Die Großbaustelle bei Ingolstadt erzeugt seit Monaten manchen Unmut bei Autofahrern und Autofahrerinnen. Dazu kam nun ein Verdacht aus der Vergangenheit: In der Nacht auf Dienstag wurde die Autobahn A9 bei Ingolstadt in Fahrtrichtung Nürnberg gesperrt. Grund für die Verkehrsbehinderung ist eine mögliche Gefahr aus dem Zweiten Weltkrieg. Auf dem Gelände zwischen Ingolstadt-Nord und Lenting könnten noch Überreste nicht detonierter Bomben liegen.
Wie eine Sprecherin der Autobahn GmbH des Bundes gegenüber BR24 erklärte, war der Verdacht Ende vergangener Woche aufgekommen. Seither ruhten die Bauarbeiten. In der vergangenen Nacht durchleuchtete eine Spezialfirma die Fahrbahn mit einem Bodenradar – bis in 2,5 Meter Tiefe.
Autobahn A9: Bauarbeiten auf der früheren Reichsautobahn nach Nürnberg
Zwischen 21.30 Uhr und etwa 5 Uhr wurde der Verkehr an der Anschlussstelle Ingolstadt-Ost ausgeleitet. Die Umleitung führte über Großmehring und Kösching bis zur Anschlussstelle Lenting. Autofahrerinnen und Autofahrer wurden den Angaben zufolge ausdrücklich gebeten, sich an die ausgeschilderte Route zu halten und Navigationsgeräte zu ignorieren.
Die Autobahn A9 gehört zu den ältesten Fernverkehrsachsen Deutschlands und hat eine besondere historische Bedeutung. Bereits in den 1930er-Jahren wurde sie als Teil der sogenannten Reichsautobahnen errichtet – einem zentralen Infrastrukturprojekt des NS-Regimes. Neben der propagandistischen Aufwertung von Technik und Arbeit sollte die Autobahn auch strategische Vorteile bieten, zum Beispiel für schnelle Truppenbewegungen.
So wurde auch die A9 in der Region Ingolstadt zum Ziel alliierter Bombenangriffe. Schon vor Beginn der aktuellen Bauarbeiten hatte die Autobahn GmbH eine umfassende Kampfmittelsondierung beauftragt. Im Vorfeld wurden bereits mehrere Splitterteile von Bomben und Granaten gefunden und entfernt.
Erweiterung des Baufelds nahe der A9 bringt neue Unsicherheit
Der Verdacht entstand, weil das Baufeld erweitert werden soll – unter anderem für neue Lagerplätze. Die Kampfmittelbeseitigung führte im Rahmen einer sogenannten historisch-genetischen Recherche eine detaillierte Luftbildauswertung durch.
Bei Aufnahmen aus der Nachkriegszeit war ein Einschlagskrater zu erkennen – in dessen Nähe befand sich ein weiterer Punkt, der sich nicht eindeutig identifizieren ließ. „Es könnte eine Unschärfe im Foto sein, aber auch ein Stein, ein Baum oder ein Blindgänger“, erläuterte die Sprecherin der Autobahn GmbH. Daher fand nun als Vorsichtsmaßnahme die Radarmessung statt.
Streckenabschnitt der Autobahn A9 erneut gesperrt? „Zu 99,9 Prozent nicht“
Der Verdacht der Radarmessung sollte sich letztlich nicht bestätigen und auch aus technischen oder witterungsbedingten Gründen verzögerte sich die Untersuchung nicht, daher wurde in der Nacht auf Mittwoch keine weitere Sperrung der A9 notwendig.
Das bestätigte uns auf Nachfrage ein Sprecher der Autobahn GmbH des Bundes (Bayern-Süd): „Eine Folgenacht war zwar angesetzt, ich rechne jedoch zu 99,9 Prozent damit, dass dies nicht mehr umgesetzt wird“, erklärte der Mann in den Morgenstunden, ehe nachmittags die schriftliche Bestätigung folgte.
Prinzipiell sei jedoch Vorsicht geboten, weil die Autobahn zu jener Zeit „intensiv bombardiert“ wurde. Deshalb würden heute noch „sehr viel“ Rückstände nahe der betroffenen Autobahnen gefunden werden.
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