Der Protz-Prinz soll der Star im Augsburger Gefängnis sein
Bordellbetreiber Marcus von Anhalt hat ein Vermögen angehäuft und wurde zum Liebling der Boulevardpresse. Seit April sitzt er in Augsburg im Gefängnis - und schlägt sich offenbar ganz wacker.
Er hat jede Menge Geld und er stellt das gerne zur Schau. Prinz Marcus von Anhalt, 47, hat es mit Geschäften im Rotlichtmilieu zum Multimillionär gebracht. Seither ist der Bordellboss aus Pforzheim ein Liebling der Boulevardjournalisten. Für Reporter öffnet er bereitwillig seine Villen – und vor allem seine Garagen. Mehr als 20 Luxuskarossen soll er besitzen. Die sind ihm nun offenbar zum Verhängnis geworden. Wegen der Autos sitzt „Prinz Protz“, wie ihn Medien nennen, seit über zwei Monaten in Augsburg in Haft.
Seine schicken Villen auf Ibiza, in Los Angeles und im schweizerischen Staad kann der Prinz vorerst nicht genießen. Jetzt, in der Justizvollzugsanstalt mitten im Augsburger Domviertel, muss er sich mit einer knapp zehn Quadratmeter großen Zelle begnügen. Die Standardausstattung: Eine schmale Pritsche, Schrank, Waschbecken, Tisch und Stuhl. Die Toilette ist direkt in der Zelle.
Marcus von Anhalt: der heimliche Star hinter Knastmauern
Doch der Millionär schlägt sich hinter Gittern wohl ganz wacker. Er sei höflich und komme mit den Justizbeamten gut aus, wird erzählt. Bei anderen Häftlingen ist er offenbar so etwas wie der heimliche Star hinter Knastmauern. Angeblich bekommt er auch Autogrammwünsche von Mitgefangenen.
Das Leben im Gefängnis ist für den gelernten Metzger auch nicht ganz neu. In einem früheren Interview erzählte er, dass er insgesamt schon vier Jahre Haft verbüßte.
Im Sommer 2003 hatte ihn das Landgericht Karlsruhe unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Zuhälterei und Menschenhandel zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Damals hieß er noch Marcus Eberhardt, zu seinem Adelstitel kam er vor einigen Jahren durch Adoption. Einen Millionenbetrag soll er dafür angeblich bezahlt haben.
Marcus von Anhalt gilt als einer der erfolgreichsten Bordellbetreiber Deutschlands. Er soll ein Netz von über einem Dutzend Bordellen und Nachtklubs kontrollieren. Hunderte Frauen arbeiten in seinen Etablissements. Ermittler vermuten auch eine Nähe zur Rockergruppe Hells Angels. Auch im Raum Neu-Ulm ist er aktiv – unter anderem mit dem FFK-Klub Safari. Gegenüber Journalisten taxierte er sein Vermögen auf über 100 Millionen Euro.
Dass er nun im Augsburger Gefängnis sitzt, hängt mit den bayerischen Finanzbehörden zusammen. Steuerfahndern in Neu-Ulm ist aufgefallen, dass er die Leasing- und Reparaturkosten für seinen teuren Fuhrpark als Betriebsausgaben von der Steuer absetzte. Tatsächlich aber soll er die Wagen – darunter ein Porsche, ein Rolls Royce und ein Ferrari – vor allem privat genutzt haben.
Als Beifahrerinnen engagierte er gerne hübsche Frauen – etwa US-Star Pamela Anderson („Baywatch“) oder Nacktmodell Micaela Schäfer, die nach einer verlorenen Wette mal einen Teil des Prinzen-Fuhrparks waschen musste und ihn auf den Wiener Opernball begleitet. Trotz des Reichtums wirkte er mitunter wie ein Getriebener, stets auf der Suche nach Anerkennung.
Zufällig bemerkten die Beamten, dass ein Haftbefehl vorliegt
Die zuständige Staatsanwaltschaft in Augsburg wirft dem Adoptiv-Prinzen Steuerhinterziehung in sechsstelliger Höhe vor. Deshalb wurde er im April in seiner Heimatstadt Pforzheim festgenommen. Er soll in seiner Villa versehentlich den Einbruchsalarm ausgelöst haben. Als Beamte eines Pforzheimer Reviers die Sache prüften, bemerkten sie zufällig, dass ein Haftbefehl gegen Marcus von Anhalt vorliegt.
Zwar wurde die Summe der angeblich hinterzogenen Steuern kürzlich bei einem Termin vor dem Haftrichter, nach Informationen unserer Zeitung, etwas nach unten korrigiert. Einen Anlass dafür, den Prinzen gegen eine Kaution aus der Untersuchungshaft freizulassen, sah der Ermittlungsrichter am Augsburger Amtsgericht aber nicht. Das Gericht geht bei dem Rotlichtkönig angesichts seiner vielen Immobilien im Ausland offensichtlich von einer erheblichen Fluchgefahr aus. Wann die Ermittlungen gegen den Prinzen abgeschlossen sein werden, könne man derzeit noch nicht abschätzen, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Marcus von Anhalts Verteidiger, Olaf Langhanki und Ralf Schönauer, wollen sich zu den Vorwürfen bislang nicht äußern.
Im sozialen Netzwerk Facebook ist Marcus von Anhalt trotz seiner U-Haft aktiv wie eh und je. Stolze 1,2 Millionen Fans hat er dort. Täglich tauchen auf seiner Seite lustige Sprüche, Fotos und Videos auf – aber kein Wort über seine Inhaftierung. Bei den Justizbehörden geht man davon aus, dass eine Agentur die Internetaktivitäten für den Prinzen erledigt. Im Augsburger Gefängnis herrscht jedenfalls ein striktes Internetverbot, sagt Gefängnischefin Zoraida Maldonado de Landauer. Auch Mobiltelefone dürfen die Insassen nicht besitzen. Das gilt auch für Adlige.
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