Katzen lieben die Routine und haben mit ungewohnten Abläufen oft ihre Mühe. Am schönsten finden sie es, wenn immer alles nach Schema F läuft. Zum Beispiel am frühen Morgen eine Runde durch den Garten drehen, dann ein kleines Frühstück verputzen und anschließend ein Schläfchen auf dem Lieblingsplatz halten. Ein Tierarztbesuch passt in dieses Lebenskonzept ganz und gar nicht. Und hat zur Folge, dass viele Stubentiger mächtig gestresst sind, wenn sie zur Untersuchung kommen.
Aus Katzensicht ist das wenig verwunderlich, denn viele kleine und ungewohnte Aktionen summieren sich:
- Stressfaktor 1: Freigänger müssen in der Früh gegen ihren Willen im Haus bleiben.
- Stressfaktor 2: Steht eine Behandlung mit Narkose an, wie es für Zahnsteinentfernung, für das Scheren von Langhaarkatzen oder für eine Wundversorgung notwendig ist, entfällt auch das Frühstück. Tiere, die eine Narkose bekommen, müssen nüchtern sein.
- Stressfaktor 3: Die Katze wird unter dem Sofa hervorgezerrt oder von ihrem Lieblingsplatz geholt.
- Stressfaktor 4: Das Tier landet in der Transportbox.
- Stressfaktor 5: Eine Auto- oder Busfahrt sorgt für weitere Aufregung.
- Stressfaktor 6: Schließlich kann das Wartezimmer, in dem so viele fremde Gerüche anderer Tiere durch die Luft schwirren, den Stresslevel ein weiteres Mal in die Höhe treiben.
Alles zusammen führt oft dazu, dass selbst sanfte und freundliche Kätzchen beim Untersuchen sehr verängstigt oder wehrhaft sein können. An den ersten beiden Faktoren lässt sich wenig ändern, doch wenn eine Katze gut an ihre Box gewöhnt ist, bestenfalls sogar gern hineingeht, ist viel gewonnen. Hier der Übungsplan:
- Schritt 1: Holen Sie die Transportbox aus ihrem Lager. Falls die Katze schon schlechte Erfahrungen damit gemacht hat, kann es gut sein, dass sie sich bereits beim Anblick verkriecht. Vielleicht sogar für Stunden. Stellen Sie die Box bestückt mit einer Kuscheldecke, Spielzeug und Leckerlis an einen Lieblingsplatz der Katze. Das Türchen bleibt offen. Nur Geduld, irgendwann wird die Katze neugierig, schnuppert und merkt mit jedem Tag, dass die Box in Wirklichkeit eine nette Höhle ist.
- Schritt 2: Liegt die Katze entspannt im Transportkorb, schließen Sie sanft das Türchen. Tragen Sie ihren Liebling dann durch die Wohnung. Danach einfach wieder am gewohnten Ort abstellen und öffnen. So lang üben, bis die Katze auch beim Tragen entspannt bleibt.
- Schritt 3: Wer jetzt noch Motivation zum weiteren Üben hat, kann mit der Gewöhnung ans Auto fortsetzen. Katze in die Transportbox, Transportbox in den Pkw, Motor starten und eventuell auch eine kleine Runde fahren. Wieder daheim gibt es Streicheleinheiten und Leckerlis.
Noch zur Auswahl der Transportbox: Achten Sie darauf, dass sich der Deckel abnehmen lässt. Die Katze kann dann zur Untersuchung einfach im Unterteil der Box auf ihrer Kuscheldecke sitzenbleiben. Wer je versucht hat, eine ängstliche Samtpfote aus einem bis auf die Tür geschlossenen Modell herauszubekommen, kennt die Schwierigkeiten.
Medikamente können helfen
Für die Fahrt und die Zeit im Wartezimmer empfiehlt es sich übrigens, die Transportbox abzudecken. Man weiß ja nie, wen oder was man unterwegs alles zu Gesicht bekommen könnte. Zudem ist es für die Katze angenehmer, wenn Sie möglichst wenig mit der Box wackeln und pendeln. Mit diesen Maßnahmen sind Sie bestens gerüstet, wenn Sie mit Ihrer Katze zum Impfen, zu einer Untersuchung oder einer Behandlung müssen. Tipp für besonders ängstliche und gestresste Stubentiger: Beim Tierarzt gibt es auch ein Medikament, das sie vor der Konsultation geben können. Lassen Sie sich diesbezüglich gern beraten.
Zur Person: Tanja Warter ist Tierärztin und verknüpft seit Jahren die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.
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