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Édouard Louis: „Monique bricht aus“ feiert die Freiheit

Buchkritik

„Monique bricht aus“ ist eine Feier der Freiheit

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    In „Monique bricht aus“ schildert der Autor Édouard Louis die Flucht seiner Mutter aus einer gewaltvollen Beziehung.
    In „Monique bricht aus“ schildert der Autor Édouard Louis die Flucht seiner Mutter aus einer gewaltvollen Beziehung. Foto: Emilio Naranjo, picture alliance/dpa (Archivbild)

    Kann man den Preis der Freiheit berechnen, fragt der Autor Édouard Louis, nachdem er die ersten vier Monatsmieten für die neue Wohnung seiner Mutter überwiesen hat. „Wie viele Frauen würden ein anderes Leben wählen, wenn man ihnen das entsprechende Geld überwiese?“ Louis hat das Geld. Und somit hat seine Mutter die Möglichkeit, ihren trinkenden und beleidigenden Partner zu verlassen.

    Wie das geht, weiß Monique. Denn es ist nicht das erst Mal, dass sie vor einem gewaltsamen Partner flieht. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass der französische Schriftsteller ein Buch darüber schreibt. Bereits in seinem 2021 erschienenen Roman „Die Freiheit einer Frau“ schildert er die Befreiung seiner Mutter aus einer gewaltsamen Beziehung. Damals trennte sie sich nach über 20 Jahren Ehe von ihrem Mann, Louis‘ Vater.

    Eine selbstbewusste Frau, die sich nichts mehr gefallen lässt

    Der Mann, der am Ende des einen Buches ein neues Leben verspricht, ist im zweiten derjenige, vor dem sie erneut flieht. Während sich der Vorgängerroman auf die dunklen Stunden in Armut und Monotonie konzentriert, beginnt „Monique bricht aus“ mit ihrer Flucht.

    Louis zeichnet seine Mutter als selbstbewusste Frau, die sich nichts mehr gefallen lässt. Kein einziges Mal kommt in diesem Roman das Wort „Opfer“ vor, stattdessen eine Protagonistin voller Euphorie und Neugierde. „Ich freue mich so, etwas Neues auszuprobieren“, jubelt sie mit hochgerissenen Armen über das erste libanesische Essen ihres Lebens. Es ist ein Ausbruch in die Freiheit, wie der Buchtitel treffend beschreibt.

    Es ist keine Leidensgeschichte, sondern ein Ausbruch

    Louis schildert die Geschichte seiner Mutter nicht als Leidensgeschichte. Dennoch verschweigt der studierte Soziologe nicht die Voraussetzung für die neugewonnene Freiheit. Er kenne keine Freiheit, schreibt Louis, die nicht gleichzeitig ein Ausbruch und damit Folge der Gewalt sei. Und somit warnt er seine Leserinnen und Leser davor, die Flucht seiner Mutter zu romantisieren. Eine Flucht sei vor allem Last und werde erst später – vielleicht – zu Lust.

    Trotzdem: Louis beschreibt seine Mutter in diesem Buch als so lebensfroh und stark, man kann diese Frau nur bewundern. Und ihrem Sohn darf man dankbar sein, ihre Geschichte so einfühlsam aufgeschrieben zu haben.

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