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Höchstädt/Blindheim : Baumfällung in Höchstädt sorgt für Aufsehen

Höchstädt/Blindheim

Baumfällung in Höchstädt sorgt für Aufsehen

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    Dieses Bild hat ein Steinheimer Spaziergänger gemacht. Es zeigt, dass auf einer Fläche zwischen Höchstädt und Steinheim eine größere Baumfällaktion stattgefunden hat.
    Dieses Bild hat ein Steinheimer Spaziergänger gemacht. Es zeigt, dass auf einer Fläche zwischen Höchstädt und Steinheim eine größere Baumfällaktion stattgefunden hat. Foto: privat

    Wegen eines „Umweltskandals“ – so bezeichnet es der Mann aus Steinheim – hat er sich an unsere Redaktion gewandt. Der Weg vom Dillinger Stadtteil zum Molberg nach Höchstädt zählt zu den bevorzugten Spazierstrecken des etwa 70-Jährigen, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Als der Mann in diesen Tagen seinen gewohnten Weg ging, da sei ihm aufgefallen, dass in diesem Bereich „massiv abgeholzt“ wurde. „Ein kleines Wäldchen wurde dort mit Stumpf und Stiel plattgemacht“, klagt der Steinheimer. Er habe mit mehreren Menschen darüber gesprochen, die allesamt bestürzt seien. 

    In dem Wäldchen hätten sich Hasen und vor allem Rehe aufgehalten. „Gelegentlich habe ich dort auch Igel und auch mal einen Fuchs gesehen“, sagt der Spaziergänger. „Es war das letzte Stück lebendige Natur in diesem Gebiet“, so berichtet es der Steinheimer. Diese Agrarfläche sei im übrigen Teil „eine Maiswüste“. Er könne nicht verstehen, „warum dieser Wald brutal zerstört wurde“, zeigt sich der 70-Jährige entsetzt. 

    Borkenkäfer war auch aktiv

    Das Wäldchen gehört dem Blindheimer Stefan Lenz. Mit Umweltskandal oder brutaler Zerstörung habe das überhaupt nichts tun, davon nehme er deutlich Abstand. „Ganz im Gegenteil: Ich bin alles, nur kein Umweltsünder“, sagt er und ergänzt: „Schade, dass mich keiner anspricht und nachfragt, warum Maßnahmen stattgefunden haben. Jeder, der mich kennt, weiß, dass man mit mir reden kann.“ Die Vorgehensweise des Steinheimer Mannes empfindet Stefan Lenz deshalb schlicht als feige. In einem hat der Spaziergänger aber recht: Es wurden Bäume gefällt.

    Lenz, der von 2014 bis 2018 Bürgermeister der Stadt Höchstädt war, erklärt, dass es sich bei dem Wäldchen um eine rund 13.000 Quadratmeter große Fläche zwischen Molberg und der Römerstraße in Steinheim handelt. Früher sei dort schlicht ein Acker gewesen, sein Vater habe vor Jahrzehnten Eschen gepflanzt. „Und jeder, der sich auskennt, weiß, dass die Bäume tot sind. Und zwar von innen heraus, von der Wurzel heraus“, so Stefan Lenz weiter. Deshalb mussten dringend Eschen aus dieser bewaldeten Fläche entfernt werden, wie er betont. „Das war auch gefährlich, hier sind viele Fußgänger unterwegs. Und die laufen nicht auf den Wegen, sondern auch durch den Wald.“

    So hat der Blindheimer kurz nach Weihnachten den Auftrag zur Fällung erteilt, was dann passiert ist. Lenz schätzt, dass knapp 8000 Quadratmeter weggekommen sind. Nicht nur Eschen mussten entfernt werden, sondern auch Bäume, die vom Käfer befallen waren. Lenz: „Im Prinzip war es ein Totwald. Ich wollte nichts entfernen, ich musste. Ich bin meiner Sicherungspflicht nachgekommen.“

    Naturschutzbehörde im Landratsamt Dillingen weiß Bescheid

    Aber, und das gibt der frühere Höchstädter Bürgermeister auch offen und ehrlich zu: „Ich hätte die Maßnahme vorher absprechen müssen, das habe ich nicht gemacht – auch, wenn ich es auf jeden Fall hätte machen dürfen.“ Zwischenzeitlich stehe er im Kontakt mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Dillingen. Gemeinsam überlege man sich, was man Sinnvolles nachpflanzen könne. „Ich will hier sicher keine Bauplätze machen“, sagt Lenz ironisch, meint aber ganz ernst: „Ich habe letztes Jahr in einem anderen Stück Wald bestimmt hundert Bäume nachgepflanzt. Ich bin alles, nur kein Umweltsünder.“ Da gebe es genug andere. Lenz formuliert es so: „Ich fahre jedes Jahr einen Wagen Müll aus dem Wald. Darüber spricht man nicht.“

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