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Julius Althoetmar gewinnt in Augsburg die Bayerische Meisterschaft im Poetry Slam

Poetry Slam

Julius Althoetmar ist zum dritten Mal Bayerns bester Slammer

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    Sieger Julius Althoetmar im Martinipark.
    Sieger Julius Althoetmar im Martinipark. Foto: Michael Hochgemuth

    Ein Sieger, der die Herzen des Publikums und der Jury mit viel Witz und Charme erobert hatte: Schon zum dritten Mal in Folge gewann Julius Althoetmar den Bayerischen Poetry Slam, der in diesem Jahr mal wieder (nach 2013 und 2023) in Augsburg ausgerichtet wurde. Damit wird der Münchner im Oktober nach Chemnitz zum deutschsprachigen Poetry-Slam-Wettbewerb reisen, ebenso wie die sehr starken Zweit- und Drittplatzierten Elena Calliopa (aus Freising) und Lotta Emilia (aus Landsberg).

    Bei der Bayerischen Meisterschaft im Poetry Slam in Augsburg wird vorgelesen, gereimt und gerappt

    Erst das lange Halbfinale, dann das spannende Finale: Zwei Abende, an denen vorgelesen, gereimt, gerappt, gesungen und gejubelt wurde. Zu verdanken ist diese Feier des Pop und der Poesie auch der ansteckenden Begeisterung von Horst Thieme, der seit 1998 monatlich dieses Hochamt der Sprachkunst in Augsburg feiert. Und damit diese Stadt zu einer Slam-Metropole gemacht hat, die diesmal auch die große Spielstätte des Staatstheaters im Martinipark locker füllen konnte.

    Das Publikum blieb allerdings in diesem Hochkultur-Tempel relativ reserviert, auch wegen der zurückhaltenden Moderation von Thieme und Slam-Profi Meike Harms. Dabei wurde auf der riesigen Bühne von insgesamt 24 Slammern mit Emotionen, Komik und persönlichen Leidensgeschichten alles geboten, was sich in Poesie verdichten lässt. Einer der vielen queeren Künstler war Rune Vollbehr, nominiert vom „Rosenslam Rosenheim“. Dieser Selbstfindungstext allen Genderzuordnungen zum Trotz kam mit Wucht und Wahrhaftigkeit.

    Politisch-feministische Themen und dämliche Texte in Popsongs

    Lena Krebs vom „Mälzeslam Regensburg“ setzte Fantasie gegen die ermüdende Demo-Liturgie mit Gewerkschaftsfahnen und Hannes-Wader-Liedern. Nadine Céline Tiryaki-Zeeb („Ansbacher Kammerspiele“) provozierte gekonnt mit politisch-feministischen Texten, konnte aber die Jury aus neun zufällig ausgewählten Zuschauern nicht genug überzeugen. Mehr gefiel ihnen Anna Richter vom „Schwabinger Poetry Slam“, die Popsongs auf ihre dämlichen Texte hin abklopfte.

    Viel Zustimmung von Publikum und Jury gab es bei den komischen Beiträgen. Direkt auf Pumuckls Ausspruch „Alles, was sich reimt, ist gut!“ berief sich der wohl älteste Finalist Bert Uschner („Kiezmeisterschaft München“) mit widersinnigen Reimen. Und Sprachakrobat Sebastian („Kulmbach slammt“) empfahl die Gurke zum Entschleunigen und als „Lösung aller Probleme“.

    Lotta Emilia fragt: „Wie künstlich darf Kunst sein?“

    Gewonnen hatte, wer Poesie, Rap und Bühnenperformance am kunstvollsten verband. Lotta Emilia setzte sich dabei leidenschaftlich gegen KI in der Kunst ein. „Wie künstlich darf Kunst sein?“ fragte sie rhetorisch, wenn da doch das Motiv „etwas zu sagen zu haben“ wegfällt. Ihr Plädoyer brachte der deutschsprachigen Vizemeisterin 2021 den dritten Platz.

    Elena Calliopa überzeugte mit ihrem treibenden Sprechrhythmus und dialogischen Texten. Sie zeigte darin die Brutalität der Einflüsterungen der Schönheitsideale, gegen die das Selbstwertgefühl schwer aufrechtzuerhalten ist. Ihre musikalische Performance übertraf dabei den Inhalt bei weitem.

    Slam-Sieger Julius Althoetmar bringt überraschende Reime

    Sieger Julius Althoetmar setzte selbstironisch ganz auf Alltagsleiden mit seiner wild gereimten Allergikerklage. Gerade die überraschenden Reime sicherten ihm die Lacher, auch bei seinem ersten Text mit Bewerbungsgespräch.

    Die Stärke des Slams ist die Vielfalt der Poeten. Das feierte Sina Bahr („Isar Slam München“) in einem liebevoll bewundernden Text. „Verdammt, ihr seid bunt!“ rappte sie als Loblied auf die Szene. Mutig, laut und mit Haltung seien die Kollegen und Kolleginnen. „Danke, dass ihr euch traut!“, rief sie ihnen zu. Eine „Slamily“ voll Wärme, die sich noch bis in die Morgenstunden selbst feierte.

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