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Ragna Schirmer erinnert an die Klaviervirtuosin Maria Theresia Paradis mit neuem Album.

Klassik

Sie war die blinde Starpianistin der Mozart-Zeit

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    Im Kleinen Goldenen Saals spielte die Pianistin Ragna Schirmer zusammen mit der Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter die konzertanten Programmteile des Albums ein.
    Im Kleinen Goldenen Saals spielte die Pianistin Ragna Schirmer zusammen mit der Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter die konzertanten Programmteile des Albums ein. Foto: Hofkapelle München

    Das Programm dieses Albums war im Spätsommer letzten Jahres schon einmal live in Augsburg zu hören gewesen: Die Hommage an die Pianistin und Komponistin Maria Theresia Paradis, eine Zeitgenossin Mozarts, dargeboten von der Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter und mit Ragna Schirmer als prominenter Klaviersolistin. Im Zusammenhang mit dem Konzert seinerzeit in Augsburg und im Greifenberger Institut am Ammersee aufgenommen, ist das Album (Berlin Classics) nun erschienen, versehen mit einem Booklet, in dem die Augsburger Musikhistorikerin Susanne Wosnitzka kenntnisreich die Gestalt der Maria Theresia Paradis illuminiert. 1759 in Wien geboren, erblindete sie früh, wurde jedoch aufgrund ihrer außergewöhnlichen Begabung von renommierten Lehrern musikalisch ausgebildet, was ihr eine Karriere als formidable Pianistin ermöglichte, die ausgedehnte Konzertreisen absolvierte – eine Berühmtheit im musikalischen Europa des Rokokozeitalters. Auch als Pädagogin bedeutend, verstarb sie 1824 gleichwohl verarmt.

    Das von Ragna Schirmer, Rüdiger Lotter und der Hofkapelle München eingespielte Album stellt Maria Theresia Paradies als inspirierende Interpretin fremder Werke ebenso vor wie als Verfasserin eigener Kompositionen. Am Beginn steht die Ouvertüre zu Paradis‘ Singspiel „Der Schulkandidat“, ein erfrischendes, heiter getöntes, von Lotter und der auf historischen Instrumenten spielenden Hofkapelle spritzig dargebotenes Stück, das kompositorische Originalität bezeugt sowohl in der Verarbeitung des musikalischen Materials wie im Umgang mit der Form.

    Solistin Ragna Schirmer auf einem Anton-Walther-Nachbau

    Als Interpretin hat die blinde Pianistin hochmögende Zeitgenossen wie Mozart und Haydn beeindruckt. Letzterer schrieb wohl mit Bezug auf Paradis sein G-Dur-Klavierkonzert Nr. 4, hier dargeboten von Ragna Schirmer, die sich schon in der orchestralen Einleitung mit akkordischen Tupfern einbringt, bevor sie dezidiert solistisch einsetzt. Als Instrument dient Schirmer der am Greifenberger Institut angefertigte Nachbau eines Hammerflügels (ca. 1792) des Wiener Klavierbauers Anto Walther. Ein Instrument mit weichem, homogenem Klangbild, das Schirmer wohlbedacht nie in klangliche Grenzbereiche führt.

    Dieses zu tun, dazu bedarf es eines anderen Instruments und anderer Musik. Für Paradis‘ Solo-Fantasie in G-Dur – ein Werk, das mit seinem rhapsodischen Zuschnitt schon vorausweist auf die Klaviersolistik im Zeitalter der Romantik – wechselt Ragna Schirmer auf ein Hammerflügel-Original von Joseph Böhm (ca. 1821). Der verfügt nicht nur über einen voluminöseren Klang, sondern wartet auch mit Extravaganzen auf wie einem Orgelregister, welches Schirmer in ihrer Interpretation der Fantasie auch einsetzt (per Pedal muss dazu die erforderliche Luft gepumpt werden). Um am Ende auch noch den Janitscharen-Zug des Böhm-Flügels zu ziehen und dem Stück damit noch ein klingendes Zimbel-Tüpfelchen aufzusetzen.

    Die Hofkapelle München begleitet schlank

    Mozarts Klavierkonzert in B-Dur (KV 456), nach Aussage des Komponisten „für die Paradis“ geschrieben, bringt dann noch einmal die Rückkehr zum Walther-Hammerflügel. Auch hier entfaltet Ragna Schirmer wieder den hölzern-warmen, duftig-obertonreichen Charme des Instruments. Die Tempi sind von gelassener Art, merklich im Vordergrund steht achtsame Artikulation. Rüdiger Lotter und die Hofkapelle bereiten mit schlank formulierter Begleitung den passenden Boden für ein der klanglichen Noblesse verpflichtetes, poetisch verdichtetes Rokoko-Tableau. Ausgesprochen reizvoll, dieses Album für Maria Theresia Paradis, die es verdient, als faszinierende Musikerin in Erinnerung gehalten zu werden.

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