Die Theater- AG des Albertus- Gymnasiums Lauingen bringt erneut ein von Marie Sienkiewicz verfasstes Stück auf die Bühne des Stadeltheaters. In diesem Jahr zeigt das Ensemble ein Lehrstück, das dem Zuschauer die Hintergründe verschiedener Kriege anschaulich und modern inszeniert nahebringt. Man könnte denken, dass es sich hierbei um schwere Kost handelt, wird dann aber beim Zuschauen eines Besseren belehrt: Die Inszenierung ist sowohl äußerst informativ als auch kurzweilig gestaltet.
„Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben…“ Mit diesem Folksong, vorgetragen von einer Kinderchor-Formation des Gymnasiums, beginnt das Stück emotional berührend. Das zuckersüße kleine Mädchen Frieda, hervorragend gespielt von der Fünftklässlerin Ida Göring, kann nicht schlafen. Als sie endlich in den Schlaf fällt, erhellen Stroboskop-Blitze den Zuschauerraum, die von einem bedrohlichen Donner aus weiter Ferne begleitet werden. Fünf militärisch gekleidete Figuren tragen mit sonorer Stimme Sätze vor, die sich stetig überlagern und sich immer wieder in dem einen Kernsatz treffen: „Wir kommen niemals allein…“. Es sind fünf große Kriege der Weltgeschichte, die den Hass, die Gewalt, die Unterdrückung, den Tod und noch viele weitere Gräuel bei ihrem Auftretens im Gepäck haben.
Welche Gründe haben zu den anwesenden personifizierten Kriegen geführt?
Zwischen ihnen und dem neugierigen Mädchen Frieda entspinnt sich ein Gespräch, das durch ihre unbedarften Fragen schnell in die Tiefe führt. Frieda will mehr wissen von ihren nächtlichen Besuchern. Warum gibt es überhaupt Kriege, wenn die Menschen doch schon lange wissen, dass diese verheerende Folgen für ihre Spezies haben? Und welche Gründe haben zu den anwesenden personifizierten Kriegen geführt? Die Erklärung erhält der Theaterbesucher in den eingewobenen Parallelszenen. Hier ist dem Regieteam Hartmut Frank und Marie Sienkiewicz inszenatorisch ein genialer Schachzug gelungen. Eine textsichere Erzählerin und eine Truppe schwarz gekleideter Pantomimen beleuchten die gesellschaftlichen und politischen Ursachen im Vorfeld des jeweiligen Krieges durchaus amüsant, aber auch lehrreich und nachdenkenswert.,
Der Dreißigjährige Krieg prahlt dort mit dem Prager Fenstersturz, einer Begleiterscheinung der anhaltenden Auseinandersetzungen um die Religionsfreiheit. Es wird deutlich, dass der amerikanische Sezessionskrieg viele Menschenleben im Kampf um Sklaverei oder Menschenrechte forderte, der Vietnamkrieg ein klassischer Stellvertreterkrieg war und es Kriege gibt, die unausweichlich scheinen. In einer absoluten Gänsehautszene zeichnen die Darsteller den Tagesverlauf des 9. Septembers 2001 nach, an dem zwei Flugzeuge in das World Trade Center donnerten. Die Folge: Der Afghanistankrieg, der aus Rache geführt wird.
Langanhaltender Applaus belohnen die großartige Leistung
Es gelingt den zwanzig jungen Schauspielern hervorragend, die gut recherchierten Kippmomente aus der Weltgeschichte so nachzuerzählen, so dass man als Zuschauer in kürzester Zeit entweder viele neue Dinge erfährt oder sein einmal erworbenes Geschichtswissen lustvoll auffrischen kann. Stehende Ovationen und langanhaltender Applaus belohnen die großartige Leistung der Schauspielerinnen und Schauspieler des Lauinger Albertus-Schultheaters, das seinesgleichen im Landkreis sucht. So launig und spielerisch hochkarätig die Inszenierung, so tiefsinnig ist die Kernfrage dieses Denkstücks: Kann man aus der Geschichte lernen?
Marie Sienkiewicz und Hartmut Frank ist wieder einmal eine Inszenierung gelungen, die an Aktualität nicht zu überbieten ist und weiterhin ein volles Stadeltheater verdient hat. Nicht nur beim Auftritt des Kalten Krieges, der für das Aufrüsten von Nationen zum eigenen Schutz und zur Abschreckung der Feinde steht, lassen sich Parallelen zur aktuellen Zeitgeschichte erkennen. Das Wissen um vergangene Kriege vererbt sich nicht unbedingt, es muss vielmehr beständig daran erinnert werden.
Weitere Spieltermine sind am Mittwoch, 28. Mai., Freitag, 30. Mai. und Samstag, 31. Mai., jeweils um 19 Uhr im Stadeltheater Lauingen. Karten sind im Vorverkauf über das Sekretariat des Albertus-Gymnasiums oder an der Abendkasse erhältlich.
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