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Neu gestalteter Bildstock in der Munasenke: Die Geschichte der 'Maria mit der Birnenschnitte'

Kötz

So kam „Maria mit der Birnenschnitte“ wieder in die Munasenke

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    Kirchenmaler und Restaurator Richard Rau hat den Bildstock an der B16 in der Munasenke mit einem neuen Gemälde versehen.
    Kirchenmaler und Restaurator Richard Rau hat den Bildstock an der B16 in der Munasenke mit einem neuen Gemälde versehen. Foto: Staatliches Bauamt Krumbach

    Gut 13.000 Fahrzeuge sind jeden Tag an dem Marienbild vorbeigefahren, das auf seinem Bildstock in der Munasenke über die Verkehrsteilnehmer gewacht hat. Das sah man dem kleinen Türmchen am Wegesrand auch an. Nun ist der Straßenabschnitt der B16 bei Kötz komplett erneuert, in Teilen verlegt und vor allem stabilisiert worden. Und der Bildstock steht unweit eines Rastplatzes für Radfahrer und Fußgänger und sieht aus wie neu. Wie kam es dazu?

    Vermutlich stand an dieser Stelle schon im 18. Jahrhundert ein Bildstock, heißt es dazu aus dem Staatlichen Bauamt Krumbach. Errichtet wurde er auf dem Grundstück der Heilig-Geist Hospitalstiftung. Der Zahn der Zeit hatte auch in früheren Jahren daran genagt. Bei der 1977 durchgeführten Renovierung wurden deshalb die Profile überarbeitet und das vorhandene Andachtsbild durch eine Malerei von Franziska Schwarz aus Kleinkötz ersetzt.

    Renovierung des Bildstocks in Kötz: Erinnerungen an Franziska Schwarz leben weiter.

    Die Künstlerin war eine bemerkenswerte Frau, wie aus den Erzählungen ihrer Schwiegertochter hervorgeht. Franziska Schwarz wuchs in einer wohlhabenden Familie in Kleinkötz auf. Sie studierte bei dem Komponisten Arthur Piechler in Augsburg. Zu dieser Zeit war Magda Schneider, die später berühmt gewordene Schauspielerin und Mutter der noch berühmteren Romy Schneider, ihre beste Freundin. In der Kleinkötzer Kirche war sie über viele Jahre Organistin, leitete den Kirchenchor und gründete eine Geigen-Gruppe. Über ihren Mann, der in der „Munitionsanstalt des Heeres“ beschäftigt war, lieferte sie den russischen Gefangenen heimlich Brot und Kartoffeln.

    Sie engagierte sich zeitlebens für die Katholische Kirche St. Nikolaus in Kleinkötz und verhinderte mit Unterstützung von Josef Weizenegger das Purifizieren der Kirche. Durch den erzwungenen Baustopp blieben die Altäre erhalten. Sie ließ einige Figuren restaurieren und stickte Altartücher und Fahnen. Durch ihren vehementen Einsatz brachte sie es fertig, dass einige verschwundene Ausstattungsgegenstände wie das „Prager Jesuskind“ und einem Weihrauchfass heimlich vor der Kirchentür abgelegt wurden. Sie stiftete einen Osterleuchter.

    Neuer Bildstock in Kötz: Franziska Schwarz’ Erbe wird mit Dürer-Motiv neu interpretiert

    Bis zum Frühjahr 2025 war ihr Marienbild in der Munasenke zu sehen. Als Vorlage diente ihr wohl Albrecht Dürers „Maria mit der Birnenschnitte“. Obwohl es von einer Glasscheibe geschützt war, stellte sich bei den Sanierungsarbeiten der Zustand als so schlecht heraus, dass an eine Restaurierung nicht zu denken war. Da eine Restaurierung dieser Malerei nicht mehr möglich war, fertigte Richard Rau aus Günzburg 2025 ein neues Gemälde an. Das Motiv zeigt, in Anlehnung an Albrecht Dürers Meisterwerk, ebenfalls die „Maria mit der Birnenschnitte“. Das Original befindet sich im Kunsthistorischen Museum Wien. An die Geschichte des Bildstocks soll künftig eine Informationstafel erinnern. (AZ)

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