Der Tourismus in Bayern boomt wie nie – und trotzdem kämpfen nach Angaben des Branchenverbandes Dehoga viele Hotels, Pensionen und Gaststätten ums wirtschaftliche Überleben. „Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“, warnte Bayerns Tourismus-Ministerin Michaela Kaniber (CSU) bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
Dabei konnte Kaniber für das Jahr 2024 ein neues Rekordergebnis vorlegen. Mit rund 40,6 Millionen Gästen und mehr als 103 Millionen Übernachtungen wurde der letzte Rekord aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 klar übertroffen. „Noch nie haben so viele Menschen in Bayern Urlaub gemacht“, freute sich die Ministerin. Trotz aller konjunkturellen Probleme, den Sparbemühungen der Bürgerinnen und Bürger insgesamt und vieler politischer Unwägbarkeiten sei die Reiselust der Menschen ungebrochen, sagte Kaniber: „Gespart wird nicht zuerst am Urlaub.“
Die Urlaubsgäste geben in Bayern weniger Geld aus
Allerdings geben viele Gäste während ihres Urlaubs weniger Geld aus – während zugleich die Kosten für die Betreiber der Hotels, Pensionen und Gasthäuser massiv steigen, warnte die CSU-Politikerin. „Trotz hoher Auslastung bleibt oft am Ende finanziell nichts übrig“, klagte auch Bayerns Dehoga-Chefin Angela Inselkammer. Denn meist sei es angesichts des harten Wettbewerbs nicht möglich, die Kostensteigerungen etwa für Nahrungsmittel, Energie oder Mitarbeiter an die Gäste weiterzugeben.
Bayernweit nahm die Zahl der Gäste im Vergleich zu 2023 um stolze 4,5 Prozent zu. In der Tourismusregion Allgäu/Schwaben stieg die Zahl der Gästeankünfte um 2,7 Prozent auf gut sechs Millionen. Die Region blieb dabei hinter den Zuwächsen in Oberbayern (plus 6,6 Prozent) und Franken (plus vier Prozent) zurück. Bei den Übernachtungen konnte in der Region vor allem die Stadt Augsburg mit einem Plus von mehr als 63.000 auf knapp 1,2 Millionen stark zulegen, ebenso Schwangau mit dem Schloss Neuschwanstein mit plus 43.000 auf rund 854.000 Übernachtungen.
Während etwa in Oberstdorf (1,79 Millionen), Füssen (1,27 Millionen), Bad Hindelang (787.000) oder Günzburg (612.000) die Übernachtungszahlen weitgehend stabil blieben, mussten Lindau (minus 84.000 auf 823.000) oder Oberstaufen (minus 28.000 auf 822.000) sogar Einbußen bei den Übernachtungen hinnehmen.
Tourismus in Bayern: Bei den Herkunftsländern der Gäste gab es vor allem bei den USA einen deutlichen Zuwachs
Rund drei Viertel der Bayern-Touristen kommen aus Deutschland. Was die Herkunftsländer der ausländischen Gäste betrifft, gab es vor allem bei den USA einen deutlichen Zuwachs von 14,9 Prozent auf 1,08 Millionen Gäste. Weitere wichtige Herkunftsländer für den Bayern-Tourismus sind Österreich, die Niederlande, die Schweiz und Italien. Auch aus China oder Japan kamen wieder mehr Gäste – allerdings noch immer deutlich weniger als vor der Corona-Pandemie.
Vor allem der Städtetourismus in Bayern boomt: Allein in München stieg die Zahl der Gäste auch dank Fußball-Europameisterschaft und Konzertsommer um 8,8 Prozent auf knapp 9,3 Millionen Besucher. Würzburg verbuchte bei den Ankünften sogar ein Plus von zwölf Prozent. Auch Memmingen wuchs mit 8,5 Prozent mehr Gästeankünften deutlich. Positiv entwickelte sich auch der Heilbäder-Tourismus mit einem Plus von 2,7 Prozent bei den Gästeankünften. „Der Tourismus in Bayern findet auch im ländlichen Raum statt“, freute sich Heilbäder-Verbandschef Peter Berek.
Den Rekordzahlen zum Trotz haben laut Dehoga-Chefin Inselkammer 2024 rund 4500 Tourismus-Betriebe in Bayern aufgegeben. Vor allem auf dem Land gebe es jedoch für geschlossene Gasthäuser oft keinen Ersatz. „Wenn das so weitergeht, ist auch der Tourismus in Gefahr“, fürchtet die Verbandschefin. Inselkammer fordert deshalb von der Politik unter anderem eine deutliche Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie und flexiblere Regeln bei der Arbeitszeit.
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