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Abschied von einer Ära: Die letzten Babys der Klinik Krumbach

Krumbach

Die beiden letzten Krumbacher Klinikbabys sind schon zuhause

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    Vor gut einer Woche ist Tochter Amalia Larina von Ann-Katrin Schalk und Dominik Bettighofer in Krumbach zur Welt gekommen. Fußläufig ist es die Wohnung des Paares von der Klinik nur etwa einen Kilometer entfernt. Sie ist das letzte in der Krumbacher Klinik geborene Baby.
    Vor gut einer Woche ist Tochter Amalia Larina von Ann-Katrin Schalk und Dominik Bettighofer in Krumbach zur Welt gekommen. Fußläufig ist es die Wohnung des Paares von der Klinik nur etwa einen Kilometer entfernt. Sie ist das letzte in der Krumbacher Klinik geborene Baby. Foto: Till Hofmann/Kreiskliniken Günzburg-Krumbach  

    In der Wohnstube verbreitet der Holzofen wohlige Wärme an diesem vierten Adventssonntag. Franka Erika Schwehr geht es gut. Sie liegt auf dem Bauch, die Augen geschlossen. Manchmal gluckst sie vor sich hin. Das Mädchen aus dem 80-Einwohner-Dorf Unteregg (Gemeinde Roggenburg, Landkreis Neu-Ulm) ist etwas Besonderes. Ebenso wie Amalia Larina Schalk, die etwa 25 Autominuten von Franka entfernt in Krumbach lebt. Beide Neugeborenen sind die letzten Krumbacher Klinikbabys. Amalia ist am 14. Dezember um 5.38 Uhr auf die Welt gekommen und damit fast fünfeinhalb Stunden später als Franka. Die wiederum hat vergangenen Mittwochnachmittag als letztes Baby mit ihren Eltern das Krumbacher Krankenhaus verlassen.

    Nach der Mahlzeit heißt es – zumindest für Franka Erika Schwehr (Mitte): Augen zu und Ruhe. Das finden auch die Eltern Andreas Müller und Marina Schwehr gut. 
    Nach der Mahlzeit heißt es – zumindest für Franka Erika Schwehr (Mitte): Augen zu und Ruhe. Das finden auch die Eltern Andreas Müller und Marina Schwehr gut.  Foto: Till Hofmann/Kreiskliniken Günzburg-Krumbach

    Mama Marina Schwehr schwärmt noch immer von der problemlosen Geburt und wie gut sie sich im Krankenhaus aufgehoben gefühlt habe. Eigentlich sei mit der Entbindung erst zwei Tage später gerechnet worden. „Aber dann ist es schneller gegangen.“ Um 20.30 Uhr standen die 32-Jährige und ihr gleichaltriger Lebensgefährte Andreas Müller am 13. Dezember in der Klinik. Die Fruchtblase war geplatzt. Das aber war kein Grund zur Besorgnis. Die ganze Atmosphäre in der Klinik „war einfach schön“: Maßgeblich beteiligt daran seien die Hebammen mit ihrer zuvorkommenden Art gewesen. Geduldig sei jede Frage beantwortet worden – auch wenn sie aus lauter Aufregung kurz hintereinander zwei- oder gar dreimal gestellt wurde.

    Nach der Geburt in Krumbach war der Seelenfrieden da.

    Und Gynäkologe Dr. Georg Vitsek, so die Mutter, „hat eine unfassbare Ruhe ausgestrahlt“. Das wirkte ansteckend: „Ich fand die Geburt ganz entspannt“, sagt Marina Schwehr. „Und als ich Franka in Händen hatte und sie später auf meiner Brust lag, hat sich Seelenfrieden in mir breit gemacht.“ Der Papa beschreibt, was er von seiner Tochter in den ersten Minuten wahrgenommen hat: „Sie war relativ wach, ihre Augen waren geöffnet. Und sie hat lange alles angeschaut.“ Sein Kind konnte Andreas Müller natürlich nicht gleich mit nach Hause nehmen; aber den Stempelkissenabdruck von einem von Frankas Füßen, der auf Papas Unterarm Platz fand.

    Für die Familie ist nur die Krumbacher Klinik für die Entbindung in Frage gekommen. „Hier fühlten wir uns gut aufgehoben.“ Zudem ist Andreas Müller selbst dort geboren. „Schade, dass dies nun zu Ende gegangen ist“, beschreiben die Eltern ein Gefühl, das viele in Krumbach und Umgebung so oder ähnlich empfinden. Und? Ist die Mutter froh, dass die Tochter wegen zehn Minuten nicht mehr an einem Freitag, den 13. geboren ist? „Das wäre mir komplett egal gewesen“, antwortet sie.

    Ganz anders sieht das Ann-Katrin Schalk. Denn am vorvergangenen Freitag sei alles schiefgelaufen: Die Spülmaschine gab ihren Geist auf. Die Waschmaschine funktionierte zeitgleich auch nicht mehr. „Außerdem ist mein Parkplatz zugeparkt worden. Das war ausgesprochen schlecht, weil ich schon einige Tage überfällig war.“ Die Polizei musste bemüht werden.

    Die werdende Mutter hat immer mehr den Eindruck gewonnen, dass an diesem Tag alles schief geht, was nur schief gehen kann. Deshalb resümiert sie – nach immer stärker werdenden Wehen in kürzer werdenden Abständen, dem Aufbruch in die Klinik am Abend und der stundenlangen Vorbereitung und dem Warten auf diesen einzigartigen Moment: „Gott sei Dank war es nicht mehr Freitag, der 13., als meine Tochter zur Welt gekommen ist.“

    Im Krankenhaus „waren alle so liebevoll zu uns“, blicken Ann-Katrin Schalk und ihr Freund Dominik Bettighofer auf die vergangenen Tage zurück. Die Worte „heimelig“, „familiär“ und „vertraut“ fallen ebenfalls noch im Laufe des Gesprächs in ihrer Wohnküche mitten in Krumbach. Der Begriff der „wohnortnahen Versorgung“ trifft hier voll zu: Das Krankenhaus liegt von der Wohnung nicht einmal einen Kilometer entfernt. „Ich bin ein paar Mal hin und her gelaufen, wenn wir noch etwas von zu Hause in der Klinik benötigt haben“, erzählt der 35-Jährige Papa.

    Das schöne Gefühl, Vater zu werden.

    Sich selbst beschreibt er als „nicht unbedingt emotionalen Menschen“. Von anderen Vätern im Bekannten- und Freundeskreis habe er gehört, dass es das schönste Gefühl überhaupt sei, die ersten Momente des eigenen Kindes mitzuerleben. Jetzt kann er es bestätigen: Der erste Atemzug, die großen Kulleraugen – „das hat mich im Innersten berührt, es hat mich überwältigt. Ich konnte meinen Blick nicht mehr von diesem kleinen Geschöpf abwenden. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, so viel Liebe zu empfinden“, sagt Dominik Bettighofer.

    Er und seine Lebensgefährtin loben Hebammen wie Monika Lutzenberger, die immer, wenn es Nachfragen gab, „quasi auf Knopfdruck zur Verfügung gestanden ist. Keine Frage ist offengeblieben, es war immer ein Gefühl der Sicherheit, der Geborgenheit da“, sagt die 31 Jahre alte Ann-Katrin Schalk. Und sie setzt hinzu: „Wir haben uns sehr, sehr wohlgefühlt.“

    Wehmut sei schon dabei gewesen, zu wissen, „dass dies die letzte Geburt in der Klinik Krumbach war“. Das habe man auch den Beteiligten in der Klinik angemerkt.

    Die beiden letzten Krumbacher Klinik-Babys sind: Amalia Larina Schalk, geboren am 14. Dezember 2024 um 5.38 Uhr; Gewicht: 3240 Gramm; Kopfumfang: 36 Zentimeter, Größe: 50 Zentimeter und Franka Erika Schwehr, geboren am 14. Dezember 2024 um 0.10 Uhr; Gewicht: 2720 Gramm; Kopfumfang: 33 Zentimeter, Größe: 49 Zentimeter.

    Mit Ablauf des 20. Dezember werden in der Klinik Krumbach keine Geburten mehr begleitet. Für stationäre Geburten im Landkreis Günzburg ist dann ausschließlich die Klinik Günzburg zuständig. Das gilt auch für geburtshilfliche und gynäkologische Notfälle.
    Für die Geburtsvorbereitung und die Nachsorge steht nach wie vor die Klinik Krumbach in Kooperation mit dem Hebammenzentrum Wunderzeit (www.hebammenzentrum-wunderzeit.de) zur Verfügung. Hebammen von „Wunderzeit“ begleiten auch die Geburt in Günzburg. (AZ)

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