Magen-Darm-Krankheiten machen seit Wochen in der Region ihre Runden. Nun ist es im südlichen Landkreis Donau-Ries zu einem „Ausbruchsgeschehen“ gekommen, wie es das Landratsamt ausdrückt. Nach derzeitigen Erkenntnissen steckten sich wohl mindestens rund 200 Menschen in einer Gaststätte mit dem Norovirus an.
Die Mitteilung, dass auf diese Weise möglicherweise zahlreiche Menschen infiziert worden sind, ging am Montag bei der Behörde ein, berichtet Pressesprecher Simon Kapfer auf Anfrage unserer Redaktion. Mitarbeiter des Gesundheitsamts und der Lebensmittelüberwachung seien in dem Betrieb vorstellig geworden, hätten mit dem Wirt gesprochen, sich umgeschaut und Abstriche genommen. Es habe sich herausgestellt, dass die Ansteckungen wohl am Donnerstag, 1. Mai, und Freitag, 2. Mai, erfolgten. An diesen beiden Tagen fanden in dem Lokal mehrere Kommunionsfeiern (am Donnerstag) und eine Hochzeit mit über 100 Gästen (am Freitag) statt. Wegen des schönen Wetters war auch im Außenbereich des Gasthofs einiges los.
Über 70 Mitglieder einer Hochzeitsgesellschaft stecken sich mit Norovirus an
Nach Informationen unserer Zeitung erkrankten allein von der Hochzeitsgesellschaft über 70 Personen. Ein Betroffener schildert, er sei zwei Tage lang mit Brechdurchfall darniedergelegen. Den meisten Erkrankten sei es schnell wieder besser gegangen, teilt Kapfer mit. Ein Gast allerdings habe im Krankenhaus behandelt werden müssen. Das Landratsamt ließ sich Namenslisten von den Festgesellschaften geben und kontaktierte die Leute telefonisch. Das vorläufige Ergebnis am Freitag: Die Behörde ermittelte 196 Betroffene. Von einem öffentlichen Aufruf sah das Amt laut Kapfer ab, da ein großer Teil der Gaststätten-Besucher vorher reserviert habe und damit ermittelbar gewesen sei.
Mittlerweile lägen auch erste Untersuchungsergebnisse vor. Bei sieben Patienten habe der Norovirus nachgewiesen werden können. Diese Tatsache deute „sehr stark in die Richtung“, dass hier auch die Ursache für die Massenerkrankung zu suchen sei. Der Virus verbreite sich leicht. Die Inkubationszeit betrage Medizinern zufolge 10 bis 15 Stunden. Das Tückische: Jemand kann das Virus bereits in sich tragen und verbreiten, obwohl er noch gar keine Symptome hat.
Wer den Norovirus in das Lokal einschleppte, lässt sich nach Angaben des Amtes momentan nicht sagen. Die Resultate der Untersuchungen lägen noch nicht vor. Ein Problem sei, dass sich der Virus nur kurze Zeit nachweisen lasse.

Gastwirt im Landkreis Donau-Ries von Norovirus-Ausbruch spürbar getroffen
Spürbar getroffen von den Vorkommnissen zeigt sich der Gastwirt. Gegenüber unserer Redaktion sagt er: „Das zieht einen ganz schön runter. Man will ja schließlich glückliche Gäste haben.“ Das Risiko, dass sich in kürzester Zeit viele Menschen den Norovirus einfangen, sei stets da, jedoch: „So etwas haben wir noch nie erlebt.“ Der Auslöser sei schwierig zu ausfindig zu machen: „Das kann jeder eintragen.“ Es hätten sich fünf Beschäftigte infiziert. Zwei von ihnen seien erst gar nicht zur Arbeit gekommen, drei seien sofort nach Hause gegangen, als sich Symptome bemerkbar machten.
Als das Ganze offensichtlich geworden sei, habe man am Samstag umgehend das komplette Lokal desinfiziert. Das Gasthaus blieb geöffnet. Die Gäste seien darauf hingewiesen worden, sich die Hände zu desinfizieren. Von den allermeisten Erkrankten, mit denen er inzwischen gesprochen habe, so der Wirt, habe er keine Vorwürfe gehört.
Erst kürzlich hatte es in Neuburg einen vergleichbaren Fall gegeben. Dort infizierten sich zahlreiche Kunden eines Döner-Imbisses. Dem Gesundheitsamt wurden in der Donaustadt über 240 Erkrankte bekannt. Solche Ereignisse mit dem hochansteckenden Virus gibt es immer wieder, beispielsweise in Hotels, Kindergärten, Pflegeheimen und sogar Kliniken.
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