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„Jurassic World: Wiedergeburt“: Scarlett Johannson jagt Saurier und weckt nostalgische Kinomomente.

Kinokritik

„Jurassic World“ findet zurück zu den Ursprüngen

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    Im Kino sind die Saurier nicht vom Aussterben bedroht: Scarlett Johansson als Zora Bennett und Jonathan Bailey als Dr. Henry Loomis in „Jurassic World: Die Wiedergeburt“.
    Im Kino sind die Saurier nicht vom Aussterben bedroht: Scarlett Johansson als Zora Bennett und Jonathan Bailey als Dr. Henry Loomis in „Jurassic World: Die Wiedergeburt“. Foto: Jasin Boland/Universal Pictures, dpa

    Im Gegensatz zu ihren realen Vorbildern, die bereits vor etwa 66 Millionen Jahren ausstarben, sind die Dinosaurier im Kino nicht totzukriegen. Schuld daran ist kein Geringerer als Steven Spielberg. Mit seinem „Jurassic Park“ (1991), der die prähistorischen Reptilien auf die ganz gegenwärtige Menschheit losließ, löste der große Mythenmacher des Kinos eine regelrechte Dinomania aus. Und auch heute noch sind die Saurier unterschiedlicher Couleur aus Gummi oder Plüsch aus keinem Kinderzimmer mehr wegzudenken. Sogar Chicken-Nuggets in Dinoform werden an die stets nachwachsende Schar kleiner Riesenreptilienfans verfüttert.

    Nachdem das Sujet in den neunziger Jahren mit einer Kinotrilogie gründlich ausgeweidet war, dauerte es knapp zwanzig Jahre, bis die Rechteinhaber den Stoff wieder aus ihrer Patentkiste hervorkramten. Ab 2015 tobten der Tyrannosaurus Rex und seine Artgenossen mit der ganzen Wucht digitaler Bildgestaltung über die Leinwand. Die drei Folgen, die auf die visuelle Maximierung des Spektakels setzten und die Humancharaktere weitestgehend als Statisten behandelten, spielten innerhalb von sieben Jahren schwindelerregende 3,98 Milliarden Dollar ein. Mit dem letzten Sequel „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (2022) war die Angelegenheit sichtbar auserzählt - aber so ganz wollte man die prähistorische Gelddruckmaschine doch noch nicht ausschalten.

    So eine Rolle schüttelt Scarlett Johannson aus dem Ärmel

    Und so kommt es nur drei Jahre später zu dem, was man in der profitgierigen Franchise-Industrie ein Relaunch nennt. „Jurassic World: Wiedergeburt“ lautet dann auch der pathetisch-prophetische Titel – ein Phänomen, das in Hollywood mittlerweile weiter verbreitet ist als im Buddhismus. Neu an dieser „Wiedergeburt“ ist vor allem die Besetzung, die von Superstar Scarlett Johannson als Frontfrau angeführt wird.  Sie spielt die erfahrene Söldnerin Zora Bennett, die von ihren oftmals zwielichtigen Auftraggebern aus Regierung und Privatwirtschaft für besonders gefährliche Aufgaben unter Vertrag genommen wird. So eine Rolle schüttelt eine Frau wie Johannson aus dem Ärmel. Schließlich hat sie als Black Widow in diversen Marvel-Filmen umfangreiche Erfahrungen im superheroischen Fach sammeln können.

    Diese Zora also wird von dem aalglatten Pharmavertreter Martin Krebs (Rupert Friend) angeheuert, der aus dem Blut von den drei größten Dinosauriern zu Lande, zu Wasser und in der Luft ein Medikament entwickeln will. Ihnen zur Seite steht der nerdige Paläontologe Henry Loomis (Jonathan Bailey), der über enzyklopädisches Dino-Fachwissen verfügt. Zum Team stößt noch Zoras langjähriger Kampfgefährte Duncan (Mahershala Ali), mit dessen Boot es zuerst einmal Richtung Äquator geht, wohin sich angesichts der Klimakrise die überlebenden Saurier aus den vorangegangenen Sequels zurückgezogen haben. Hier gilt es einem gigantischen Amphibien-Dino das Blut abzuzapfen.

    Der Regisseur beschwört nicht nur Gefahrensituationen herauf

    In der halsbrecherischen Jagd auf hoher See lässt Regisseur Gareth Edwards („Monsters“) ein wenig die Filmgeschichte mitatmen, wenn er die Walfangsequenzen zahlreicher „Moby Dick“-Verfilmungen augenzwinkernd zitiert. Später navigiert der magere Plot dann auf eine Insel, wo vor einer pittoresken thailändischen Kulisse eine diverse Schar an Saurier wartet. Die Jagddramaturgie bleibt überschaubar, aber man muss Edwards zugutehalten, dass er nicht nur Gefahrensituationen heraufbeschwört, sondern auch poetische Momente aus dem Sujet generiert. Wenn sich aus dem grünen Tal eine Schar von friedlich grasenden Gigantosauriern erhebt, ist das ein durchaus majestätischer Kinomoment.

    In die Handlung eingeflochten wird auch ein Vater, der mit seinen beiden Töchtern und einem verkifften Schwiegersohn in spe auf einem Segeltörn die Familienbande wieder zusammenschweißen will. Die Idee, nicht nur heroische Charaktere, sondern auch Normalsterbliche ins Biotop der Riesenechsen zu führen, erdet das Spektakel immer wieder und führt zu einigen gelungenen Humorsituationen. Das Drehbuch stammt von David Koepp, der nach dem Roman von Michael Crichton auch schon das Skript zu Spielbergs Dinodebüt schrieb. Und auch filmästhetisch spürt man deutlich, dass sich Edwards am Originalfilm des Meisters und nicht an der langen Reihe der Sequels orientiert. Gedreht wurde nicht auf digitalem, sondern auf 35-Millimeter Kodak-Filmmaterial, was der Angelegenheit große farbliche Brillanz und visuelle Tiefe verleiht. Entschlackt von aller digitalen Gigantomanie, führt diese „Wiedergeburt“ auch zurück zur Essenz des Originals, das die Menschen als vermeintliche Krone der Schöpfung ihrer Allmacht beraubte und auf die Plätze am unteren Ende der Nahrungskette verwies.

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