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Nach dem Messerangriff in Aschaffenburg bleibt die Frage nach dem Warum

Der Schöntal-Park in Aschaffenburg sorgte zuletzt wiederholt für Schlagzeilen, die Polizei stufte ihn in Teilen als „gefährlichen Ort“ ein.
Foto: Ralf Hettler, dpa
Aschaffenburg

Ein Angriff auf wehrlose Kinder

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    Dass das Leben an diesem frostigen Januarmittwoch in Aschaffenburg aus den Fugen geraten ist, zeigen schon die Bilder. Der Weg in das Schöntal, einen beliebten Park am Rande der Innenstadt, ist mit Absperrbändern versperrt, auf der Zufahrt dorthin haben sich Rettungswagen, Polizeifahrzeuge und Feuerwehr postiert. Das, was sich an diesem Mittwochmittag zwischen Biergarten, Spielplatz und Ententeich ereignet hat, können die wenigsten Menschen in der unterfränkischen Stadt fassen. Dass so etwas hier passiert, sagen manche, sei unvorstellbar.

    Angriff mit Küchenmesser auf eine Kindergartengruppe

    Um 11.45 Uhr wird die Polizei über das informiert, was sich Minuten vorher im Schöntal zugetragen hat. Unvermittelt und gezielt soll ein 28-jähriger Afghane dort mit einem Küchenmesser auf eine Kindergartengruppe losgegangen sein, die zu dieser Zeit im Park unterwegs war. So berichten es die Reporter des Main-Echo. Ein zweijähriger Junge marokkanischer Abstammung stirbt, ein 41-jähriger Passant, der sich zwischen den Mann und die Erzieherinnen einer Kinderkrippe und die fünf Kleinkinder stellt, wird tödlich getroffen. Zwei weitere Menschen verletzt der Täter mit dem Messer – ein zweijähriges syrisches Mädchen, das mit drei Messerstichen im Halsbereich ins Klinikum Aschaffenburg gebracht wird. Zudem muss dort ein 61-Jähriger wegen Stichverletzungen im Brustkorb operiert werden. Auch eine Erzieherin muss ins Krankenhaus, sie hat sich auf der Flucht vor dem Täter den Arm gebrochen.

    Einige Polizeifahrzeuge und Rettungswagen stehen in der Nähe eines Tatortes vor einem Park.
    Einige Polizeifahrzeuge und Rettungswagen stehen in der Nähe eines Tatortes vor einem Park. Foto: Ralf Hettler, dpa

    Als Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am späten Nachmittag mit dem Helikopter in Aschaffenburg landet und im Schöntal-Park vor die Presse tritt, ist ihm die Bestürzung anzusehen. Der Verdächtige hatte es auf die Kindergartengruppe abgesehen, stellt der CSU-Politiker klar: „Wir trauern um den toten Jungen. Wir trauern um den toten Mann, der mutig mit seinem Einschreiten wahrscheinlich weitere Kinder vor dem Tod bewahrt hat.“ Herrmann berichtet von weiteren Passanten, die den Tatverdächtigen verfolgt hätten. Auch deswegen konnten Polizeibeamte den Afghanen nur zwölf Minuten nach der Tat nahe des Südbahnhofs festnehmen. Weil dieser versucht hatte, über die Bahngleise zu fliehen, musste der Zugverkehr in Aschaffenburg eingestellt werden. Der Großeinsatz führte auf der Bahnstrecke zwischen Würzburg und Frankfurt zu Zugausfällen und Verspätungen.

    Messangriff in Aschaffenburg: Die Frage nach dem Warum bleibt

    Die Frage nach dem Warum aber bleibt. Warum greift jemand wehrlose Kinder und ihre Erzieherinnen an? War es ein Terrorakt, die Tat eines psychisch Kranken oder ging es um etwas Persönliches? Ein Polizeisprecher will sich am Mittwoch zunächst nicht zur Motivanlage äußern und bittet, auf Spekulationen zu verzichten. Der Tatablauf sei auch Stunden nach der Messerattacke nicht gesichert.

    Als Beamte kurz nach der Tat das Zimmer des Mannes in einer Asylbewerberunterkunft durchsuchen, habe man keinerlei Hinweise auf eine eine radikale, islamistische Gesinnung gefunden, sagt Innenminister Herrmann. „Im Moment geht die Mutmaßung sehr stark in Richtung seiner offensichtlich psychischen Erkrankungen.“ In der Unterkunft des Afghanen seien entsprechende Medikamente gefunden worden. Der Mann sei in der Vergangenheit mindestens drei Mal wegen Gewalttaten aufgefallen und jeweils zur psychiatrischen Behandlung eingewiesen worden. Das Amtsgericht Aschaffenburg ordnete eine Betreuung für den Mann an.

    Und Herrmann stellt auch klar: Der heute 28-Jährige dürfte eigentlich gar nicht mehr im Land sein. Im November 2022 ist er nach Deutschland eingereist, Anfang 2023 stellte er einen Asylantrag. Am 4. Dezember 2023 kündigte er gegenüber den Behörden seine freiwillige Ausreise an. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellte das Asylverfahren daraufhin ein und forderte ihn zur Ausreise auf. Ausgereist sei ist er letztlich aber nicht.

    In der jüngsten Vergangenheit kam es im Schöntal-Park vermehrt zu Straftaten, wie die Aschaffenburger Polizei Ende 2024 dem Main-Echo sagt. Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) betont damals: „Die Beschwerden darüber, dass sich Menschen im Schöntal nicht mehr sicher fühlen, häufen sich.“ Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks hatte die Aschaffenburger Polizei den Park erst im November in Teilen als „gefährlichen Ort“ eingestuft. Dort gelten seither strengere Regeln für das Mitführen von Waffen. Polizeichef Frank Eckhardt betonte damals allerdings: Es handle sich dort vor allem um Betäubungsmitteldelikte und um Raub sowie Körperverletzung innerhalb des Drogenmilieus. (mit dpa)

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    1 Kommentar
    Viktoria Reissler

    "Und Herrmann stellt auch klar: Der heute 28-Jährige dürfte eigentlich gar nicht mehr im Land sein. " .....................................................................................................................................Langsam kommt man sich verarscht vor. Der Innenminister, zuständig für die innere Sicherheit, bemängelt, dass der Täter eigentlich gar nicht mehr im Land sein dürfte ?????

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