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Wasserwirtschaftsamt Donauwörth reagiert: Hochwasserschutz und Deich-Standorte im Fokus

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Wasserwirtschaftsamt Donauwörth reagiert auf Kritik am Hochwasserschutz

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    Die Donau im Juni 2024: In Donauwörth stand man kurz vor der Katastrophe, wie hier unweit der Donaubrücke am Pappelweg. Andernorts, etwa in Zusum, erwischte es die Bewohner voll.
    Die Donau im Juni 2024: In Donauwörth stand man kurz vor der Katastrophe, wie hier unweit der Donaubrücke am Pappelweg. Andernorts, etwa in Zusum, erwischte es die Bewohner voll. Foto: Thomas Hilgendorf

    Die Kritik zum Jahrestag des katastrophalen Junihochwassers am Wochenende war groß gegenüber dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Betroffene Bürger aus den Donauwörther Stadtteilen Auchsesheim, Nordheim und Zusum sowie Bewohner aus dem Tapfheimer Ortsteil Rettingen mahnten bei einer gemeinsamen Veranstaltung an, dass sich die Deiche teils merklich gesetzt hätten in den vergangenen Jahrzehnten und gar Jahrhunderten. Hierzu prsäentierten sie historische Aufzeichnungen, die die Vorwürfe belegen sollten, dass sich der Staat über lange Zeiträume hinweg zu wenig um die Erhaltung jener Schutzbauten gegen Hochwasser gekümmert hat. Auf eine Nachfrage der Redaktion zu den Vorwürfen hat das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth nun reagiert.

    Die Behörde schreibt in einer mehrseitigen Stellungnahme, dass die rechtsseitigen und linksseitigen Zusamdeiche Ende des 19. Jahrhunderts als Schutz gegen Sommerhochwasser gebaut worden seien. Bereits 1927 seien sie als „alte Überlaufdeiche“ in einem Buch der Obersten Baubehörde bezeichnet worden. Für ein Hochwasserereignis wie das vom Juni 2024 seien diese Teilschutzdeiche „zweifelsfrei nicht errichtet“ worden, so die Behörde. „Die in der Öffentlichkeit kursierenden Längsschnitte von 1898 liegen dem Wasserwirtschaftsamt sowohl für die linksseitigen als auch rechtsseitigen Deiche vor. Ergänzend liegen Pläne von 1893, 1918 und ca. 1920 vor“, heißt es weiter. Festgestellte Planunterlagen oder Abnahmeunterlagen würden indes nicht existieren, beziehungsweise seien nicht bekannt - „alle vorliegenden Unterlagen sind rudimentär und nicht vollständig“.

    Setzungen um 75 Zentimeter bei den alten Deichen „nicht nachvollziehbar“

    Insbesondere sei das „Höhenbezugssystem unbekannt bzw. es handelt sich bei den alten Unterlagen sehr wahrscheinlich um das sogenannte Vorläufige System“. Ob diese Unterschiede in den Höhensystemen bei den aktuellen Aussagen beachtet worden seien, „ist uns nicht bekannt“, heißt es in dem Schreiben. „Die Unterschiede können in den Dezimeterbereich gehen.“ Setzungen von Bauwerken seien „in aller Regel am Anfang am stärksten und klingen langsam ab“. Eine Setzung von 75 Zentimeter habe das Amt aber „an keiner Stelle nachvollziehen“ können. Es könne dahingegen „davon ausgegangen werden, dass Setzungen im Dezimeterbereich stattgefunden haben“. Inwieweit diese nur den Deichkörper oder den gesamten drainierten Bereich um die Zusam betreffen, könne derzeit nicht nachvollzogen werden - „auch, ob wie üblich Teilschutzdeichsystem oberhalb von Donauwörth ein Setzungsausgleich vorweggenommen worden ist, also der Deich bewusst überhöht gebaut worden ist, ist aus vorliegenden Unterlagen nicht nachvollziehbar“.

    Die Behörde teilt des Weiteren mit: „Eine Hochwasserschutzanlage wurde und wird auf einen bestimmten Schutzgrad bemessen. Dem Deichbau wurden seinerzeit kleinere Sommerhochwasser zugrunde gelegt, höhere Abflüsse sind unter anderem aus den Jahren 1910, 1924, 1926 und 1940 bekannt.“ Die Bemessung sei vor der Zusamregulierung, dem Bau der Flutmulden, der Verlegung der Zusammündung unterstrom und der Eintiefung der Donau erfolgt: „Betrachtet man nunmehr das heutige hydraulische System und vergleicht es mit dem System Ende des 19. Jahrhunderts, so sind die Wasserspiegellagen eines vergleichbaren Abflusses deutlich niedriger als seinerzeit nach dem Bau der Deiche.“ In den Planunterlagen der Zusamregulierung von 1918 seien „umfangreich geplante Wasserspiegelabsenkungen dargestellt.“

    Wasserwirtschaftsamt Donauwörth erst seit 1990er in Verantwortung

    Die Teilschutzdeiche im Landkreis Donau-Ries seien ferner erst Anfang der 1990er Jahre in die Unterhaltungslast des Freistaates Bayern und damit des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth übergegangen. In den 90er Jahre seien „umfangreiche Sanierungen mit Auffüllung von Setzungen“ erfolgt. Seitdem würden „fortlaufend im Rahmen der regelmäßigen Unterhaltungsarbeiten Setzungen ausgeglichen und Schäden beseitigt“. Eine Erhöhung des Teilschutzdeichsystems oberhalb von Donauwörth hätte, wie das Wasserwirtschaftsamt argumentiert, „gravierende Auswirkungen auf die Abfluss- und Hochwasserverhältnisse in der Region“. Hier verweist die Behörde beispielhaft auf simulierte Deicherhöhungen im Bereich der Teilschutzdeiche bei Auchsesheim und Rettingen.

    Um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen, gleichzeitig aber auch nicht genehmigungsfähige und massive Retentionsraumverluste in einer Größenordnung von mindestens zehn Millionen Kubikmeter (mehr als das Rückhaltevolumen des Flutpolders Riedensheim mit 8,3 Millionen Kubikmetern, beziehungsweise zehn große Hochwasserrückhaltbecken wie etwa das Rückhaltebecken Putzmühle) zu vermeiden, würden „ortsnahe Hochwasserschutzmaßnahmen“ geplant. Die Genehmigungsplanungen für den Hochwasserschutz von Auchsesheim und Nordheim sollen laut Wasserwirtschaftsamt Mitte 2026 vorliegen. Anschließend seien das Wasserrechtsverfahren und ein Grunderwerb durchzuführen. Bei Zusum seien zudem „kurzfristig Maßnahmen an den Deichen zur dauerhaften Verbesserung der Unterhaltung und Anlagensicherheit vorgesehen“.

    Setzungen der Deiche in Zusum sollen punktuell ausgeglichen werden

    In Bezug auf den letztgenannten Punkt äußerte jüngst Nils Führer vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth auf Nachfrage, dass Setzungen am Deichsystem (Ringdeich) wenn möglich punktuell ausgeglichen werden sollen. Auch notwendige Zufahrtswege zu den Deichen würden geprüft.

    Indes sieht man auf einer Übersichtskarte des Wasserwirtschaftsamtes zum Hochwasserschutz in Donauwörth, dass in Zusum neue Bauten zum Hochwasserschutz zwar erforderlich wären, diese aber ebenso wie die „Projektabschnitte Feuerwehr, Gewerbegebiete am Zollamt und an der Augsburger Straße „zurückgestellt“ sind. Andernorts in Donauwörth wird weiterer Handlungsbedarf zum Hochwasserschutz laut jener Karte geprüft, etwa an der Donau im Bereich Airbus oder am Alten Donauhafen. Vordringlicher Handlungsbedarf bestünde unterdessen - wie berichtet - am Parkplatz an der ehemaligen Schwabenhalle. Hier wäre es im Juni beinahe zum Deichbruch gekommen - mit zweifellos fatalen Auswirkungen für die Kernstadt Donauwörths.

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