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Rappenseehütte im Allgäu geschlossen: Verunreinigtes Trinkwasser: Masseninfektion

Rappenseehütte im Allgäu geschlossen

Verunreinigtes Trinkwasser: Masseninfektion

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    Offenbar haben sich Wanderer mit unsauberem Wasser auf der Rappenseehütte (Bild) gründlich den Magen verdorben. Sie mussten aus den Bergen ausgeflogen werden.
    Offenbar haben sich Wanderer mit unsauberem Wasser auf der Rappenseehütte (Bild) gründlich den Magen verdorben. Sie mussten aus den Bergen ausgeflogen werden. Foto: Ralf Lienert

    Oberstdorf "Unsere Hütte ist geschlossen. Es besteht Betretungsverbot. Wir bitten um Ihr Verständnis", hieß es gestern auf der Homepage der Rappenseehütte in den Allgäuer Bergen. Der Grund: Insgesamt 145 Wanderer haben sich auf der Hütte einen akuten Magen-Darm-Infekt geholt. Alle hatten auf ihren Touren die 2091 Meter hoch gelegene Rappenseehütte besucht. Ein Defekt in der Trinkwasseraufbereitungsanlage der Hütte ist offenbar schuld an der Masseninfektion. Das Landratsamt Oberallgäu entschied daher, die Hütte vorübergehend zu schließen.

    "Die Rappenseehütte muss gründlich desinfiziert werden. Wir wollen jede Möglichkeit einer neuen Infektion ausschließen", begründete die Pressesprecherin des Landratsamtes Oberallgäu, Brigitte Klöpf, die Schließung der Hütte bis voraussichtlich Mitte dieser Woche.

    Die Krankheitswelle begann am Freitagvormittag: Immer mehr Alpinisten litten an Durchfall, Erbrechen und Kreislaufproblemen. Bis Freitagmittag wurden 20 Wanderer von der Kemptner Hütte und vom Prinz-Luitpold-Haus ins Tal geflogen. Sie waren zu schwach, um selbst abzusteigen.

    Am Samstag waren bereits über 100 Bergwanderer krank. Bis in den Nachmittag hinein flogen Hubschrauber Patienten von verschiedenen Hütten ins Tal, wo sie medizinisch versorgt wurden.

    41 Wanderer mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden. Ärzte mit Notfallausrüstung wurden auf fünf Hütten stationiert. Am Sonntagnachmittag bezeichneten Landratsamt und Polizei die Lage als "wieder entspannt".

    Einer, der auf zwei der betroffenen Hütten übernachtete, ist ein 46-jähriger Bergwanderer aus Augsburg. Er beging gemeinsam mit seinem Vater die beliebte Route über den Heilbronner Weg und übernachtete am Mittwoch in der Rappenseehütte. "Die Hütte war rappelvoll, die Stimmung aber gut. Und beim Hüttenwirt kein Anzeichen von Stress. Alles war normal", schildert er seine Eindrücke.

    Die Keime verteilten sich übers

    Am Morgen füllten Vater und Sohn ihre Trinkwasserflaschen auf und marschierten los Richtung Kemptner Hütte. Auch hier bemerkte der Augsburger bis zum Freitagmorgen nichts Auffälliges und stieg mit dem Vater nach Oberstdorf ab. Dabei sahen die beiden die Hubschrauber zur Hütte und wieder wegfliegen. In Nacht zum Samstag erwischte es den 46-Jährigen: Fieber und Durchfall. Am Samstag bekam er einen Anruf vom Gesundheitsamt Oberallgäu mit der Bitte, bei länger anhaltenden Beschwerden das Gesundheitsamt Augsburg zu informieren. Mittlerweile geht es dem Wanderer aber schon wieder besser.

    Als Ursache für die Magen-Darm-Erkrankungen wird das Trinkwasser vermutet. Polizei und Gesundheitsamt gehen davon aus, dass eine seit Tagen defekte UV-Entkeimungsanlage an der Verunreinigung schuld ist.

    Auf den anderen Hütten am Allgäuer Hauptkamm wurden nach Angaben der Polizei vorsorglich die Hygienemaßnahmen verstärkt. Für den Fall, dass dort Infektionen auftreten sollten, sind diese angewiesen, separate Räumlichkeiten für Betroffene vorzuhalten. Am Wochenende hatte das Gesundheitsamt im Zusammenwirken mit der Rettungsleitstelle Kempten und dem Bayerischen Roten Kreuz auf den Hütten vorsorglich Ärzte zur Versorgung der Patienten stationiert. Die Ärzte hatten sich für diesen Dienst freiwillig zur Verfügung gestellt. Ebenfalls eingebunden in die Geschehnisse war der Deutsche Alpenverein als Eigentümer der Hütte. Bereits zurückgekehrte Wanderer, bei denen entsprechende Beschwerden auftreten, können sich an den Ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden unter der Tel. 01805 19 12 12 oder Montag auch ihren Hausarzt. Das Polizeipräsidium Schwaben Süd-West hat Ermittlungen wegen des Anfangsverdachtes der fahrlässigen Körperverletzung vor Ort eingeleitet

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