Immer mehr Menschen müssen sich in Bayern wegen Hautkrebs behandeln lassen. Nach Angaben der Barmer Krankenkasse haben sich die Diagnosen seit 2005 bei Schwarzem Hautkrebs um rund das Zweieinhalbfache von 29.250 auf über 71.150 Fälle im Jahr 2023 erhöht. Beim weißem Hautkrebs stiegen die Fallzahlen demnach von rund 112.200 auf circa 295.000.
Früher kam man tiefbraun aus dem Urlaub
Die Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg, Professorin Dr. Julia Welzel, bestätigt den starken Anstieg von Hautkrebsbehandlungen. Besonders betroffen sei die Baby-Boomer-Generation, also Frauen und Männer, die etwa zwischen 1964 und 1968 geboren wurden. Zu diesem Ergebnis kommt auch die Barmer. „Denn die Haut vergisst nichts“, betont Welzel, die auch dem Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie angehört. Ab den 1960er-Jahren waren vor allem Urlaube angesagt, aus denen man tiefbraun zurückkehrte. Eingecremt habe man sich oft gar nicht oder mit einem viel zu geringen Lichtschutzfaktor. Jetzt bekämen immer mehr Menschen die Spätfolgen davon zu spüren, erklärt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.
Von Solarienbesuchen rät die Ärztin dringend ab
Als weiteren großen Risikofaktor sieht Welzel den Boom von Solarien, der ab den 80er Jahren einsetzte. Sie rät dringend von Solarienbesuchen ab: „Noch immer werben Solarien mit einer gesunden Bräune, es gibt aber keine gesunde Bräune. Vielmehr ist wissenschaftlich erwiesen, dass es einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Hautkrebsrisiko und Solarienbesuchen gibt.“ Welzel erklärt sich beispielsweise die Zunahme von schwarzem Hautkrebs bei Frauen auch unter anderem damit, dass Frauen häufiger ins Solarium gehen als Männer.

Schwarzer Hautkrebs ist meist aggressiver und bildet Metastasen. „Am fortgeschrittenen malignen Melanom sterben auch viele Patientinnen und Patienten.“ Heller Hautkrebs wächst in der Regel langsamer und metastiert selten. „Dennoch gilt es zu bedenken, dass auch bei hellem Hautkrebs etwa im Gesicht oft großflächig operiert werden muss.“
Doch nicht nur immer mehr Ältere erkranken. „Wir haben auch einige junge Patientinnen und Patienten mit schwarzem Hautkrebs“, sagt Welzel. Hier werden ebenfalls meist Sonnenbrände in der Kindheit als Ursache vermutet.
Auch eingecremt sollte man nicht lang in der Sonne liegen
Zumal nach wie vor viele Fehler beim Sonnenschutz gemacht werden. Schatten, Kleidung, Lichtschutz sind laut Welzel entscheidend. Das bedeutet: „Sich morgens kräftig, mindestens zweimal eincremen und dabei Handrücken und Ohrkanten nicht vergessen. Aber auch fest eingecremt darf ich nicht über Stunden in der Sonne liegen. Wichtig ist es, im Schatten zu bleiben.“ Der beste Sonnenschutz sei Kleidung. „Die Südländer machen es uns vor: Sie bedecken den Großteil ihrer Haut.“
Viel Unwissenheit herrsche auch beim Thema Sonne und Vitamin D: „Etwa ab dem 50. Lebensjahr funktioniert die Synthese von Vitamin D in der Haut gar nicht mehr gut“, sagt Welzel. Sie empfiehlt, den Vitamin-D-Spiegel überprüfen zu lassen und bei einem Mangel den Bedarf mit Präparaten zu decken. Bei jüngeren Menschen sei der Vitamin-D-Wert in der Sonne dagegen ganz schnell gesättigt, „dann steigt auch für sie nur noch das Hautkrebsrisiko“.
Um frühzeitig Hautkrebs zu entdecken, sind regelmäßige Screenings wichtig, hebt die Barmer hervor. Doch zu viele Menschen in Bayern unterschätzen die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen, weiß Welzel, obwohl sie lebensrettend sein können.
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