Angela Eßer beschäftigt sich täglich mit außergewöhnlichen Mordfällen, doch sie arbeitet nicht als Kriminalkommissarin. Glücklicherweise stecken die Tatorte, ebenso wie die Täter und Opfer, lediglich zwischen zwei Buchdeckeln. Richtig, es geht um das Thema Krimis. Die schreibt die in Merching wohnende Frau mit der schwarzen Brille zwar bisweilen auch selbst, doch vor allem widmet sie sich der Förderung der deutschsprachigen Kriminalliteratur als Strippenzieherin hinter den Kulissen. Eßer organisiert Krimi-Events, gibt Krimi-Anthologien heraus und leitet Schreibworkshops an der VHS München.
Was für sie den Charme des Genres ausmacht: „Krimi ist etwas Allgemeingültiges – wir wollen Rätsel lösen, wir wollen bestätigt sehen, dass das Gute am Ende gewinnt. Wir wollen wissen, dass wir auf der richtigen Seite des Lebens stehen.“ Zudem schätzt sie die Bandbreite des Sujets hinsichtlich der Protagonisten – „von der Kommissarin über den privaten Detektiv bis zum Zahnarzt“.
Früher interessiert sich Eßer überhaupt nicht für Krimis
Kurios: In jungen Jahren interessierte sich Eßer überhaupt nicht für das blutige Genre. „Während meines Studiums der Theaterwissenschaften galten Krimis als Schund und waren verpönt“, erinnert sie sich. „Erlaubt“ sei allenfalls Dürrenmatt gewesen, ergänzt sie augenzwinkernd. Dann empfahl ihr eine Bibliothekarin die Autorin Elizabeth George. „Ich war völlig begeistert“, berichtet Eßer. Es folgten viele weitere Autoren, die sie metaphorisch „in Handschellen nahmen“.
Dass der Ruf des Genres sich im deutschsprachigen Raum drastisch verbessert hat, ist nicht zuletzt Eßer selbst zu verdanken. Sie organisierte über mehrere Jahre den größten Krimi-Branchentreff „Criminale“, hob mit anderen das Krimifestival München aus der Taufe und erfand den „Bloody-Cover-Preis“, bei dem die besten Motive auf Krimi-Bucheinbänden gewählt werden. Beim letzten Mal war auch die Bücherei Mering dabei.
Auch Orte im Landkreis Aichach-Friedberg liefern Inspiration
Zudem initiierte sie den jährlich in Augsburg und in München stattfindenden „Krimitag“. Der nächste Termin ist der 30. November im Planetarium Augsburg. Am 26. November wird sie die Lesungsreihe „Mörderisches Mering“ bereits zum fünften Mal organisieren und moderieren. Der Autor Peter Kratzer wird im Rahmen des Events in der Bücherei Mering seinen bayerischen Krimi aus der Region vorstellen, der im Jahr 1929 spielt. Die Münchner Autorin Anna Schneider wird die Nerven der Gäste mit ihrer „Grenzfall“-Reihe kitzeln.
Wer so viel mit literarischen Gänsehaut-Momenten zu tun hat wie Angela Eßer, braucht eine Oase der Ruhe zum Ausgleich. „Ich fahre immer gern zum Boule-Platz in Mering, um den Kopf frei zu kriegen“, verrät die Krimi-Mäzenin. „Dann schmeiße ich ein paar Kugeln und nein, ich ermorde niemanden damit“, scherzt sie. Auch an ihrem Wohnort Merching hat sie eine Lieblingsstelle: „Ich freue mich sehr, dass an der Paar eine Wassertretstelle errichtet wurde, da gehe ich gern abends eine Runde.“
Es gibt im Landkreis Aichach-Friedberg viele Orte, die Inspiration für einen Krimi liefern, weiß Eßer. Sie selbst hat eine Kurzgeschichte geschrieben, bei der die menschengemachten Höhlen namens „Erdgänge“ in Kissing eine Rolle spielen. „Wenn man anfängt zu recherchieren, erfährt man die unglaublichsten Dinge – beispielsweise, dass unter der Kissinger Bücherei ein Bunker aus den 1970er Jahren liegt“, erzählt sie.
Vor vier Jahren wird Eßer für ihr Engagement gewürdigt
Für ihre seit Jahrzehnten andauernde Umtriebigkeit in Sachen Krimi-Förderung hat sich die hiesige Crime-Szene vor vier Jahren mit einem besonderen Preis bedankt: Das Syndikat, der Verein für deutschsprachige Krimi-Autoren, würdigte Eßer mit dem „Ehren-Glauser“ für ihr „herausragendes Engagement für die Kriminalliteratur“.
Doch die Liebe zur Literatur beschränkt sich bei Eßer nicht auf Kriminalerzählungen. Die Vorsitzende der Regionalgruppe Schwaben des Verband Deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller steckt auch hinter der „Langen Nacht der Kurzgeschichten“, die das nächste Mal am 28. November in der Stadtbücherei Augsburg stattfindet. Ein neues Event liegt Eßer am Herzen: die „Lesebühne Augsburg“, bei der etablierte Autorinnen und Autoren ebenso aus ihren Werken lesen wie Newcomer. Nachdem das Debüt Mitte Mai gut angekommen war, gab es zuletzt die Fortsetzung – diesmal im Brunnenhof des Zeughauses. Der dritte Termin steht auch schon fest: am 13. Juli im Café Cabresso in Augsburg.
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