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Wirtschaft: Tourismus in Bayern, eine Erfolgsgeschichte – auch in der Krise?

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Tourismus in Bayern, eine Erfolgsgeschichte – auch in der Krise?

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    Sonnenaufgang über den Alpen: Bayern ist nicht ohne Grund Urlaubs-Bundesland Nummer eins.
    Sonnenaufgang über den Alpen: Bayern ist nicht ohne Grund Urlaubs-Bundesland Nummer eins. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)

    Kalte Temperaturen, grauer Himmel, trübe Gedanken: Der Winter hat Deutschland fest im Griff. Kein besserer Zeitpunkt, als sich Gedanken über den Jahresurlaub zu machen. Die Caravan Motor Touristik Messe (CMT) macht jedes Jahr im Januar den Auftakt in die Reisesaison. Bei der Eröffnungspressekonferenz am Freitag machte Martin Lohmann von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen deutlich: Auch in diesem Jahr wird ein stabiles Reiseverhalten in Deutschland erwartet. Das Reisen ist den Deutschen fast so wichtig wie das Essen: Urlaubsreisen liegen auf dem zweiten Platz der Konsumprioritäten. Damit ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auch in Bayern spielt die Branche eine entscheidende Rolle, schließlich ist der Freistaat das beliebteste Bundesland für Touristen. Der Tourismus ist also ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor gerade in der Krise.

    Berge genießen im Allgäu, eine Paddeltour im Altmühltal oder ein Städtetrip nach MünchenBayern hat viel zu bieten. Das zahlt sich aus: Keine deutsche Tourismusregion boomt so stark wie Bayern. 2023 zählte der Freistaat 100,26 Millionen touristische Übernachtungen. Das vergangene Jahr wird diesen Wert voraussichtlich noch übertreffen: Laut dem Statistischen Landesamt gab es allein im Zeitraum von Januar bis November über 96 Millionen Übernachtungen. Besonders beliebte Regionen sind München, das Allgäu und der Bayerische Wald.

    Tourismusforscher spricht von „abpuffernder Wirkung“ für die bayerische Wirtschaft

    Um die wirtschaftliche Bedeutung der Tourismusbranche zu ermitteln, ist ein Blick in die Vergangenheit notwendig, genauer in eine Studie aus dem Jahr 2019. Aktuellere Zahlen liegen dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie nicht vor, werden allerdings im Laufe des Jahres erwartet. 2019 lagen die Einnahmen durch Touristen in Bayern bei 47,5 Milliarden Euro. Der wirtschaftliche Mehrwert lag bei 28 Milliarden Euro und machte damit 4,9 Prozent der gesamten bayerischen Wirtschaftsleistung aus und circa 20 Prozent der gesamten touristischen Wertschöpfung Deutschlands. Auch wenn die aktuellen Zahlen noch ausstehen, erwartet die IHK München keine sprunghaften Änderungen.

    Tourismusforscher Jürgen Schmude spricht von einer Querschnittsbranche: „Die Effekte, was die Umsätze angeht, auf Euro und Cent genau zu beziffern, ist etwas schwierig, weil wir Anteile in ganz unterschiedlichen Bereichen haben.“ Die IHK München macht in dem Zusammenhang deutlich, dass die Branche angrenzenden Wirtschaftszweigen wie Dienstleistungen, Veranstaltungen und Messen, Einzelhandel und Verkehr große Impulse geben kann. Kulturelle, gastronomische und andere Angebote in Innenstädten und touristischen Zentren würden gestützt. Das sichere auch die Attraktivität dieser Räume für die einheimische Bevölkerung. Zudem sei der Tourismus ein wichtiger Arbeitgeber, 548.400 Einwohner Bayerns erwirtschafteten 2019 hier ihr Einkommen.

    Qualitätstourismus: Mit gleicher Gästeanzahl mehr Umsatz erwirtschaften

    Insgesamt blickt Schmude positiv auf die Branche: „Der bayerische Tourismus ist eine Erfolgsgeschichte.“ Für die bayerische Wirtschaft sei die stabile Entwicklung der Urlaubsregionen von großer Bedeutung, der Forscher spricht von einer „abpuffernden Wirkung“. Der Professor der Ludwig-Maximilian-Universität München erklärt zudem, dass das Reisen in Deutschland mittlerweile nahezu ein Grundbedürfnis sei. „Bevor jemand nicht reist, spart er an anderen Dingen“ erklärt Schmude.

    Ein Aspekt, der in der Branche eine zunehmende Rolle spielt, ist der Qualitätstourismus. „Wenn es mir gelingt, zahlungskräftigere Gäste anzulocken und in der Region für den Urlaub zu gewinnen, dann steigen natürlich die touristischen Umsätze“, sagt Schmude. Das bedeute allerdings auch eine Anpassung der Infrastruktur, die Region müsse beispielsweise eine sehr hochwertige Hotellerie oder Gastronomie anbieten. Zudem geht der Trend hin zum Ganzjahrestourismus. Winterurlaubsorte leiten demnach Transformationsprozesse ein, um auch für Sommergäste attraktiv zu werden. Doch auch diese Entwicklung hat ihre Tücken, weiß Schmude: „Salopp gesprochen, der Wintergast ist finanziell lukrativer als der Sommergast. Wir haben mal ausgerechnet, dass ein Skifahrer doppelt so viel ausgibt wie ein Wandergast.“ Ein Ferienort benötigt dementsprechend doppelt so viele Wandergäste, um die Skigäste zu ersetzen.

    Die Prognose für das Reisejahr 2025 zeigt: Die Deutschen geben auch trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten weiterhin Geld für Urlaubsreisen aus. Martin Lohmanns Reiseanalyse ergibt, dass bereits 76 Prozent der Befragten eine oder mehrere Urlaubsreisen in diesem Jahr planen. Und auch der internationale Tourismus ist im vergangenen Jahr nochmals gestiegen. Somit bleibt der Tourismus damit eine verlässliche Säule in der wirtschaftlichen Krisenzeit. Das Fernweh ist stärker als die Krise.

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