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Kirchenaustritte und ihre Folgen: Jetzt geht es um die künftige Rolle der Kirchen

Kommentar

An schwachen Kirchen kann niemandem gelegen sein

Daniel Wirsching
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    Die Zahl der Kirchenaustritte ist in Deutschland weiter hoch. Bildlich gesprochen kehrten 2024 und 2023 alle Einwohner Münchens den großen christlichen Kirchen den Rücken.
    Die Zahl der Kirchenaustritte ist in Deutschland weiter hoch. Bildlich gesprochen kehrten 2024 und 2023 alle Einwohner Münchens den großen christlichen Kirchen den Rücken. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Jahr für Jahr treten bundesweit Hunderttausende aus evangelischer und katholischer Kirche aus. Bildlich gesprochen: 2024 und 2023 kehrten alle Einwohner Münchens den Kirchen den Rücken. In den Jahren 2022, 2021, 2020 war es, zusammengenommen, die Bevölkerung Münchens und Nürnbergs. Vor diesem Hintergrund mögen Politiker der C-Parteien noch so sehr christliche Prägung, Kultur, Werte und Traditionen betonen oder einfordern – sie tun es zunehmend vor Menschen, denen der vor nicht allzu langer Zeit noch selbstverständliche Bezug dazu fehlt. Wofür genau die Kirchen stehen, wie genau sie sich in und für die Gesellschaft engagieren, das ist vielen fremd geworden; manches – wie Beichte oder Ablass – sogar befremdlich.

    Auf „Christliches“ zurückzugreifen, wenn es einem gelegen erscheint, wird nicht weit führen

    Man kann das beklagen oder nicht, ein Ärgernis ist die verbreitete Heuchelei: Geht es beim Kreuz im Klassenzimmer um das christliche Symbol oder nicht eher um Identitätspolitik? Lehnt man die Streichung eines christlichen Feiertages ab, weil das eine Einschränkung der Religionsausübung bedeutet oder nicht eher, weil man arbeitsfrei haben möchte?

    Auf „Christliches“ zurückzugreifen, wenn es einem gelegen erscheint, wird jedenfalls nicht weit führen in jenem Prozess, der sich gerade in atemberaubendem Tempo vollzieht: die Neubestimmung des Verhältnisses von Staat, Gesellschaft und Kirchen. Ein Thema, das zu wichtig ist für Heuchelei und Instrumentalisierung. Allein schon angesichts der Aufgaben, die die Kirchen übernehmen, muss dieser Prozess in einem respektvollen Miteinander gestaltet werden. An „schwachen“ Kirchen kann dabei niemandem ernsthaft gelegen sein.

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