Vergangenes Jahr hat in Bayern der Blitz eingeschlagen – und zwar 56.664 Mal. Heißt: Jeder vierte in Deutschland registrierte Blitz ging 2024 im Freistaat nieder. Das geht aus den Zahlen des österreichischen Blitz-Informationsdienstes Aldis/Blids hervor, dem sogenannten Blitzatlas. Deutsche Blitzhauptstadt war demnach Rosenheim, das seinen „Titel“ aus dem Vorjahr mit 2,98 Blitzen pro Quadratkilometer im Jahr 2024 mit großem Abstand beibehielt.
Damit führt der Freistaat in der Blitzstatistik bei der Anzahl der Blitze wie bei der Blitzdichte. Auch in dieser Kategorie lagen bayerische Städte und Landkreise vorn: Auf Platz zwei nach Rosenheim folgt der Landkreis Miesbach mit 2,29 Blitzen pro Quadratkilometer vor der kreisfreien Stadt Kempten mit 2,22 und den Landkreisen Weilheim-Schongau mit 2,17, dem Landkreis Rosenheim mit 2,12 und dem Landkreis Starnberg mit 2,09. Auch die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Ostallgäu, Kaufbeuren, Bad Tölz-Wolfratshausen, München und Landsberg tauchen am oberen Ende der Skala auf.
Deutschlandweite Blitz-Statistik: Viele Gewitter in Alpennähe
Wie der Meteorologe Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärt, gibt es grundsätzlich zwei Arten, wie Blitze entstehen können: Zum einen, wenn zwei Luftmassen mit unterschiedlichen Temperaturen aufeinandertreffen, wenn also etwa eine Kaltfront auf eine warme Luftmasse trifft. „An der Grenze dieser Luftmassen entstehen dann Gewitter“, so Walter.
Zum anderen blitzt es gerade in Gebirgsnähe häufig. „Mit den Alpen und den Erhebungen sind Luftmassen dazu gezwungen, aufzusteigen“, erklärt der Meteorologe. Vor allem, wenn die Luft schnell aufsteigt und demnach auch schnell wieder abkühlt, steigt die Gewitterwahrscheinlichkeit. Es bilden sich dann große, dichte Wolken, die schnell wieder abregnen. Oft ist Hagel mit dabei oder es blitzt – in Fachkreisen spricht man hier vom „konvektiven Gewitter“, so Walter.
An den Alpen ist dieses Phänomen besonders häufig zu beobachten, da der Wind die warme Luft entlang der Berge nach oben drückt. „Gewöhnlich treten in Bayern deswegen die meisten Gewitter auf“, sagt Walter. Je weniger Erhebungen, desto seltener komme diese Art von Gewittern vor. Es sei deswegen nicht weiter verwunderlich, dass der Freistaat die Blitzstatistik anführe, erläutert der Meteorologe. „Bayern hat nun mal eine ausgeprägte Topografie.“
Im Vergleich zum Süden Bayerns ist Franken blitzarm
Wie Andreas Walter jedoch betont, müsse man die Zahlen solcher Statistiken immer in Relation setzen. „Bayern ist schließlich das größte Bundesland.“ Alleine deswegen sei erwartbar, dass es dort am häufigsten blitze. Allerdings findet sich auch das untere Ende der deutschen Skala in Bayern. Bayreuth, das sich fern der Alpen befindet, hat mit 0,11 Blitzen pro Quadratkilometer die bundesweit niedrigste Blitzdichte. Sucht man die blitzärmsten Städte und Landkreise Bayerns, wird man auch auf den nächsten Plätzen im Norden fündig: in Schweinfurt, im Landkreis Hof und in Coburg.
Diese Mischung sorgt dafür, dass nicht Bayern das Bundesland mit der höchsten Blitzdichte ist, sondern Hamburg, wo Aldis/Blids 0,92 Einschläge pro Quadratkilometer zählten. Auf Ebene der Millionenstädte liegt München mit 1,16 dann aber wieder auf Platz eins dieser Erhebung – vor Hamburg und weit vor Berlin und Köln.
Trockenheit bremst Blitze
Wie häufig Blitze entstehen, hängt stark vom Wetter ab. Wärme und Feuchtigkeit machen sie wahrscheinlicher, weswegen sie vorwiegend im Sommer auftreten, in besonders trockenen Jahren aber tendenziell seltener sind. Im Vergleich zum Vorjahr hat es 2024 deutlich öfter geblitzt. Der Informationsdienst aus Österreich verzeichnet eine Steigerung von acht Prozent. Laut Andreas Walter fällt das in den Bereich der gewöhnlichen Schwankung. Zwar geht man beim DWD davon aus, dass die Klimaerwärmung für die Zunahme von Gewittern verantwortlich ist, ein Beweis konnte bisher jedoch nicht erbracht werden. „Bis jetzt ist das noch Theorie“, so Walter.
Die von Aldis/Blids erhobenen Zahlen unterscheiden sich von denen anderer Blitzstatistiken, die teilweise zu deutlich abweichenden Ergebnissen kommen. In der hier genannten Statistik zählen seit diesem Jahr nur Erdblitze – also Einschläge und keine Entladungen in den Wolken – und jeder Blitz nur einmal. Häufig kommt es nämlich vor, dass durch einen Blitzkanal in kürzester Zeit mehrere Entladungen fließen. Für Beobachter sieht das wie ein Flackern des Blitzes aus. Wurden in früheren Statistiken dabei teils mehrere Blitze gezählt, ist es jetzt nur noch einer. (mit dpa)
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