann, mitzumachen. Unser Orchestra De Jango ist einzigartig, es gibt sonst kein Jugendorchester, das sich ganz auf die Musik von Django konzentriert“.
Musikalische Schubladen will das Festival verlassen
Zusammen mit Roys Unity Band schlagen sie dieses Jahr leisere Töne von Reinhardt und aus dem Great American Songbook an. Roy möchte mit dem Orchester „meinen Schülern duale Welten eröffnen. Es landet Klassisches auf dem Notenpult, aber sie sollen auch lernen, ohne Noten Jazz zu spielen“. Diese Herangehensweise ist ganz im Sinne von Kurator Weippert. „Musikalische Schubladen sind das Schlimmste!“, wirft er ein, und auch Roy sieht die Zukunft in der klassischen Musik im Verlassen der Schubladen. Diesem Anspruch wollen sie mit dem Internationalen Django Reinhardt Festival gerecht werden. Manouche-Jazz mag eine Sparte sein, aber die Fenster und Türen dieser Sparte stehen anderen Einflüssen weit offen.
Freitag, 6. Juni: „Djangos Fire“ mit Rocky Gresset/Costel Nitescu Quartett; „silences“ mit Sandro Roy Unity Band; „Rosenberg Highlight“ mit Johnny Rosenberg und Band (Beginn 19.30 Uhr).
Samstag, 7. Juni: „From Fritz to Django“ mit Benjamin Schmid & Friends; „Roma di Roma“ mit Vannina & Dimitri Lavrentiev; „Legend Serie“ mit Angelo Debarre Trio (Beginn 19.30 Uhr).
Sonntag, 8. Juni: „Napoli meets Paris“ mit Dario Napoli Trio feat. Wawau Adler (Open Air, Beginn 11 Uhr9.
Programm und Karten unter www.django-reinhardt-festival.eu
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