Die Amtseinführung eines neuen US-Präsidenten ist ja nicht nur politisch ein Großereignis, auch popkulturell wird da traditionell einiges aufgefahren. Marilyn Monroe, Frank Sinatra, Michael Jackson, Aretha Franklin, Beyoncé, haben alle schon für angehende Präsidenten gesungen. Ist ja auch eine Ehre, auf dem Podium vor dem Kapitol zu stehen. Aber für Donald Trump trällern? Wollen die wenigsten.
Country-Sängerin Carrie Underwood singt für Donald Trump „America the Beautiful”
Schon bei seiner ersten Amtseinführung vor acht Jahren hatte er Mühe, Prominente aufzutreiben, eine junge Casting-Show-Gewinnerin sang schließlich die Nationalhymne. Und auch diesmal war musikalisch für Trump nicht viel zu holen, Superstars wie Taylor Swift, Bruce Springsteen, Billie Eilish, Lady Gaga oder Jennifer Lopez hatten sich im Wahlkampf für Kamala Harris ausgesprochen.
Immerhin: Country-Sängerin Carrie Underwood hat sich jetzt bereiterklärt, den patriotischen Gassenhauer „America the Beautiful” bei der Amtseinführung zu singen. Die Blondine, die auf der Bühne gern Glitzer trägt und zur World’s Sexiest Vegetarian ernannt wurde, hatte Mitte der 2000er-Jahre eine Castingshow gewonnen und danach acht Grammys. In den USA zählt sie zu den bekanntesten Country-Sängerinnen, neben anderen Superstars steht sie aber eher wie ein B-Promi da.

Dass Underwood jetzt für Trump singt, begründete sie so: „Ich liebe unser Land und fühle mich geehrt, dass man mich gebeten hat, bei der Amtseinführung zu singen und ein kleiner Teil dieses historischen Ereignisses zu sein.“ Demütig folge sie dem Ruf in einer Zeit, in der alle im Geiste der Einheit zusammenkommen und in die Zukunft blicken müssen.
In den sogenannten sozialen Netzwerken kassierte Underwood prompt einen Shitstorm, während andere sie in den Pop-Himmel lobten. Ganz im Geiste der Einheit. Ob der Auftritt die Sängerin jetzt automatisch zur Trump-Anhängerin macht, darüber lässt sich streiten. Bislang hatte Unterwood darauf verzichtet, Kandidaten öffentlich zu unterstützen. Die Sängerin äußert sich auch selten politisch, hat sich aber für die gleichgeschlechtliche Ehe und gegen Schwarz-Weiß-Denken ausgesprochen.
Sie gilt als bodenständig und witzig, bei den „Country Music Awards“ 2017 dichtete sie eines ihrer Lieder um. Aus „before he cheats“ wurde „maybe next time he’ll think before he tweets.“ Erst denken, dann twittern, kleiner Seitenhieb gegen Trump. Wie ernst sie es jetzt mit ihrem Aufruf zur Einigkeit meint? Vielleicht ist es eine aufrichtige Botschaft, vielleicht nur der heuchlerische Versuch, mal wieder in die Charts zu kommen.
Trump kaperte den Hit der Disco-Band Village People „Y.M.C.A.“ für seinen Wahlkampf
Die Village People haben das ja bereits geschafft. Seit Trump deren Hit „Y.M.C.A.“ für seinen Wahlkampf kaperte, verstockt dazu tanzte und damit viral ging, wird das Lied millionenfach gestreamt. Die Band verdient ordentlich daran, mehrere Millionen Dollar, wie Leadsänger Victor Willis verlauten ließ. 2020 hatte er sich noch dagegen gewehrt, dass der Song von Trump instrumentalisiert wird, aber das Gemurre verhallte. Stattdessen bedankte sich Willis bei Trump, überließ ihm die Nutzungslizenz und stellte gleich noch klar, dass der Song weder eine Schwulenhymne sei noch Queerness feiere.

Passt ja auch nicht so recht zum Image des Rechtspopulisten, der Transmenschen aus dem Militär entfernen will und die Ehe für alle abschaffen könnte. Aber er hat den schwulen Hedgefondsmanager Scott Bessent zum Finanzminister ernannt, da kann er doch gar nicht so homophob sein? Alles Interpretationssache, alles ein wenig beliebig, das Image wird zurechtgebogen, da ist auch ein Pop-Song schnell umgedeutet, der seit seiner Veröffentlichung 1978 von der Homosexuellen-Bewegung als Hymne gefeiert wurde, weil die sechs Mitglieder als Cowboy, Polizist, Bauarbeiter, Indigener, Rocker und Soldat stereotype Männlichkeit verkörperten. Die passt dann auch wieder ganz gut in Trumps Welt. Dass er ausgerechnet Y.M.C.A. auswählte, mag aber auch daran liegen, dass es einer der abgedroschendsten und mainstreamigsten Songs überhaupt ist. Eingängige Melodie, simpler Rhythmus, vier Buchstaben, alle können mitgrölen. Das sorgt für gute Stimmung, ob auf der Keller-Party oder bei der Inauguration.
Auch der selbst ernannte Cowboy und Trump-Unterstützer Kid Rock spielt
Ein wenig scheint die Village People aber doch das schlechte Gewissen zu plagen, jetzt, da sie im Vorfeld der Amtseinführung für Trump spielen, zusammen mit Country-Sänger Billie Ray Cyrus und dem selbst ernannte Cowboy und Trump-Unterstützer Kid Rock. „Wir wissen, dass einige von euch das nicht gern hören werden, aber wir glauben, dass Musik ohne Bezug zu Politik gespielt werden sollte“, erklärte Sänger Willis. „Y.M.C.A.“ sei eine globale Hymne, die hoffentlich dazu beitrage, das Land nach einem turbulenten Wahlkampf zusammenzubringen, bei dem die bevorzugte Kandidatin verloren habe.
Für die eine stimmen, für den anderen spielen? Wäre nicht das erste Mal, James Brown trat 1969 auch für Richard Nixon auf, obwohl er nicht für ihn gestimmt hatte. Opportunistisch wollen die Village People nicht daherkommen, aber spätestens, wenn ein verurteilter Straftäter, notorischer Lügner und Populist vereidigt wird, ist Pop auch irgendwie politisch. Aber am Ende zählt das vielleicht doch das Geld und davon hat Trump genug. Allein für die Amtseinführung sammelte er Rekordspenden von mehr als 170 Millionen Dollar. Wenn das nicht reicht, hat er immer noch Elon Musk an seiner Seite.
"...da ist auch ein Pop-Song schnell umgedeutet, der seit seiner Veröffentlichung 1978 von der Homosexuellen-Bewegung als Hymne gefeiert wurde, weil die sechs Mitglieder als Cowboy, Polizist, Bauarbeiter, Indigener, Rocker und Soldat stereotype Männlichkeit verkörperten. Die passt dann auch wieder ganz gut in Trumps Welt." - Das mit stereotyp mag bei der woken Leserschaft ankommen, ändert aber nichts an dem Sachverhalt, dass der Indianer! echt indianischer Abstammung und auch noch schwul ist ;-)
Es ist einfach falsch, dass YMCA als Homo Hymne bei der Veröffentlichung gedacht war, sondern wurde später dafür vereinnahmt. Aber die woke Lebenseinstellung befindet sich in den USA derzeit sowieso auf dem absteigenden Ast. Früher wurde das Lied von Judy Garland -"Over the Rainbow" auch von den Freunden der gleichgeschlechtlichen Liebe vereinnahmt.
Ich finde es gut dass Trump das macht was er will.. und dass keine Deutsche/r was zu sagen hat.. Prima..!
Er ist ja auch für sein Land und Mischpoke zuständig. Leider leiden auch wir unter solchen grandiosen Narzissten wie eben ihn. Wie hörte ich jemand mal sagen der in der Psychiatrie arbeitet: Die gefährlichsten psychisch Kranken laufen draussen frei herum. Auch: Wir werden von Verrückten regiert.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden