Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Vortrag beim Dillinger Akademikerkreis: „Christus ist eines Wesens mit dem Vater“

Dillingen

Vortrag beim Dillinger Akademikerkreis: „Christus ist eines Wesens mit dem Vater“

    • |
    • |
    • |
    Professor Manfred Gerwig sprach beim Katholischen Akademikerkreis in Dillingen über das erste Konzil in Nicäa.
    Professor Manfred Gerwig sprach beim Katholischen Akademikerkreis in Dillingen über das erste Konzil in Nicäa. Foto: Hermann Müller

    Es ging ihnen nicht um philosophische Gedankenspiele – den über 200 Männern, die vor 17 Jahrhunderten in Nikaia (Nicäa in Kleinasien) das zentrale Thema ihres Glaubens an Jesus Christus klären wollten. Manche von ihnen waren noch wenige Zeit zuvor für diesen Glauben bis aufs Blut eingestanden. Gerade deshalb war allen sehr bewusst: Was sie miteinander diskutieren wollten, war - gar nicht nur bildlich gemeint - eine Frage auf Leben und Tod. Und so sind auch die Aussagen über Gott und Jesus, auf die sie sich am Ende verbindlich einigten und die im (großen) Credo festgehalten sind, von zutiefst existenzieller Tragweite.

    Dies dem Katholischen Akademikerkreis zu vermitteln, unternahm jüngst Professor Manfred Gering, emeritierter Eichstätter Dogmatiker, und seine Zuhörer und Zuhörerinnen im Faustussaal in Dillingen dankten es ihm durch konzentriertes Mitdenken, wie ihre Gesprächsbeiträge im Anschluss an das Referat erkennen ließen.

    Das Konzil wurde zum Wurzelgrund des heutigen Europas

    Befasst man sich mit dem Konzil von 325, dem ersten ökumenischen überhaupt, dessen Ergebnisse von allen großen christlichen Konfessionen als bindend anerkannt sind, kommt man - so der Referent - nicht vorbei an Kaiser Konstantin. Er berief, in Sorge um die Einheit im Imperium und in der Kirche, die Versammlung der Bischöfe ein, begleitete ihre Arbeit, ohne sich in die Sachdiskussion einzumischen, und sicherte am Ende ihre Entscheidungen durch seine Autorität. Damit wurde das Konzil auch zum Wurzelgrund des heutigen Europas, nicht zuletzt mit der richtungsweisenden Verfügung, dass alle im römischen Reich frei der von ihnen gewünschten Gottesverehrung folgen dürften, nicht nur die Christen. Diese konnten nun endlich die Probleme aufarbeiten, die in der Zeit ihrer Verfolgung aufgelaufen waren, darunter die wesentliche Frage, ob Jesus einfach mit Gott zu identifizieren sei oder wie – andernfalls – sein Sohnes-Verhältnis zu ihm, dem Vater („Abba“), zu verstehen sei. Zugleich war es überhaupt angesagt, den Jesus-Glauben hellenistisch gebildeten Zeitgenossen einsichtig zu machen.

    Ein vom Leiden völlig unberührbarer Vater?

    Um dieser Anforderung zu genügen, griff der gelehrte Presbyter Arius für Gotteslehre auf das dreistufige kosmologische Schema des Platonismus zurück. Danach steht auf der höchsten Stufe Gott in absoluter Einzigkeit, Transzendenz, Unveränderlichkeit und – besonders zu beachten – in völliger Leidensunfähigkeit. Auf der untersten Stufe das Vergängliche in seinen vielfältigsten Erscheinungen. Vermittelnd dazwischen der „zweite Gott“. Wendet man, mit Arius, dieses Schema ins Christliche, dann fällt – um nur diesen einen Punkt anzusprechen – sofort ins Auge: Ein vom Leiden völlig unberührbarer Vater und ein aufs Schlimmste leidender und sterbender Sohn Jesus können unmöglich in ihrem Wesen gleich sein. Letzterer muss, auch wenn er den Rang des „zweiten Gottes“ hat, dem ersteren untergeordnet sein. Auch kann er dann nicht wie Gott von Ewigkeit her sein, sondern muss geschaffen sein.

    Diese Auffassung, die ja eine erdrückende Zahl neutestamentlicher Zeugnisse für die Göttlichkeit Jesu gegen sich hat, über die das arianische Konzept aber augenscheinlich hinweggeht, konnte das Konzil nur zurückweisen. Und so schrieb es im zweiten Artikel des Credo fest: Christus ist eines Wesens mit dem Vater, von Ewigkeit her. Diese Aussage läuft auf ein grundstürzend neues Gottesverständnis hinaus: Gott ist keine beziehungslose „Monade“, sondern ganz im Gegenteil seinem Wesen nach „in Beziehung“. Seine erste, grundlegende Beziehung aber ist die zu sich selbst, eben die des Vaters zum Sohn; diese Beziehung wiederum ist selbst - in Person - der Heilige Geist.

    Die Menschen sind in diese Liebesbeziehung hineingenommen

    Kurz gefasst in dem neutestamentlichen Spitzensatz aus dem ersten Johannesbrief: „Gott ist die Liebe“. Und in diese Liebesbeziehung von Vater und Sohn im Heiligen Geist sind, wie die ganze Schöpfung, die Menschen hineingenommen. Damit ist ihnen auch, mit Paulus gesprochen, ein Leben in der völligen Freiheit der Kinder Gottes zugesagt und eröffnet. Allem menschlichen Sorgen und Bemühen vorweg: Gott hat alles für sie getan. -

    Starker Applaus für Prof. Gerwig, der seine Zuhörer mit einem emotional und intellektuell kräftig aufgehellten Glaubensoptimismus in ihren Alltag entlassen konnte.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden