Es ist eine Entscheidung, die in Krumbach noch lange nachhallen wird: Die Fraktion der CSU und Jungen Union (JU) stellte in der Stadtratssitzung am Montagabend einen Antrag zur „Verbesserung der Verkehrssituation in der Krumbacher Innenstadt“. Künftig soll die Tempo-20-Zone durch Tempo 30 ersetzt werden, ausgenommen sind bisher verkehrsberuhigte Bereiche wie etwa die Kapellengasse. Zudem soll in der neuen Tempo-30-Zone einheitlich „Rechts vor Links“ gelten. Trotz eindringlicher Einwände der Stadtverwaltung sowie der Fraktionen JW-OL und UFWG gegen die Erhöhung der erlaubten Geschwindigkeit votierte der Stadtrat mit knapper Mehrheit für die Änderung.
Besonders brisant: Auch zwei Stadtratsmitglieder der Grünen stimmten für Tempo 30. Kurz nach der Abstimmung stand Gastronom Benedikt Diem (UFWG) auf und verließ sichtlich erzürnt den Saal. Manfred Pfeiffer und Maximilian Behrends (JW-OL) bezeichneten das Votum kopfschüttelnd als „Wahnsinn“.
In Krumbach schneller Autofahren: Zwei Grünen-Stadträte stimmen für CSU-JU-Antrag
Eigentlich sollte der Antrag der CSU-JU noch weitere Änderungen für die Innenstadt enthalten. Laut Antrag war vorgesehen, die ganzwöchige Sperrung des Marktplatzes in den Sommermonaten aufzuheben. Stattdessen sollte der Marktplatz sowie seine Zufahrt über die Mindelheimer Straße in nördlicher Richtung ab Höhe Bierbrunnen im Sommer zwischen 19 Uhr und 5.30 Uhr des Folgetags gesperrt werden. Doch während der Stadtratssitzung zog Fraktionsvorsitzender Karl Liedel den Antrag zurück. Er begründete dies damit, zunächst Gespräche mit Anliegern führen zu wollen und das noch in Arbeit befindliche Verkehrskonzept abzuwarten. Das Thema wolle seine Fraktion in Zukunft erneut aufgreifen.
Sebastian Kaida (JU): „Einheitliches Tempo für besseren Verkehrsfluss“
Sebastian Kaida (JU) erklärte, dass es im Krumbacher Innenstadtbereich unterschiedliche Tempozonen und Vorfahrtsregelungen gebe. „Wir erhoffen uns von dieser Maßnahme eine Reduzierung der Schilder und einen besseren Verkehrsfluss.“ Das Anheben des Tempolimits von 20 auf 30 km/h schaffe eine Einheitlichkeit in der Kernstadt zwischen der Südstraße im Süden, der Lichtensteinstraße im Norden sowie der B300/B16 im Westen bzw. Osten.
Bürgermeister Hubert Fischer verwies auf das Verkehrskonzept. Man habe Geld und Energie investiert und wolle mit einem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) den Innenstadtbereich verkehrlich betrachten. „Mir wäre es lieber, wenn man nicht so oft und so schnell ändert, sondern das Thema im Gesamtkontext der Innenstadt sieht.“ Fischer übergab das Wort an seine Verwaltungsmitarbeiter, „die sich die vergangenen zehn Tage intensiv mit dem Antrag beschäftigt haben“.
Ordnungsamt: Etwa 20 Prozent der Autofahrer zu schnell unterwegs
Mathias Vogel vom Krumbacher Ordnungsamt, der regelmäßig mit der Polizei im Austausch steht, äußerte Sicherheitsbedenken bezüglich der Geschwindigkeitserhöhung. „Der Gesetzgeber gibt uns Tempo 20 für den verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit erhöhtem Fußgängerstrom an die Hand, um ein sicheres Queren der Straße zu ermöglichen.“ Zudem sei der Gehweg an vielen Stellen sehr schmal, etwa an der Eisdiele. Oftmals müssten Passanten auf die Fahrbahn ausweichen. „Wir wollen auch den Fahrradverkehr in der Innenstadt beleben und gefährliche Überholmanöver vermeiden.“ Die Auswertung der Verkehrsüberwachung in der Karl-Mantel-Straße (Tempo 20) habe gezeigt, dass in bis zu 20 Prozent der verfolgbaren Fälle die Geschwindigkeit überschritten wurde, so Vogel.
Stadtbaumeister Tobias Handel hält es für sinnvoll, „das Verkehrskonzept in das große Thema ISEK einzubetten. Es war etwas unglücklich, dass das Verkehrskonzept auf den Weg gebracht wurde, bevor das ISEK angestoßen wurde.“ In fünf bis sechs Terminen, an denen sich jeder einbringen könne und solle, werde es unter anderem um den Autoverkehr in der Innenstadt gehen. „Das Thema gehört in den großen Zusammenhang“, sagte Handel.
Tempo 20 habe sich bewährt, so JW-OL-Fraktionsvorsitzender Manfred Pfeiffer. „Ich kann alle Argumente der Stadtverwaltung nachvollziehen.“ Er gab zu bedenken, dass Autofahrer ohnehin erst ab einer bestimmten Geschwindigkeitsüberschreitung verwarnt würden und nur die wenigsten tatsächlich das vorgeschriebene Tempo einhielten. Soweit ihm bekannt sei, habe es seit Einführung von Tempo 20 keine Verkehrsunfälle mit verletzten Personen gegeben. Benedikt Diem sprach aus Sicht der vor Ort ansässigen Gastronomen und Hoteliers. Tempo 20 habe sich positiv auf die Internetbewertungen der Gäste hinsichtlich der Lärmbelastung ausgewirkt.
Knappe Mehrheit: Krumbacher Stadtrat entscheidet sich für Geschwindigkeitserhöhung
Peter Tschochochei (SPD) erinnerte an einen Antrag seiner Fraktion Ende 2022, einheitlich Tempo 30 einzuführen, und unterstützte nun den Vorstoß der CSU-JU. Er kritisierte, dass das Verkehrskonzept lange Zeit nicht vorangekommen sei. Christian Plail (UFWG) bezeichnete sich als „Abweichler“ in seiner Fraktion und unterstützte ebenfalls den Antrag für Tempo 30. Von den drei Grünen-Stadtratsmitgliedern meldete sich in der Diskussion niemand zu Wort. In der anschließenden Abstimmung votierten Angelika Hosser und Heinz Weber zusammen mit Plail für die Änderung und wurden damit zum viel zitierten „Zünglein an der Waage“. Ein Raunen ging durch die JW-OL- und UFWG-Fraktionen. „Es ist eine knappe Mehrheit, dann ist es so“, kommentierte Bürgermeister Fischer überrascht.
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