Das Privileg des Wegschauens: "Drei Schwestern in Moskau" im Martinipark
Plus Regisseur Andreas Merz Raykov verbindet am Staatstheater Augsburg Tschechows Schauspiel "Drei Schwestern" mit einem aktuellen Kriminalfall in Russland.
Wenn Andreas Merz Raykov von der russischen Gesellschaft erzählt, dann weiß er, wovon er spricht. Zehn Jahre lang inszenierte der Regisseur, den man in Augsburg bereits von seiner bemerkenswerten Inszenierung "Der Drache" kennt, in diversen russischen Städten, zweimal war er sogar beim Festival "Goldene Maske" als bester russischer Regisseur nominiert. Nicht erst seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine im vergangenen Jahr ist diese Karriere zu Ende. "Schon 2014 mit der Annektierung der Krim wurde die Situation angespannter, seit 2018 geht nichts mehr", erzählt er im Foyer des Martiniparks. Am Samstag, 29. April, ist dort Premiere seiner Inszenierung "Drei Schwestern in Moskau", einem Stück, das Anton Tschechows Klassiker mit einem aktuellen Kriminalfall in Russland verzahnt. Gemeinsam mit seiner Frau Ekaterina Raykova-Merz, einer gebürtigen Russin, hat er das Stück erarbeitet.
Die russische Gesellschaft also. "Viele Menschen haben sich abgefunden mit dem, was geschieht. Sie haben den Wunsch nach einem ruhigen und angenehmen Leben, wollen Normalität und tragen deshalb Scheuklappen. Den Krieg in der Ukraine wollen sie nicht wahrhaben", beschreibt Ekaterina Raykova-Merz die aktuelle Situation, wie sie sich ihr in Mails und WhatsApp-Nachrichten mit Verwandten, Bekannten und Kollegen darstellt. Und ihr Mann ergänzt: "Die Normalität hat sich immer weiter verschoben. Druck und Zensur, der Einmarsch auf die Krim, die Anschläge auf Oppositionelle, nun der Angriffskrieg, Schritt um Schritt haben sie es akzeptiert und wollen einfach, dass alles normal weiterläuft."
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Die Diskussion ist geschlossen.
Respekt, ganz großen Respekt was da gestern aufgeführt wurde.
2 Geschichten so verschmelzen zu lassen und es in einer wiederzugeben war schon beachtlich aber dann noch Voices of Ukraine nahtlos in das Stück eingehen lassen und dies gleich zweimal, das war schon ganz große Kunst.
Auch ein ganz dickes Lob an Joane Reimann für ihre tolle Leistung. Das Klemmbrett wurde so perfekt geführt, dass es schon ein unfreiwilliger aber genialer Bestandteil der Rolle war :)
Es wird mit Sicherheit eine gelungene Premiere, auf die sich schon viele freuen.
Was in diesem Artikel jedoch fehlt, ist der Hinweis auf „ Voices of Ukraine“, welchen wir in der geplanten Form nicht kennen und tatsächlich darauf gespannt sind. Normalerweise wird vor jeder Veranstaltung, Konzert, Schauspiel oder Ballett immer kurz ein Satz zu Ukrainer gesagt und das war’s dann auch schon. Aber hier scheint man doch etwas tiefer zu gehen und sich nicht nur mit Höflichkeitsfloskeln abzugeben.