„Wenn ihr euren Platz gefunden habt, dann wirklich im Freeze, ganz starr stehen bleiben!“ Die Regieanweisungen von Andreas Schriefer, Leiter der Theater-AG am Staatlichen Gymnasium Friedberg (SGF), übertönen das leise Klavierspiel. Mehr als dreißig Schülerinnen und Schüler betreten langsam von links und rechts kommend die Bühne der Turnhalle. Es ist dunkel. Nur das Licht der Taschenlampen erhellt den Saal. Jede Sängerin und Sänger trägt eine dieser kleinen Lichtquellen in der Hand. Durch die Rückkehr auf das G9 an den bayerischen Gymnasien, findet in diesem Jahr am SGF kein Abitur statt. Die gewonnenen Kapazitäten fließen deshalb in ein anderes Projekt: eine Musicalaufführung, bei der mehr als 200 Schulfamilienmitglieder involviert sind.
Schülerinnen und Schüler bringen „Whistle Down The Wind“ auf die Bühne
Es ist eine der ersten gemeinsamen Proben von Theater-AG und Chor des Gymnasiums. Noch fehlt das Orchester. Doch beeindruckend ist es jetzt schon, als leise der Gesang beginnt. Die eingängige Melodie von Andrew Lloyds Webbers Musical „Whistle Down The Wind“ erfüllt den Raum. Zunächst der Chor, doch dann kristallisiert sich eine einzelne klare Stimme heraus: „Es findet den Pfad zum Himmel, manches Herz, das in Liebe erglüht“ – die 15 Jahre alte Lilli Hammerl hat ihre erste Gesangsrolle in einem Musical. Erst das zweite Jahr spielt die Neuntklässlerin in der Theater-AG mit. „Es ist schon eine riesige Überwindung. Alleine vor einem Publikum zu singen ist nochmal etwas ganz anderes.“ Man müsse eines bedenken, so Schriefer: „Wir sind keine Profis.“ Der Studiendirektor ist gemeinsam mit Stefan Immler hauptverantwortlich für die Inszenierung des Musicals.
Neben Immler, der als Leiter des Mittel- und Oberstufenchors sowie des P-Seminars Musik auch die künstlerische Leitung des Projekts innehat, sind Barbara Emslander-Gayler, die für das Orchester zuständig ist, sowie Maria Spicker, die dem Unterstufenchor vorsteht, Teil des Lehrerteams. Die Pädagogen proben mit den jungen Künstlern – nach dem Unterricht, zum Teil in der Freizeit. „Es ist ein Projekt der gesamten Schulfamilie: Musical statt Abitur“, erklärt Schriefer. In vielen hundert Stunden wurden die Noten umgeschrieben.
Musical-Projekt am SGF in Friedberg: Rund 200 Mitwirkende sind dabei
In Eigenregie haben die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars Musik der elften Jahrgangsstufe Werbeplakate designt und Sponsoren gesucht. Licht, Tontechnik, Mikrofone, Finanzierung, Management, Marketing – viel gibt es zu besprechen. „Die ersten Kostenvoranschläge für das Mieten des Musikequipments haben uns schon ein bisschen umgehauen“, sagt Philipp Tränkner vom P-Seminar. Dazu kommen ganz pragmatische Überlegungen: Knapp eine Tonne wiegt das Licht- und Tonequipment. Hält das der Boden der Turnhalle aus?
„Die Schülerinnen und Schüler wollten schon lange ein Musical aufführen“, berichtet Schriefer. Doch die Auswahl war nicht leicht. „Für einige Stücke haben wir die Lizenz nicht erhalten. Andere sind für Laien nicht umsetzbar.“ Das Stück „Whistle Down The Wind“ von Andrew Lloyd Webber gehört zu den seltener aufgeführten Musicals. Die eingängige Musik jedoch ist bekannt: „No matter why“ zum Beispiel war 1998 ein Nummer-eins-Hit in 19 Ländern – interpretiert von der Popband Boyzone. „Es ist ein Projekt von und für ganz Friedberg“, so Schriefer. „Hätten wir Abitur, könnten wir das nicht stemmen.“
Termine und Tickets
Geplant sind drei Vorstellungen: am 22., 23. und 26. Juli, jeweils 19 Uhr in der Sporthalle. Karten können über die Internetseite des Gymnasiums oder direkt im Bürgerbüro erworben werden. Auch am Marksonntag sowie beim Töpfermarkt ist das SGF mit einem Stand vor Ort. Der Eintritt kostet 13,50 €. Kinder unter 10 Jahre sind frei.
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