Jetzt hat er‘s also auch getan. Volker Klüpfel legt einen literarischen Alleingang hin und veröffentlicht seinen ersten Solo-Krimi. „Wenn Ende gut, dann alles“, hat der Kemptener Schriftsteller den Roman genannt und ihn mit einem längeren Untertitel versehen: „Svetlana, der Dichter und der Fall mit dem einsamen Kind“. Da klingt schon mal an, dass sich die Geschichte um ein ziemlich schräges Paar dreht. Im Zentrum stehen eine Frau aus der Ukraine und ein junger Möchtegern-Schriftsteller, die in einen kuriosen Mordfall hineinschlittern.
Damit setzt sich Klüpfel deutlich von den Kluftinger-Krimis ab, die er zusammen mit Michael Kobr in den vergangenen 22 Jahren geschrieben hat. Mit den vergnüglichen Geschichten rund um den Allgäuer Kommissar erreichten sie ein Millionenpublikum und landeten regelmäßig auf den Bestsellerlisten.
Volker Klüpfels erster Solo-Roman: „Ich wollte keinen weiteren Regionalkrimi schreiben“
Kompagnon Kobr ist schon vor eineinhalb Jahren aus dem Erfolgsduo ausgeschert. Der in Memmingen lebende Autor schrieb inzwischen zwei Krimis mit viel Lokalkolorit, die auf der Ostsee-Insel Bornholm angesiedelt sind und bei denen die Hauptfigur ebenfalls ein Kommissar ist, wenngleich ein ganz anderer als der schrullige Kluftinger. So etwas wollte Volker Klüpfel in seinem Solo nicht machen. „Ich hatte keine Lust auf einen weiteren Regionalkrimi mit einem Kommissar und klassischen Ermittlungen“, erzählt der 53-Jährige. Sein Agent habe ihm allerdings geraten, sich literarisch nicht weit von dem zu entfernen, was bisher gut funktioniert hat.

Also doch ein Krimi. Aber das wird den Lesern seines 400-Seiten-Romans erst im Lauf der Zeit klar. Zunächst dreht sich die Story um einen reichlich verkorksten „Dichter“, dem Klüpfel schelmisch einen belastenden Namen verpasst hat: Tommi Mann heißt der Ich-Erzähler, der einen Thriller schreiben möchte, über ein paar Seiten mit kruder Handlung aber nicht hinauskommt. Tommi lebt unter prekären Verhältnissen in einem Wohnmobil, das ihm sein Vater überlassen hat, zusammen mit einer ukrainischstämmigen „Putzfrau“. Damit das Hymermobil B550 schön sauber bleibt. Svetlana ist um Längen lebenstüchtiger als Tommi. Und deutlich schlauer. Die Beiden tun sich zusammen, als sie ein Kind aufgabeln, das im Wald ausgesetzt wurde.

Reichlich skurrile Charaktere hat Volker Klüpfel entworfen. Inspiriert wurde er dazu von der russlanddeutschen Frau, die bei Klüpfels zu Hause reinigt und ihm gern Ratschläge fürs Schreiben von Büchern gibt. Mit dem sonderbaren Gespann kann Volker Klüpfel sein Faible für humorvolle, bisweilen klamaukige Szenen ausleben, die ja auch bei den Allgäu-Krimis so gut ankommen. Tommi Mann ähnelt sogar Kluftinger, obwohl er eigentlich ein ganz anderer Typ ist. Beide stellen sich oft tölpelhaft an und versuchen dann, diese peinlichen Situationen zu überspielen oder sich herauszuwinden. Klüpfel geht dabei bisweilen an die Schmerzgrenze.
Running Gag in „Wenn Ende gut, dann alles“ sind die verdrehten Sprichwörter
Vergnügen bereiten vor allem die Dialoge zwischen Tommi und Svetlana. Da zeigt sich Volker Klüpfels Meisterschaft. Running Gag sind die Sprichwörter und Sinnsprüche, die er der Ukrainerin in den Mund legt. Weil sie die deutsche Grammatik nicht im Griff hat, kommen lustige Verdreher heraus. Einer hat es in den Titel geschafft: Wenn Ende gut, dann alles. Bevor es zum guten Ende kommt, wird es aber richtig spannend - wofür Klüpfel einige aberwitzige Wendungen erfindet.
Gespannt ist Volker Klüpfel in diesen Premierentagen auch selbst. Wie wird das Solowerk aufgenommen werden? „Der Buchmarkt ist unberechenbar“, sagt er. „Man kann Bestseller nicht machen.“ Gute Startchancen hat sein Krimi dennoch. Der klingende Autorenname öffnete ihm immerhin die Tür beim renommierten Penguin-Verlag in München. Mit ihm ist vereinbart, dass es vier Romane mit dem grotesken Paar geben wird. Klüpfel steckt schon mitten im zweiten Band.
Volker Klüpfel denkt nicht mehr täglich an Kommissar Kluftinger
Und wie geht es mit Kluftinger weiter? Könnte das Wandeln auf Solopfaden das Ende der erfolgreichen Autoren-Partnerschaft mit Michael Kobr bedeuten? Kluftinger-Fans können erst einmal aufatmen: Es werde eine weitere Folge mit dem Allgäuer Kommissar geben, versichert Klüpfel. Aber inzwischen lassen sich die beiden mehr Zeit zwischen den Veröffentlichungen. Erst im Herbst werden sie sich wieder zusammensetzen, um den Plot von Band 14 zu besprechen. Privat sehen sich die beiden kaum, beruflich arbeiteten sie nach wie vor gut zusammen, berichtet Klüpfel.
Mit seinem Soloroman ist Volker Klüpfel aber auch ein Stück weit von Kluftinger abgerückt. Früher habe sich sein Denken fast täglich um ihn gedreht, sagt der Schriftsteller. Das sei jetzt anders. „Ich könnte inzwischen auch ohne Kluftinger leben.“
Volker Klüpfel: Wenn Ende gut, dann alles. Svetlana, der Dichter und der Fall mit dem einsamen Kind. Penguin Verlag. 416 Seiten; 24 Euro (auch als Hörbuch erhältlich, gelesen von Shenja Lacher).
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden