Unter dem ein oder anderen Kopfkissen findet sich vermutlich noch ein paar Konfetti. Vielleicht sind in manchem Gesicht noch Reste der Schminke zu erkennen, liegen das Kostüm oder Auftrittsgewand neben dem Schrank. Trotzdem: Die lustige Fastnacht ist vorbei. Am Faschingsdienstag endete die fünfte Saison, auch im Landkreis Dillingen. In Holzheim und in Unterglauheim fanden bei strahlendem Sonnenschein noch bunte Umzüge statt, am Abend haben die Gesellschaften ihre traditionellen Kehr-Aus-Partys veranstaltet. So auch die Höchstädter Schlossfinken um ihren Vorsitzenden Bernhard Veh. In der KIM-Halle wurde bis spät in die Nacht gefeiert, alle Gruppen des kleinen und großen Hofstaates haben ein letztes Mal ihre einstudierten Tänze gezeigt, die Prinzenpaare ihre Zepter abgegeben, und zu guter Letzt wurde der Fasching begraben. „Und ich begrabe damit gleichzeitig auch die Süßigkeiten und Knabbereien“, sagt Bernhard Veh lachend.
Schlossfinken feiern närrisches Jubiläum
Denn nicht nur die Faschingssaison ist nun zu Ende, mit dem Aschermittwoch beginnt für die Christen offiziell auch die 40-tägige Fastenzeit bis Ostern. Bernhard Veh: „Ich habe es mir dieses Jahr wieder fest vorgenommen, dass ich fasten will.“ Das hat einen Grund: Seine Schlossfinken feiern in der neuen Saison, die am 11.11.2025 wieder beginnt, närrisches Jubiläum – 55 Jahre Schlossfinken. Dazu findet unter anderem am 15. November ein Jubiläumsball statt, bei dem frühere Prinzenpaare in ihren Gewändern nochmals einen Auftritt haben. So auch Bernhard Veh. Er war 2017 großer Prinz. „Aktuell trennen mich noch ein paar Pfunde vor meinem alten Prinzengewand“, sagt er lachend. Motivation genug, um ab jetzt Schokolade und Co. den kalten Rücken zu zeigen.

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum der Höchstädter Verzicht üben will. „Für mich ist das eine wichtige Vorbereitungszeit für Ostern, dieses Fest hat für mich persönlich einen sehr hohen Stellenwert. Ich bereite mich auch innerlich darauf vor. Und die Fastenzeit gehört da eben dazu.“ Er nennt es einen bewussten Verzicht, „aber nicht auf Biegen und Brechen“. So wolle er etwa auf keinen Fall auf das ein oder andere Schlückchen Alkohol verzichten. „Weniger“, so Veh.
Alkoholpause nach der Faschingszeit ist für Markus Schuster aus Schwenningen angesagt
Auch Markus Schuster aus Schwenningen hat sich vorgenommen, zu fasten. Er und mehrere seiner Freunde haben sich gemeinsam dazu verabredet, in den 40 Tagen auf Alkohol zu verzichten. „Das ist natürlich schon angenehmer, wenn die anderen mitmachen, aber ich würde es auch allein machen“, so der 21-Jährige, der bis Dienstagabend ebenfalls aktiv im Fasching unterwegs war. Auch ein Grund, warum er fastet. Er gibt offen zu, dass „in der Faschingszeit der Alkoholkonsum höher ist“ und ergänzt lachend: „Da tut es dem Körper wirklich gut, mal sechs Wochen lang nichts zu trinken.“

Als beruflicher Brauer fällt auch die Bierherstellung in den Aufgabenbereich von Markus Schuster. Zum Probieren ist er allerdings nicht verpflichtet, „die Qualitätskontrolle übernehmen eher die Meister“. Worauf er trotz Fastenzeit auf keinen Fall verzichten will, sind Fleisch und Wurst. „Hauptsächlich, weil es mir gut schmeckt, aber auch weil eine Sache, auf die man verzichtet, reicht“, findet der Schwenninger.

Auch für Xaver Käser aus Dillingen beginnt an diesem Mittwoch die Fastenzeit. Der Dillinger Diakon hat sich zwei Dinge vorgenommen: Zum einen möchte er auf Alkohol verzichten. „Ich trinke ganz gern ein Glas Wein am Abend, aber in der Fastenzeit nicht“, sagt er. Für Käser hat das ein Stück weit Tradition, denn Alkohol fastet er jedes Jahr. Warum? „Dass man schaut, wie abhängig man ist.“ In den vergangenen Jahren habe der Verzicht immer gut geklappt. Die Fastenzeit verbindet Käser aber auch mit einem guten Vorsatz: Als Diakon solle er eigentlich regelmäßig die Morgen- und Abendgebete sprechen. „Da bin ich aber manchmal ein bisschen schlampig“, gibt Käser zu. Die kommenden 40 Tage wolle er nutzen und sich wieder mehr darauf konzentrieren. Worauf Käser auf gar keinen Fall verzichten könnte? „Da gibt es eigentlich nichts.“

Etwas anders sieht es beim Dillinger Landrat Markus Müller aus: „Wer mich kennt, weiß, dass mir strenge Vorsätze für die Fastenzeit nicht leicht fallen“, sagt Dillingens Landrat Markus Müller. Dennoch habe er sich Folgendes vorgenommen: „Da das Handy mittlerweile das Kommunikationsmittel Nummer eins ist, möchte ich die Fastenzeit dazu nutzen, das ständige Multitasking, das mein Beruf mit sich bringt, zu reduzieren und neu zu ordnen.“ Natürlich werde er auch auf Süßigkeiten und Cola light verzichten – „zumindest habe ich mir das ebenso vorgenommen“.
Rieblingerin verzichtet auf Kaffee, Alkohol und Zucker für mehr Energie
Auf keinen Fall verzichten? Für Andrea Karmann ist es das Fasten selbst. Mit dem verbindet sie ganz klar das Gefühl der positiven Veränderung. Daher fastet die 55-jährige Rieblingerin gemeinsam mit ihrem Partner alljährlich zweimal im Jahr – im Herbst und Frühling. Angefangen haben sie dieses Jahr bereits mit dem Vollmond Mitte Februar. Als der Mond in die abnehmende Phase ging, begann auch Andrea Karmann bewusst Kaffee, Alkohol und Zucker loszulassen. Stattdessen gibt es – vermutlich noch eine ganze Weile, vielleicht bis Ostern – eine bewusste Ernährungsumstellung: basisch-veganes Essen kombiniert mit Nahrungsergänzungsmitteln.

Seit 20 Tagen fastet Andrea Karmann mittlerweile und freut sich über die frei gesetzte Energie. „Ich liebe es“, sagt die 55-Jährige. „Ich schlafe besser, bewege mich mehr, ernähre mich gut und bin ausgeglichen.“ Für die Rieblingerin steckt im Fasten weit mehr als Ernährung. Für sie geht es neben der körperlichen auch um die geistige, seelische und spirituelle Ebene. Eine „liebevolle Selbstfürsorge“ steht für Karmann an vorderster Stelle.
Wertinger Muslimin genießt das gemeinsame Essen im Ramadan
Das sieht Selda Güley ganz ähnlich. Die 43-jährige Wertingerin und Muslimin ist in der Türkei aufgewachsen. Dort hat sie bereits mit zehn oder elf Jahren das erste Mal im Ramadan gefastet. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird traditionell auf Essen, Trinken und Rauchen verzichtet. Seit einigen Jahren macht Selda Güley ihr hoher Blutdruck zu schaffen. Daher hat sie für sich entschieden: „Ich verzichte nicht mehr auf Wasser während des Tages.“

Für die Wertinger Muslimin ist neben dem Verzicht auf Essen und Trinken besonders wichtig: „Auf die Worte aufpassen und nicht die Lücken, sprich das Schlechte bei den Menschen suchen und sehen, sondern das Gute.“ Was Selda Güley im Ramadan sehr genießt, ist das Miteinander. So sitzen sie in der Familie und mit Freunden am Abend oft lange beim Essen zusammen. Es gibt immer Suppe, Salat, ein Hauptgericht, einen Nachtisch, Tee und Kaffee. Und am Ende des Essens beten sie: „Wir sagen Danke für das Essen und das Zusammensein.“
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